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KEP-Markt China Ret-tungsinsel in der Not

Die guten Prognosen für den chinesischen KEP-Markt veranlassen die internationalen Expressdienstleister, noch mehr auf das Chinageschäft und auf den Inlandsmarkt des gelben Riesen zu fokussieren und dort zu investieren. Dadurch können Einbrüche insbesondere in den USA ausgeglichen werden. China gilt zudem als Wachstumsgarant für die Zukunft. Redaktion: Dirk Ruppik

Die internationale Finanzkrise hat dramatische Auswirkungen auch auf den KEP-Markt. DHL stellte aufgrund der eingebrochenen US-Wirtschaft vom 30. Januar 2009 an alle inneramerikanischen Dienste ein und fokussiert nur noch auf seine internationalen Angebote. Rettung in der Not verspricht insbesondere die Konzentration auf den chinesischen Markt, da die Inlandsnachfrage im Land der Mitte weiterhin stark ist und zur Überwindung des Einflusses der internationalen Krise gefördert wird. Der Logistikbereich gehört zu den zehn Hauptsektoren, die durch den chinesischen Industrie-Revitalisierungsplan seit Februar 2009 stimuliert werden. „In den letzten Jahren erreichte DHL eine zweistellige jährliche Wachstumsrate in China und wir sind zuversichtlich, das starke Wachstum auch in den nächsten Jahren beizubehalten“, erklärt Wu Dongming, geschäftsführender  Direktor von DHL-Sinotrans. „Der Expressmarkt des Landes wächst mit 25 bis 30 Prozent jährlich. Für die Zukunft wird weiterhin ein starkes Wachstum vorhergesagt“, fügt er an. „China ist ein wichtiger Bestandteil der internationalen Wachstumsstrategie von FedEx. Zum Beispiel ist das Sendungsaufkommen am Flughafen von Guangzhou, Baiyun – seitdem das Asia Pacific-Hub im Februar 2009 in Betrieb ging – mit einer bemerkenswerten Geschwindigkeit gewachsen.

Im Juli 2009 kletterte es um 917 Prozent auf 26.136 Tonnen, während der Frachtbereich im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent auf 56.796 Tonnen stieg“, erläutert Eddy Chan, Leiter China und Senior-Vizepräsident von FedEx Express. „Nachdem die Erholung der Wirtschaft nun begonnen hat, sehen wir, dass eine Reihe unserer Kunden in Erwartung einer höheren Nachfrage ihre Lager wieder aufstockt“, sagt Derek Woodward, Präsident von UPS Asia Pacific. „Laut des China Express Delivery Reports (2009) von ResearchInChina lag der Ertrag des chinesischen Expresszuliefer-Sektors bei 34,26 Milliarden RMB (3,7 Milliarden Euro) vom Januar bis September 2009. Er lag damit 14,8 Prozent höher als im gleichen Zeitraum im vorherigen Jahr. Die Industrie konnte an das schnelle und gleichmäßige Wachstum wieder anknüpfen. Das Volumen betrug 1,34 Milliarden Sendungen, 22,4 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode“, fügt Woodward an.

Boost auf internationalen Markt erwartet
Die vier bedeutenden Integratoren DHL, FedEx, UPS und TNT haben in den letzten Jahren den internationalen Markt mit dem gelben Riesen erfolgreich entwickelt. DHL ist laut der Studie „Express Opportunities in China“ (2007) der amerikanischen Marktforschungsagentur  Booz Allen Hamilton Marktführer im internationalen Expressmarkt in China mit 30 bis 34 Prozent, gefolgt von EMS und FedEx (19 bis 21 Prozent), UPS (18 bis 20 Prozent), TNT (sieben bis acht Prozent) und sonstigen Unternehmen (sechs Prozent). Die China Courier Service Corporation, die EMS Worlwide Express Mail Service China betreibt, wurde von der chinesischen Post 1985 für den Express-Briefdienst gegründet. China wurde unter anderem zum schnellst wachsenden Markt für die USA. Die große Nachfrage im Expressmarkt ist die Folge der wirtschaftlichen Liberalisierung (WTO-Beitritt am 11.12.2001, endgültige Öffnung des Expressmarktes in 2005), eines rapiden Anstiegs des internationalen Handels und der Entstehung eines großen heimischen Verbrauchermarktes. Ein Boost des Expressmarktes wird voraussichtlich durch das im Januar in Kraft getretene China-ASEAN-Freihandelsabkommen eintreten.

Neuer Protektionismus auf dem Inlandsmarkt
Die Integratoren wollen künftig mehr auf den Inlandsmarkt fokussieren. Dort treten sie gegen viele kleine lokale Express-Unternehmen und gegen EMS an. EMS verlor in den letzten Jahren stark an Marktanteil, besitzt aber immer noch ein Monopol im privaten Briefmarkt. Da der Inlandsmarkt stark fragmentiert ist, ist eine Akquisitionsstrategie weniger vielversprechend. Laut China Daily existierten im Lande Ende 2008 2.422 Expresszulieferer mit rund 227.000 Angestellten. Diese operieren meist zu niedrigen Preisen und auf einem niedrigen Servicelevel. Der Protektionismus von Provinzbehörden hat bisher insbesondere im Straßentransport große Expansionsstrategien verhindert. Daher setzt ein Teil der großen Expressunternehmen eher auf eine Kooperationsstrategie mit chinesischen Unternehmen. Bisher haben die internationalen Expressdienstleister kaum einen signifikanten Anteil am Markt. Durch die Änderung des chinesischen Postgesetzes Anfang Oktober wurden ausländische Unternehmen von der Expressbriefauslieferung ausgenommen. Sie können auf dem Inlandsmarkt nur Expresspakete befördern. Damit wird das staatliche Briefmonopol der China Post geschützt. Die Autoren des China Express Delivery Reports 2009 (FriedNet and Partners) schätzen, dass aufgrund des mörderischen Wettbewerbs 40 Prozent der lokalen Expresszulieferer und 30 Prozent der Franchise-Expressunternehmen künftig zusammengelegt, reorganisiert oder geschlossen werden.

Strategien der Integratoren
Das amerikanische  Unternehmen UPS betrieb in 2005 als erster Expresszulieferer eine hundertprozentige Tochtergesellschaft in China. Im Dezember 2008 eröffnete UPS ihr neues internationales Hub in Shanghai am Pudong International Airport, das Teil der Multi-Hub-Strategie des Unternehmens für das Land der Mitte ist. Es besitzt eine Paketsortier-Kapazität von 17.000 Stück und kann gleichzeitig Schwergut-Fracht handeln. „Das Hub öffnet die Türen zum Handel mit China weiter. Wir glauben, Shanghai wird dadurch ein noch attraktiveres Geschäftszentrum werden und unsere Kunden werden davon profitieren“, sagte Woodward. Am 9. Februar ging zudem das Shenzhen Asia Pacific Hub als Zeichen der anhaltenden Expansion von UPS in China in Betrieb. „Zu Beginn dieses Monats haben wir zudem unsere Absicht bekanntgegeben, unser Ersatzteillogistik-Netzwerk um 101 neue Field Stocking Locations (FSL) zu erweitern. Das Netzwerk wird 89 Schlüsselstädte mit mehr als 110 FSL umfassen. Die Erweiterung wird vielen Unternehmen zur Verbesserung ihres Afterservices verhelfen. Dazu können sie den UPS Zwei-, Vier- und Sechs-Stunden-Lieferdienst für den gleichen oder nächsten Geschäftstag nutzen“, sagte Woodward weiterhin. Das Unternehmen hat sein Serviceangebot im Land der Mitte erweitert. Dazu gehören „Online pick up“ (seit Juli 2009), UPS Returns® und E-Commerce. Durch die Partnerschaft mit einem der führenden Großhändler-E-Commerce-Plattformen (DHgate) werden zusätzliche Online-Tools bereitgestellt.

DHLs führender Kopf in China, Wu Dongming, beschreibt das firmeneigene Engagement wie folgt: „Wir wollen die erste Wahl des Kunden („First Choice of Client“) sein. Deswegen erweitern wir weiterhin unsere geographische Reichweite, Human Resources, unser Technologieinvestment, die Infrastruktur und entwickeln Qualitätsprodukte und -Services, wie unser „one voice interface“. Dadurch wollen wir unseren Marktanteil und den Ertragsrückfluss ausweiten.“ DHL hat das größte Luftexpress-Servicenetzwerk in China aufgebaut und bietet internationalen Express-Service in 401 Städte und einen Inlandsservice zu 128 Städten und rund 200 Bestimmungsorten. Der Integrator bietet mittlerweile für China folgende Produkte und Dienstleistungen an: DHL Express Worldwide, DHL Jumbo Box und DHL Jumbo Junior, DHL Import Express Worldwide, DHL Express 9:00, DHL Express 12:00, DHL Airport to Door Express, etc. Zudem hat DHL-Sinotrans drei Express Logistik Zentren im Land eröffnet. Weiterhin wurde „Economy Select“ eingeführt, um zumindest 15 Prozent Kostenersparnis für Kunden bieten zu können. „Das FedEx Asien-Pazifik-Hub in Guangzhou und unser globales Netzwerk werden dazu beitragen, den Handel zwischen China und der EU und Asien sowie zwischen den USA und Asien weiter zu entwickeln“, sagte Chan.Vor kurzem verstärkte das Unternehmen seine Übernacht-Services zwischen Asien und Europa mit der Einführung eines neuen Übernacht-Services, der das chinesische Festland, Hong Kong und Singapur mit Frankreich und Deutschland verbindet.

Darüber hinaus wurde der internationale Express-Service in China für eingehende Sendungen verstärkt, sodass Sendungen von überall in der Welt nach Shanghai nun bis 12:00 Uhr und damit sechs Stunden früher als bisher zugestellt werden. Weiterhin wurden Non-Stop-Flüge mit der neuen Boeing 777F von Shanghai zum SuperHub in Memphis aufgenommen. Neben der damit verbundenen Treibstoffeinsparung, die auch der Umwelt zugute kommt, erlaubt die globale Reichweite dieses Flugzeuges zwischen den wichtigsten Märkten und Drehkreuzen in Asien, Europa und den USA mit weit mehr Fracht und in kürzerer Zeit zu verkehren, als dies bisher möglich war. Dadurch können die Kunden die Sendungen später abholen. FedEx bietet folgende verbesserte Dienstleistungen in China an: GPRS-Tracker, Abhol- und Zustellservice an Samstagen, Zustellnachweis und Geld-zurück-Garantie für alle Services mit Lieferung zu einem genau definierten Zeitpunkt. Der maximale Frachtwert pro Inlandszustellung beträgt nun 250.000 chinesische Renminbi Yuan (26.890 Euro) pro internationaler Sendung (gilt nicht für Objekte von außerordentlichem Wert).

Für E-Commerce-Kunden und als Sonderkundenservice bietet der Zulieferer die Zahlung-bei-Anlieferung. Bei seinen internationalen Express-Services bietet das Unternehmen seinen Kunden diverse Transportservices an, um individuellen Anforderungen, Fristen und Budgets gerecht zu werden. 2009 führte FedEx International Economy (IE) ein, um Kunden mit weniger zeitkritischen Sendungen eine kostengünstige Alternative zu bieten. Auf dem Inlandsmarkt wurde gemäß Kundenwunsch eine marktorientierte Preisstaffelung eingeführt. Das Inlandsangebot reicht von der Zustellung zu einem genau definierten Zeitpunkt am Morgen des nächsten Werktages, über die Zustellung innerhalb von 24 Stunden bzw. von 48 Stunden bis zur Standard-Zustellung. FedEx bedient mehr als 400 Städte im Land der Mitte.

Quelle: Logistik express Ausgabe 1/2010

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