Klug sucht den Weg aus der Krise

Erst spät am Vorabend des „Tages der Arbeit“ kommt Roman Sorgenfrei etwas zur Ruhe. Der Diplom-Ingenieur ist einer der beiden Geschäftsführer des Teunzer Unternehmens Klug GmbH integrierte Systeme und versucht derzeit gemeinsam mit Firmengründer Dipl.-Ing. (FH) Johann Klug zu retten, was zu retten ist. Das Amtsgericht Amberg hat am Freitag ein vorläufiges Insolvenzverfahren über die Klug GmbH integrierte Systeme eingeleitet. Klug steckt in einer akuten Liquiditätskrise, nach Jahren ungebremsten Wachstums.

Der Liquiditätsengpass habe sich bereits zur Jahreswende angedeutet, erzählt Sorgenfrei im Gespräch mit der MZ. Klug habe im vergangenen Jahr zwei große und wie sich später herausstellte defizitäre Projekte übernommen, die dem Unternehmen das Eigenkapital geraubt hätten. Auf der anderen Seite hatte das Teunzer Unternehmen laut Sorgenfrei in den vergangenen zwei Jahren erheblich in Personal investiert. Heute zählt Klug etwa 310 Mitarbeiter. Vor zwei Jahren seien es noch 100 weniger gewesen. Damit habe man versucht, dem Wachstum gerecht zu werden.

Steigende Personalkosten bei gleichzeitig rückläufigen Einnahmen hätten im ersten Quartal dieses Jahres eine Schere aufklaffen lassen, die die Unternehmensleitung nicht mehr zu schließen vermochte. „Wir mussten handeln und haben keine Lösung gesehen“, sagt Sorgenfrei. Am 24. April beantragten er und Klug die Insolvenz, am 25. April habe das Amtsgericht Amberg den Antrag angenommen.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter des Intralogistikanbieters ist der Münchner Rechtsanwalt Axel W. Bierbach bestellt worden. In Branchenkreisen ist der Münchner Fachanwalt für Insolvenzrecht kein Unbekannter. Prominenter Kunde ist derzeit die Münchner Abendzeitung. Gemeinsam mit Bierbach sucht die Unternehmensleitung Wege aus der Finanzklemme. Sorgenfrei beschreibt die Arbeit als „sehr konstruktiv“. Klug wolle für seine Kunden das Geschäft aufrechterhalten.

Zeiten wie diese ist man bei Klug nicht gewöhnt. Das Teunzer Unternehmen wurde 1995 gegründet und ist auf die Entwicklung computerbasierter Logistiksysteme und den Anlagenbau für Lager- und Fördertechnik spezialisiert. Klug unterhält Büros in der Schweiz und in Spanien. Das Unternehmen ist seit Jahren einer der Vorzeigebetriebe in der Region. Ein internationaler Kundenstamm voller wohlklingender Namen füllt die Liste der Referenzen. Aus dem Landkreis Schwandorf zählen unter anderem die Schwandorfer Landmaschinenfirma Horsch und der Elektronik-Händler Conrad zu den Kunden, darüber hinaus aber auch Namen wie Swarovski, Still, Triumph oder Zentis. Es gebe Partner, die fragen, wie sie dazu beitragen könnten, Klug zu helfen, beschreibt Sorgenfrei die Wertschätzung.

18 Jahre des Wachstums krönte im vergangenen Jahr eine Kooperation mit dem Neutraublinger Hersteller für Abfüllanlagen Krones. Die Krones AG beteiligte sich mit fünf Millionen Euro an Klug und hielt damit einen Anteil von mehr als 25 Prozent an dem Teunzer Unternehmen. Mit der Beteiligung hatten Klug und Krones einen Kooperationsvertrag zur Umsetzung operativer Ziele abgeschlossen. So sollte das Unternehmen am Standort Teunz langfristig gesichert und international auf Wachstum ausgerichtet werden. Die beiden Unternehmen wollten ihr Fachwissen aus der Getränkeindustrie und der Intralogistik vereint anbieten. Doch möglicherweise war das Wachstum bei Klug in den vergangenen anderthalb Jahren auch aufgrund dieser Kooperation zu steil. Krones-Finanzvorstand Christoph Klenk erklärte mittlerweile, sein Unternehmen hätte die komplette Beteiligung von fünf Millionen Euro an Klug bereits abgeschrieben. Trotzdem verteidigte Klenk die Beteiligung im Januar 2013 als „taktisch richtig“.

Sorgenfrei setzt bei der Suche nach einem Weg aus der Krise deshalb weiterhin auf den Neutraublinger Riesen und hofft auf eine erneute Zusammenarbeit. In den nächsten Tagen gelte es, die weitere Zusammenarbeit mit Partnern auf die Reihe zu bekommen und für die mittlere Zukunft Investoren zu finden. Vier bis sechs Wochen habe Klug Zeit, sich neu aufzustellen, sonst verliere das Unternehmen für seine Kunden die Glaubwürdigkeit. Etliche geplante Großprojekte habe man auf die Warteliste setzen müssen. „Dazu fehlt uns momentan die sichere Zukunftsperspektive“, sagt Sorgenfrei.

Ob mit der Neustrukturierung auch ein Personalabbau einhergehen werde, vermag der Geschäftsführer nicht zu sagen. Man werde nicht umhin kommen, die einzelnen Bereiche auf ihre Produktivität zu prüfen. Große Reduzierungen seien allein deshalb aber schon unwahrscheinlich, da dem Unternehmen sonst seine Substanz genommen werde. Unter den Mitarbeitern sei die Stimmung betroffen. „Das kennt man halt bei Klug nicht“, sagt Sorgenfrei. „Aber unsere Leute werden uns nicht abspringen.“ Die seien typische Oberpfälzer – hemdsärmlige Mitarbeiter, die motiviert seien, mit dem Unternehmen weiterzugehen. „Wir sind hoffnungsvoll“, sagt Sorgenfrei, dessen Name und Gemütszustand an diesem Vorabend des 1. Mai so gar nicht zusammenpassen wollen.

Quelle: Klug integrierte Systeme

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