Knackig bis zum Ladenschluss
Wiens Großbäcker Ankerbrot transportiert täglich 200 Tonnen Backwaren. Die immer mehr werdenden nächtlichen Zustellverbote machen Bündelungsversuche zunichte. Schon vor 120 Jahren war die Brot-Logistik wohlüberlegt. Dass sich die Ankerbrot-Fabrik auf dem Laaer Berg im südlichen Teil Wiens befindet, hat einen simplen logistischen Hintergrund. Bergab ließ sich der Transport von Brot und Semmeln in die Stadt mit den Pferdefuhrwerken mit weniger Energieaufwand bewerkstelligen. Zurück kamen die Fuhrwerke leer, und da ging es auf den Berg leichter hinauf. Ankerbrot ist heute logistisch flexibel aufgestellt und sieht in der Abwicklung der täglichen Transporte von 200 Tonnen Backwaren aller Art eine ganz wichtige strategische Kernkompetenz, wie Andreas Raub, Logistikleiter bei Ankerbrot, betont. Das Unternehmen, das der deutschen Familie Ostendorf gehört, managt die Transporte zu den eigenen Filialen und in den Lebensmittelhandel mit den eigenen LKW, weil „wir damit wesentlich flexibler in der Disposition sind und nicht externen Unwägbarkeiten ausgeliefert sind“, erklärt Raub im Gespräch mit Logistik express. Kleine Zeitfenster sind großes Problem Zuvor konnten die 130 täglichen Touren durch die Wiener Stadt zeitlich flexibler disponiert werden. Einen LKW um 3 Uhr morgens durch die Stadt zu schicken ist wirtschaftlicher, weil er schnell vorankommt und die Stadt in einer halben Stunde durchquert. Ab 6 Uhr morgens ist auf Wiens Straßen der Teufel los und „braucht der LKW für die gleiche Wegstrecke eineinhalb Stunden“. Das kostet mehr Treibstoff und verdreifacht den CO2-Austoß, gibt Raub zu bedenken. Nicht selten kommt es vor, dass zwei Lieferadressen nicht weit voneinander entfernt liegen, doch wenn für eine Adresse ein Nachtanlieferverbot besteht, kann nur an einer Adresse (weil ohne Verbot) um 3 Uhr abgeladen werden. Und der LKW muss zum Nebengeschäft wegen des Nachtanlieferverbots um 6 Uhr morgens noch einmal kommen. Raub ist in Gesprächsrunden mit der Stadt Wien und der Wirtschaftskammer zu diesem Thema involviert und hat wiederholt auf diesen Hemmschuh hingewiesen. Hier sei die Politik gefordert, die strengen Auflagen des Nachtanlieferverbots zu überdenken, plädiert der Logistiker. (MT) Logistik express Redaktion: Markus Trostmann |