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Konjunkturumfrage der IV-NÖ: Abschwung, aber noch keine Rezession

Das IV-NÖ Konjunkturbarometer – als Mittelwert aus der Beurteilung der gegenwärtigen und zukünftigen Geschäftsentwicklung – ist seit dem vierten Quartal 2019 von +21,4 auf +13,5 Punkte gesunken. „Nach einer Zeit der starken und robusten konjunkturellen Lage, herrscht bei den befragten Unternehmen nun Ernüchterung und Zurückhaltung“, erklärt Mag. Michaela Roither, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung NÖ (IV-NÖ).

Trotz-dem sieht die IV-NÖ noch keine Rezession in naher Zukunft. „Schließlich hat die Regierung in den vergangenen Monaten wichtige Maßnahmen zur Stärkung des Industriestandorts gesetzt. Dazu zählen das neue Arbeitszeitgesetz und die beschleunigten Genehmigungsverfahren von Infrastrukturprojekten“, so Roither. Darüber hinaus sei es noch wichtig, das von der Bundesregierung für 2022 vorgesehene Wirtschaftsentlastungpaket ein Jahr früher umzusetzen. „Wenn die angekündigte Steuerreform rasch kommt und kräftig ausfällt, dann könnte Öster-reich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus eigener Kraft eine Rezession vermeiden“, so Roither. Vor allem die Senkung der Körperschaftssteuer (KÖSt) müsste möglichst rasch erfolgen, um die Investitionen im Land voranzutreiben. „Auch der Faktor Arbeit muss steuerlich entlastet werden, sodass den Beschäftigten wieder mehr netto vom brutto bleibt“, so Roither.

ZT: Verschlechterungen bei der Einschätzung der aktuellen Lage.
Bei den Detailergebnissen zeigt sich, dass sich vor allem die Einschätzung der aktuellen Situation eingetrübt hat. So sank der Bewertungssaldo bei der derzeitigen Geschäftslage von +45 auf +32 Prozentpunkte, und beim derzeitigen Auftragsbestand von +50 auf +41 Prozentpunkte. Unterm Strich überwiegt jedoch noch die Mehrheit jener Betriebe, die ihre aktuelle Geschäfts- und Auftragslage als „gut“ bezeichneten. Die Einschätzungen zu den aktuellen Auslandsaufträgen hielten sich stabil, wobei es hier schon im letzten Quartal zu deutlichen Verschlechterungen gekommen ist. „In Niederösterreich hängen rund 240.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt am Export. Wir hoffen daher, dass die Handelskonflikte abnehmen und es beim BREXIT bald zu klaren Entscheidungen kommt. Nur so können wir unsere Exportquoten halten und weiter ausbauen“, so Roither.

ZT: Aufwärtstrend beim Beschäftigtenstand, Fachkräftemangel bleibt aktuell.
Einmal mehr verbessert hat sich der Parameter rund um den Beschäftigtenstand in drei Monaten: Hier stieg der Bewertungssaldo seit dem vierten Quartal von -14 auf +2 Punkte, und liegt damit seit dem Sommer 2018 erstmals wieder im positiven Bereich. Gut die Hälfte der befragten Unternehmen (52%) rechnet mit einem gleichbleibenden Personalstand, knapp jedes vierte Unternehmen (24%) geht davon aus, in den nächsten drei Monaten weitere Beschäftigte einzustellen. „Dass knapp jedes vierte Unternehmen in den nächsten drei Monaten zusätzliches Personal einstellen möchte, ist auch eine vorbeugende Maßnahme. Die Betriebe stellen sich darauf ein, dass sich der Fachkräftemangel weiter zuspitzen könnte. Vor allem im MINT-Bereich, also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sind gute Fachkräfte Mangelware. Das betrifft alle Ausbildungsniveaus und wird sich aufgrund der Digitalisierung noch verschärfen“, so Roither.

Leichte Verschlechterungen gab es im Vergleich zum vierten Quartal 2018 bei der Produktionstätigkeit in den nächsten drei Monaten (Saldo sank von +6 auf +3) sowie bei der Produktionskapazität in den nächsten drei Monaten (Saldo sank von -3 auf -6). „Hier zeichnet sich bereits ab, dass die große Boom-Phase aus dem Vorjahr vorbei ist und die Un-ternehmen bei der Gestaltung ihrer Produktionspläne vorsichtig sind“, so Roither. Bei den Verkaufspreisen in den nächsten drei Monaten hat sich die Stimmung deutlich verschlechtert: Dabei sank der Saldo von +3 auf -11 Punkte. „Das ist unter anderem auf die steigenden Rohstoffpreise zurückzuführen, die eine Kostenüberwälzung erforderlich machen. Gleichzeitig erlaubt die verhaltene Nachfrage in vielen Märkten nur geringe Preisspielräume“, so Roither.

ZT: Skepsis bei künftiger Geschäftslage sowie bei Ertragssituation.
Die Einschätzungen zur Geschäftslage in sechs Monaten haben sich ebenso leicht verschlechtert (Saldo sank von -3 auf -5). Verunsicherung zeichnet sich zudem bei der aktuellen Ertragssituation ab: Hier sank der Saldo seit dem vierten Quartal 2018 von +19 auf +8 Punkte. Insgesamt gehen 71 Prozent aller Betriebe aktuell von gleichbleibenden Erträgen aus. Bei der Ertragssituation in sechs Monaten sind die Betriebe wieder ein wenig optimistischer: Der Saldo stieg von -21 auf -13 Punkte, liegt damit aber immer noch deutlich im negativen Bereich. Zwar rechnen 69 Prozent der befragten Unternehmen mit einer gleich bleiben-den Ertragssituation im nächsten halben Jahr, mehr als jedes fünfte Unternehmen (22%) geht jedoch von einer Verschlechterung aus. Nur neun Prozent der Betriebe erwarten in den nächsten sechs Monaten bessere Erträge.

Befragungsmethode:
Bei der Befragung, die die IV-NÖ quartalsweise in Auftrag gibt, haben dieses Mal 33 Unter-nehmen mit insgesamt 17.471 Beschäftigten teilgenommen. Der Befragungszeitraum umfasste den 4. März 2019 bis 4. April 2019. Bei der Konjunkturumfrage der IV kommt die folgende Methode zur Anwendung: Den Unter-nehmen werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) Prozentanteile dieser Antwortkategorien, danach wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den Prozentanteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Diese Werte werden auch für die grafische Darstellung der Ergebnisse herangezogen.

Pressefotos unter: niederoesterreich.iv.at/de/presse

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