|

Konkurrenzkampf neu entfacht

Die Flughäfen Wien und Linz stehen schon allein wegen ihrer geographischen Nähe im Luftfracht-Bereich in starker Konkurrenz zueinander. Zwar sind die Dimensionen des Frachtgeschäfts volumensmäßig unterschiedlich, doch Linz Hörsching gibt sich serviceorientiert und punktet beispielsweise im Ad-hoc-Geschäft, aber auch in der Gunst des Heimcarriers Austrian Airlines, zwischen Wien und Linz wieder mehr tägliche Flüge abzufertigen.

Beim Vergleich der Air-Cargo-Aktivitäten auf beiden Airports fällt auf, dass in Wien in den ersten sieben Monaten dieses Jahres das Luftfrachtgeschäft um beinahe vier Prozent auf 163.000 Cargo-Tonnen gegenüber 2010 zurückgefallen ist. In Linz hingegen legte Air Cargo im ersten Halbjahr um 14 Prozent auf mehr als 24.000 Tonnen zu. Davon entfielen rund 38 Prozent auf geflogene Fracht und zehn Prozent machten die Road-Feeder-Services auf dem Boden aus. Entscheidungskriterium für die Wahl von Frachtkunden für Wien oder Linz ist nicht die Entfernung der Flughäfen voneinander, sondern vielmehr deren Leistungsportfolio. Und hier glaubt man in Linz ganz gute Karten in der Hand zu haben. „Wir bieten kurze Umschlagszeiten und bei uns ist der Frachtkunde König“, sagt Flughafensprecher Ingo Hagedorn gegenüber dem Logistik express.

Das starke Servicebemühen werde von den Kunden entsprechend honoriert. So wurden infolge der Nordafrika-Krise Waren statt mit Fährschiffen mit Flugzeugen via Linz nach Tunesien geflogen. Ein typisches Ad-Hoc-Geschäft, von dem der Flughafen pro Jahr einige hat und so die Cargo-Kapazitäten gut auslasten kann. Den Grund für die starke Verankerung des Frachtgeschäfts sei auch, dass „wir auf den Märkten sehr aktiv sind“, ergänzt Hagedorn. Auf Linz ist schon im Vorjahr bei der Luftfracht „voll die Post abgegangen“, erinnert sich Anton Gierlinger, Leiter Betriebswirtschaft des Flughafen Linz. Das Volumen stieg 2010 um 34 Prozent auf 45.000 Tonnen. In diesem Jahr rechnet man mit einem weiteren Wachstum von rund fünf Prozent. Zu den Kunden in Linz zählt der KEP-Dienstleister DHL Express, der einmal täglich mit einem Flieger Fracht nach Linz fliegt und hier in das Österreich-Verteilsystem einschleust. Es ist der einzige Flughafen, den DHL Express in Österreich anfliegt. Der nächste Airport ist Bratislava, wohin DHL fliegt und die Österreich-Sendungen per Lkw-Trucking zum neuen zentralen Verteilungshub nach Guntramsdorf bei Wien bringt.

Die komplette Abfertigung der Sendungen wird jedoch unabhängig davon durch die österreichische DHL-Express-Organisation durchgeführt und wurde erst im April dieses Jahres nach Zusammenlegung der beiden Wiener Standorte Bleibtreustraße und Guntramsdorf in den ausgebauten Standort Guntramsdorf integriert, verlautet seitens DHL.  Warum landen die Flieger in Bratislava und nicht in Wien? „Die Verlegung des Fluges von Wien nach Bratislava war Teil der Optimierung des europäischen Flugnetzwerks“, sagt Ralf Schweighöfer, Geschäftsführer von DHL Express Österreich. Durch die Umstellung können seither die Märkte Slowakei, Ungarn, Teile Tschechiens und Österreichs besser bedient werden.  

Wien bleibt
wichtigstes Hub
Auch wenn Fracht auf VIE im ersten Halbjahr 2011 rückläufig war, so bleibt als Faktum:  Der Wiener Flughafen ist das wichtiges Cargo-Hub in Österreich und blickt auf ein positives Jahr 2010 zurück Air Cargo legte 2010 um 16 Prozent auf 296.000 Tonnen zu. Der Anteil der geflogenen Fracht machte 219.000 Tonnen aus, was ein Plus von 18 Prozent war. Bei den Road Feeder Services (RFS) gab es mit 77.000 Tonnen einen Zuwachs von 12 Prozent. Den Grund für das gute Abschneiden sieht man in der Tatsache, dass die Konjunktur wieder angesprungen ist und der Flughafen von Mitbewerbern Marktanteile abringen konnte. Cargo ist ein volatiles Geschäft und das Ziel für 2011 wären fünf Prozent Wachstum. Auf VIE geplant sind in diesem Jahr die Schaffung von neue Abstellpositionen und Manipulationsflächen direkt beim Air Cargo Center, um hier die Kapazitäten zu erhöhen. In der Passage hat VIE im ersten Halbjahr deutlich besser abgeschnitten: Beinahe 12 Mio. Passagiere wurden abfertigt, um acht Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Wien hat eine wichtige Drehscheibenfunktion für Austrian und deren Mutter Lufthansa. Erst jüngst betonte Lufthansa-Konzernvorstand Stefan Lauer in Wien, wie sehr Lufthansa VIE für seine Wachstumsstrategie Richtung Osteuropa brauche und daher hoffe, dass die Politik mitzieht, um VIE als Wirtschaftsstandort im Interesse der Airlines zu festigen.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar