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Leise Lieferung

Meyer Logistik will zeigen, dass eine leise und saubere Belieferung von Lebensmittelmärkten machbar ist. Das auf Frischelogistik spezialisierte Unternehmen setzt zwei elektrisch angetriebene 18-Tonnen-Lkw ein.

Die Idee, elektrisch angetriebene Lkw in den rund 1.200 ziehende Einheiten umfassenden Fuhrpark aufzunehmen, begeistert die Verantwortlichen deshalb schon seit einigen Jahren. „Wir versorgen die Menschen mit den Dingen, die sie im Alltag brauchen“, erklärt Matthias Strehl, Geschäftsführer von Meyer Logistik. „Dazu müssen wir mit unseren Lkw auch in die Ballungsräume fahren. Es ist uns aber sehr wichtig, dass deren Bewohner so wenig wie möglich von den Begleiterscheinungen spüren.“ Darum gehören die Frische-Experten aus Friedrichsdorf bei Frankfurt stets zu den ersten Transportdienstleistern, die auf die jeweils neueste umweltfreund-liche Fahrzeugtechnik setzen. „Ein Lkw, dessen Antrieb leiser ist als seine Rollgeräusche und der außerdem keinerlei Schadstoffe ausstößt, ist für uns das ideale Fahrzeug im Verteilerverkehr“, befindet Matthias Strehl. Mit der Schweizer High-Tech-Schmiede E-Force One fand Meyer Logistik schließlich einem Partner, der den elektrischen Antrieb zusammen mit der Batterietechnik konsequent für den Einsatz im Verteiler-Lkw optimiert hat. „Wir waren überrascht von der Kraft und den Fahreigenschaften“, erzählt Matthias Strehl. Mit einer Nennleistung von 300 KW (408 PS) sind die Lkw von E-Force One Diesel-Fahrzeugen derselben Gewichtsklasse klar überlegen.

Gut 300 Kilometer Reichweite
Die Reichweite der beiden 18-Tonner beträgt gut 300 Kilometer. Damit schafft Meyer Logistik im Großraum Berlin, wo die Fahrzeuge exklusiv für die Projektpartner Lidl und Rewe eingesetzt werden, problemlos eine Doppelschicht. Pro Tour können 18 Europaletten oder 30 Rollcontainer transportiert werden, genau wie bei einem vergleichbaren Diesel-Lkw. „Die Eigenschaften der Elektro-Lkw passen wunderbar zu unserem Geschäftskonzept, der regionalen Verteilung von frischen Lebensmitteln“, berichtet Matthias Strehl. „Das ist kein Forschungsprojekt, sondern Echtbetrieb“, betont er. „Natürlich erheben wir eine Reihe von Daten, aber wir setzen die beiden E-Force so ein wie alle anderen Lkw auch. Der einzige echte Unterschied ist, dass sie aufgeladen werden und nicht betankt.“

Meyer Logistik rechnet bei seinen beiden Innovationsträgern mit einem Energieverbrauch von 60 bis 90 Kilowattstunden auf 100 Kilometern im Überland- und Cityverkehr, was etwa sechs bis neun Litern Dieselkraftstoff auf 100 Kilometern entspricht. Das ist rund ein Drittel des Energieverbrauchs eines vergleichbaren Diesel-Lkw. Grund für diese positive Bilanz: Die bereitgestellte Energie wird fast vollständig in Bewegungsenergie umgesetzt, der Wirkungsgrad des Antriebs beträgt 97 Prozent. Obwohl die Anschaffungskosten für die Elektro-Fahrzeuge um das Zweieinhalb- bis Dreifache über denen für vergleichbare Diesel-Lkw liegen und keine Fördergelder für das Projekt fließen, hält es Matthias Strehl daher für möglich, sie wirtschaftlich zu betreiben.

Deutschland-Premiere
Meyer Logistik hatte das Projekt früh zur Chefsache erklärt und die Koordination mit allen Projektpartnern innerhalb weniger Monate durchgezogen, obwohl es so gut wie keine Erfahrungswerte gab, auf die man zurückgrei-fen konnte. Gemeinsam mit einer Handvoll umweltbewusster und engagierter Partner hat das Unternehmen das Projekt gestemmt. Den Antrieb hat das Schweizer Startup-Unternehmen E-Force One selbst hergestellt und in Iveco-Fahrgestelle der Modellreihe Stralis eingebaut. Bei Iveco Schweiz waren zuvor nicht nur der komplette Dieselmotor und das Getriebe ausgebaut worden, sondern auch Dieseltank, Rußfilter, Auspuff und Druckluftbehälter. So wurde Platz für die beiden 400-Volt-Batterien und das elektrische Antriebsaggregat geschaffen. Rohr Nutzfahrzeuge installierte auf beiden Fahrzeugen Einkammer-Koffer mit Dhollandia-Ladebordwänden und der Kältetechnikspezialist Frigoblock schloss zwei seiner rein elektrisch betriebenen Transportkühlmaschinen an. Lidl und Rewe haben ebenfalls großen Anteil an der Reali-sierung des Projekts. Sie haben gemeinsam mit Meyer Logistik Konzepte erarbeitet, welche die Auslastung der Elektro-Lkw langfristig garantieren. „Wir haben hier gemeinsam ein sehr aufwändiges Projekt koordiniert und umgesetzt“, freut sich Matthias Strehl. „Jetzt können wir sagen, dass Elektromobilität bei Meyer Logistik nicht mehr Zukunft ist, sondern Gegenwart.“

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 3-2014

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