Logistik-Indikator: Deutsche Logistikkonjunktur setzt Aufwärtstrend fort

Die konjunkturelle Dynamik in der deutschen Logistikwirtschaft bleibt aufwärts gerichtet. Das geht aus der jüngsten Erhebung (Septemberbefragung) zum Logistik-Indikator hervor, den das Institut für Weltwirtschaft im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. ermittelt. 
 
Der abermals verbesserte Wert für das Gesamtklima in der Logistikwirtschaft legte um weitere 7,6 auf nunmehr 122,2 Punkte zu. Während die Lageeinschätzung mit 115 Zählern praktisch auf dem Vorquartalsniveau stagnierte, zogen die Erwartungen für die nächsten 12 Monate deutlich an (Anstieg um knapp 15 Punkte auf jetzt 129,4 Zähler). War die Aufwärtsentwicklung im bisherigen Jahresverlauf dem Aufschwung unter den Logistikdienstleistern geschuldet, so tragen nunmehr beide Marktseiten zur Expansion bei. Besonders ausgeprägt ist die Klimaverbesserung bei den Logistikanwendern in Industrie und Handel. Der entsprechende Klimaindikator zog nach zweijähriger Abwärtstendenz mit fast 11 Punkten erstmals wieder deutlich an. Auf der Anbieterseite setzte sich die seit Jahresbeginn zu beobachtende Aufwärtsentwicklung fort, wenn auch mit gedämpften Tempo (Anstieg um 4,6 auf 118,9 Indexpunkte). 
 
Die Klimaaufhellung spiegelt sich auch in der in dieser Befragung erstmals erhobenen kurzfristigen Geschäftstendenz für das kommende Quartal wider, wobei die Logistikdienstleister deutlich optimistischer sind als die Industrie -und Handelslogistiker. Demnach erwartet per Saldo knapp die Hälfte der Dienstleister (49 Prozent) und ein Viertel der Anwender eine höhere Logistikaktivität in den nächsten drei Monaten. Auf der Anbieterseite geht die Klimaverbesserung auf eine Aufhellung der Erwartungen für die kommenden 12 Monate zurück (Anstieg um 13,6 auf 128,5 Punkte), wodurch die leichte Eintrübung der Lageeinschätzung (Rückgang um 4,4 auf 109,3 Punkte) mehr als kompensiert wurde. Die Lagebeurteilung bewegt sich somit wieder näher an der neutralen 100-er Marke. Zwar hat sich die Auftragslage insgesamt gegenüber dem Vorquartal etwas verbessert, der Auftragseingang aus dem Inland war jedoch nur noch verhalten aufwärts gerichtet und im grenzüberschreitenden Geschäft konnte das kräftige Plus aus dem Frühjahr nicht gehalten werden. Bei rückläufiger Kapazitätsauslastung wird die laufende Geschäftslage daher insgesamt etwas ungünstiger eingeschätzt. Die Erwartungshaltung auf Sicht der nächsten 12 Monate hat nahezu gleichmäßig in allen Komponenten angezogen – die abermals verbesserte Erwartung für die Geschäftsentwicklung wird nun auch deutlicher durch höhere Investitionspläne und vermehrte Einstellungsabsichten unterfüttert. 
 
Für das Klima bei den Logistikanwendern in Industrie und Handel deutet sich aktuell ein Wendepunkt ab. Der Stagnation im Sommer folgt in der aktuellen Herbstbefragung eine deutliche Aufwärtsentwicklung bei der Lageeinschätzung (Anstieg um 5,6 auf 120,7 Zähler) und noch deutlicher bei den Erwartungen, die um 15,7 auf 130,3 Punkte zulegen. Die höhere Nachfrage nach Logistikleistungen wurde zuletzt offenbar im Wesentlichen durch besser ausgelastete eigene Kapazitäten bewältigt. Das Erwartungsbild für die nächsten 12 Monate ähnelt dem auf der Anbieterseite sehr. Insbesondere zeigt sich auch hier – hinsichtlich der Personalplanung zum ersten Mal seit einem Jahr –, dass die Industrie- und Handelsunternehmen ihre eigenen Logistikkapazitäten angesichts einer höheren Bedarfserwartung insbesondere für grenzüberschreitende Leistungen ausbauen wollen. Gleichzeitig hat auch die Bereitschaft zugenommen, Logistikdienstleistungen auszugliedern, was als weiteres Expansionssignal gedeutet werden kann. 
 
Zum Sonderthema: Für die Geschäftsentwicklung der Logistikdienstleister als Spezialisten in ihrem Fach sind Innovationen im Durchschnitt ungleich bedeutsamer als für die Logistikanwender in Industrie und Handel. Vier von fünf Anbietern (81 Prozent) bezeichnen Innovationen als wichtigen Wachstumstreiber, bei den Anwendern ist es nur gut jeder Dritte (36 Prozent). Zwar planen beide Marktseiten mehrheitlich keine Aufstockung ihrer logistikbezogenen Forschungs- und Entwicklungsbudgets, allerdings ist die Minderheit mit expandierenden F&E-Ausgaben bei den Anbietern mit 37 Prozent wiederum mehr als doppelt so groß als bei den Anwendern, unter denen nur knapp 17 Prozent ihre innovationsorientierten Ausgaben aufstocken wollen. 
 
Kommentar von Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorsitzender des Vorstands, Bundesvereinigung Logistik
2013 wird ein gutes Logistikjahr. Dafür sprechen die gesamtwirtschaftlichen Daten – und eine erfreuliche Trendwende, den der Logistik-Indikator der Bundesvereinigung Logistik (BVL) abbildet: Die Erwartungswerte aller Marktbeteiligten liegen erstmals seit dem Jahreswechsel 2010/11 oberhalb der Lageeinschätzung. Diese Konstellation läutet erfahrungsgemäß eine Phase des Aufschwungs ein. Die Septemberbefragung ergab darüber hinaus zum dritten Mal in Folge eine Aufwärtstendenz bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate. Der Gesamtindikator liegt bei steigender Tendenz klar und deutlich im expansiven Bereich. 
 
Waren in den ersten beiden Quartalen die Logistikdienstleister die größeren Optimisten, so schließen sich jetzt Industrie und Handel der Zuversicht auf der ganzen Linie an. In der Kurzfristbetrachtung für die nächsten drei Monate, die im dritten Quartal 2013 erstmals abgefragt wurde, zeigen sich die Logistikdienstleister optimistischer als Industrie und Handel. Beide Marktseiten signalisieren jedoch netto die Erwartung einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage im vierten Quartal 2013. 
 
Im Detail melden Industrie und Handel einen stark wachsenden Bedarf an logistischen Leistungen im grenzüberschreitenden Bereich und einen wachsenden Bedarf im Inland. Sie begegnen dieser Entwicklung mit Investitionen in Sachkapazitäten und verstärktem Personaleinsatz. Die Logistikdienstleister signalisieren ebenfalls den weiteren Aufbau von Sachkapazitäten und die Aufstockung ihres Personals. 
 
Der Logistik-Indikator ist damit im Einklang mit der jüngsten Prognose des Ifo-Instituts, das von einer Erholung der Weltkonjunktur und einem Leistungsbilanzüberschuss der deutschen Wirtschaft in Höhe von bis zu 200 Milliarden Euro ausgeht. Das wäre nach 186 Milliarden im Jahr 2012 der größte Überschuss in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der außenwirtschaftlichen Dynamik profitieren die Logistiker in doppelter Weise: erstens in der Gestaltung und Abwicklung der weltweiten Warenströme, zweitens als Know-how-Träger. So sind zum Beispiel in den BRIC-Ländern Logistik und Supply Chain Management längst nicht so entwickelt, die Prozesse nicht so ausgefeilt, die technische Ausstattung und die IT nicht auf dem hierzulande realisierten Entwicklungsstand. Deutsche Expertise wird in diesen Ländern lebhaft nachgefragt. 
 
Über die konjunkturelle Betrachtung hinaus stimmt es positiv, dass im Wirtschaftsbereich Logistik die Bedeutung von logistikspezifischen Innovationen als Wachstumstreiber erkannt ist. Vier von fünf Logistikdienstleistern stimmen dieser Einschätzung zu. In Industrie und Handel stehen Logistikinnovationen mit 36 Prozent Zustimmung nicht so stark im Fokus. Dies bestätigt auch die aktuelle PWC-Studie zu Innovationen: In Deutschland stehen Produktinnovationen im Zentrum der Überlegungen. Service- und Geschäftsmodellinnovationen führen ein Schattendasein. Mit den wachsenden Herausforderungen an die Organisation logistischer Prozesse entlang gesamter Wertschöpfungsketten dürfte sich dies in absehbarer Zeit jedoch ändern. 

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