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Logistik-Standort Österreich für Krisen stärken

Geopolitische Lage erfordert Resilienz für Warenströme – Branche analysiert bei Generalversammlung Herausforderungen.

Stockende Lieferketten, Kriege in Osteuropa und im Nahen Osten, steigende Energiekosten, Kampf gegen den Klimawandel, akuter Mangel an qualifiziertem Personal – die Transport- und Logistikbranche ist derzeit mit vielfachen Herausforderungen konfrontiert, die auch für Österreichs Wirtschaft insgesamt immer mehr Unsicherheit bedeuten. Der Logistik-Sektor als Garant der Vernetzung Österreichs mit dem globalen Wirtschaftssystem muss deshalb resilienter werden. Wie dies gelingen kann und welche Stellhebel dazu notwendig sind, diskutierten heute in Klagenfurt Spitzenmanager der heimischen Speditions- & Logistik-, Kurier-, Express- und Paketbranche.

Alexander Friesz
BILD zu OTS – Alexander Friesz

Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik: „Der Logistik-Standort Österreich konnte sich in den vergangenen Jahren im weltweiten Ranking konstant auf den Spitzenplätzen positionieren. Im diesjährigen Ranking der Weltbank belegt Österreich den hervorragenden Platz 7 von 139 Staaten. Das beweist seine Bedeutung für Wirtschaft und Wohlstand in Österreich. Zugleich zeigen die vielen aktuellen Krisen, wie wichtig resiliente Lieferketten sind. Wenn wir den zunehmenden globalen Herausforderungen standhalten wollen, brauchen wir entsprechende Rahmenbedingungen.“

Gute Rahmenbedingungen für Logistikstandort sichern

Logistik ermöglicht regionale Produktion, hilft Transitverkehre zu verringern und die Versorgungssicherheit und internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu gewährleisten. Dabei werden funktionierende und resiliente Lieferketten immer entscheidender für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Deshalb gilt es diese bestmöglich intermodal zu verschränken, auch um die Zukunftsfähigkeit Österreichs als Logistik-Hub in Zentral- und Osteuropa zu sichern. Das setzt eine entsprechend ausgebaute und zukunftsfähige Infrastruktur voraus, sowohl im Güterverkehrsbereich als auch im Hinblick auf die Energieversorgung. Darüber hinaus gilt es massive Wettbewerbsnachteile im Zoll zu reduzieren. Der Zentralverband Spedition & Logistik wird sich deshalb im Superwahljahr 2024 auf nationaler und auch europäischer Ebene für eine konsequente Weiterentwicklung des Logistikstandortes einsetzen.

Umweltfreundlicher Straßengüterverkehr

Trotz der Vielzahl aktueller krisenhafter Entwicklungen dürfe der Fokus auf das Thema Klimawandel nicht verloren gehen. Daher pocht der Zentralverband erneut auf eine realistische Einschätzung der künftigen Entwicklung im Güterverkehr, die von weiterhin wachsendem Straßengüterverkehr und begrenzten Schienen-Kapazitäten geprägt ist. Folglich müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den Straßengüterverkehr so umweltverträglich wie möglich zu machen. Entsprechend erneuerte die Generalversammlung auch die Forderung nach adäquaten Förderungen bei der Dekarbonisierung des Güterverkehrs und nach einem raschen Ausbau der dafür benötigten Lade- und Tankstruktur auf EU-Ebene. Die kommende Regierung sowie die europäischen Institutionen werden aufgefordert, die Dekarbonisierung auf europäischer Ebene in der nächsten Legislaturperiode mit effektiven Maßnahmen zu fördern. In Österreich fordert der Zentralverband die Entwicklung einer Roadmap zur Dekarbonisierung, die in enger Zusammenarbeit aller relevanten Stakeholder – das heißt Energiewirtschaft, Finanzministerium, Wirtschaftsministerium, Verkehrsministerium und betroffene Branchen – erarbeitet werden soll. Die enormen Kosten dieser notwendigen Transformation müssen langfristig geplant und abgefedert werden.

Lieferkettengesetz: Klare Vorgaben müssen rechtssichere Umsetzung ermöglichen.

Österreich muss bis spätestens 6. Juli 2024 die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen in Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsbelangen umsetzen. Ab 2026 umfasst die Richtlinie auch kapitalmarktorientierte Klein- und Mittelbetriebe, die Berichtspflicht erstreckt sich dabei auf alle Unternehmen entlang der globalen Lieferketten. Auch hat die EU-Kommission bereits einen Entwurf für ein „EU-Lieferkettengesetz“ vorgelegt, das Unternehmen zu Sorgfaltspflichten in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt verpflichtet. Es beinhaltet die Übertragung von Sorgfaltspflichten auf unmittelbare Vertragspartner und deren Verpflichtung, diese auf ihre Zulieferer zu übertragen. Aufsichtsbehörden sollen die Einhaltung überprüfen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, einschließlich Geldstrafen und zivilrechtlicher Schadensersatzverpflichtungen. In Deutschland ist bereits seit Anfang 2023 ein nationales Lieferkettengesetz in Kraft, das auch für Logistikunternehmen gilt. Damit gilt es ebenso für österreichische Unternehmen, die in die Lieferketten der deutschen Unternehmen eingebunden sind. Und hier zeigen sich auch große Hürden. „Die konkrete Ausgestaltung von ESG-Maßnahmen und Lieferkettensorgfaltspflichten ist eine enorme Herausforderung. Insbesondere die Kontrolle von Subunternehmern erweist sich in der Praxis als anspruchsvoll“, wies Rechtsexperte Prof. Peter Csoklich in seiner Keynote auf die Unsicherheiten hin, die sich hinsichtlich der Interpretation von Rechts- und Haftungsfragen ergeben. Das zeige nicht nur, dass sich Unternehmen frühzeitig vorbereiten müssen, um den rechtlichen Anforderungen gerecht zu werden, es mache auch die Notwendigkeit einer klaren Ausgestaltung dieser Maßnahmen durch den Gesetzgeber besonders deutlich. Alexander Friesz: „Wir bekennen uns als Branche dazu, dass Unternehmen eine Rolle beim Aufbau einer nachhaltigen und sozialen Wirtschaft und Gesellschaft spielen. Zugleich erwarten wir uns aber von EU-Kommission und österreichischer Bundesregierung eine rechtliche Ausgestaltung der Vorgaben, die auch in der Realität umsetzbar ist und Rechtssicherheit gewährleistet.“

Rückfragen & Kontakt:
Zentralverband Spedition & Logistik
+43 (0)1 512 35 38
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