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Logistikketten im Wandel

Oder besser: Wandlungsfähige Logistikketten! Genau dafür entwickelt das Institut für Managementwissenschaften der TU Wien im Rahmen eines 18monatigen Forschungsprojektes ein Konfigurationsmodell. Der Startschuss erfolgte am 1. April 2010, als Projektpartner fungieren die Knorr-Bremse GmbH und die Seisenbacher GmbH, die MAGNA STEYR Fahrzeugtechnik AG & Co KG konnte als assoziierender Partner gewonnen werden.

Die Wirtschaftswelt wird zunehmend rauer, häufig wechselnde Marktbedingungen und Umweltfaktoren zwingen Unternehmen immer öfter zu Anpassungen und Eingriffen in laufende Prozesse. Gleichzeitig orientiert sich der Kundenwunsch in Richtung immer kürzerer Lieferzeiten trotz manch kurzfristiger Änderungen bei bestellten Produkten. Diese Dynamik verhindert zumeist zuverlässige Prognosen zur Produktions- und Logistikplanung und bereitet vielen Verantwortlichen einiges Kopfzerbrechen.

Projektleiter Prof. Dr. Wilfried Sihn kennt die Vorteile: „Neben reaktiven Anpassungen erlauben wandlungsfähige Systeme antizipative Eingriffe durch gezielt einsetzbare Prozess- und Struktur- sowie Verhaltensvariabilitäten.“ Es besteht die Möglichkeit, übliche Flexibilitätskorridore mit Hilfe zielgerichteter Maßnahmen besser an den Kundenwunsch anzupassen – allerdings dürfen dabei die entstehenden Änderungskosten nicht vergessen werden, um die langfristig gemessenen Gesamtkosten niedrig zu halten. Da heutzutage in vielen Industrien mehr als die Hälfte der Wertschöpfung über Zulieferer generiert wird, wird die Wandlungsfähigkeit auch stark vom schwächsten Glied der Kette bestimmt. „Die gesamte Logistikkette muss hinsichtlich der geforderten Wandlungsfähigkeit synchronisiert werden, um den dynamischen Marktanforderungen zu entsprechen“, weiß Sihn. Beim Aufbau des Konfigurationsmodells geht das Projektteam von einem „Total Cost of Ownership“-Konzept und einem Simulations-Ansatz für die Bewertung unterschiedlicher Logistik-Szenarien aus. Parallel werden anwendungsorientierte Methoden zur Auffindung der optimalen Konfiguration über spezifische Stellgrößen (beispielsweise Bestände) entwickelt. Das Ziel ist ein Modell, mit dessen Hilfe Unternehmer mit variantenreichen Kleinserien- und Serienfertigungen ihre Logistikkette auf unvermeidbare Dynamiken ausrichten und damit verbundene Nachteile abmildern können. „So sollen die Effizienz innerhalb der Logistikkette gesteigert und gleichzeitig Kosten gesenkt werden“, hebt Sihn hervor. Positiver Nebeneffekt: die Vermeidung einiger Transporte kommt auch der Umwelt zugute. Nach Abschluss des Projekts und der praktischen Erprobung steht das entwickelte Konfigurationsmodells auch weiteren interessierten Unternehmen offen, die ihre Wandlungsfähigkeit kundenorientiert ausrichten wollen. (AT)

Redaktion: Angelika Thaler

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