Luftfahrttag: Ergebnisse des Luftfahrt-FIT-Checks

Neben „Eco-Tech“ und „Health-Tech“ ist „Mobility“ einer der drei Schwerpunkte der Wirtschaftsstrategie Steiermark 2020. LR Chris-tian Buchmann initiierte daher vor knapp zwei Jahren die Weiter-entwicklung des steirischen Autocluster in Richtung Mobilität. Die traditionelle Stärke im Automobilsektor soll um die Chancen der „Clean Mobility“ erweitert werden – unter Einbeziehung der Luft-fahrt- und Bahnsystemtechnik. Auch die Steirische Wirtschaftsför-derungsgesellschaft (SFG) treibt die Weiterentwicklung der Mobili-tät an: Sie rief die „Arbeitsgruppe Luftfahrt“ ins Leben, der neben ACstyria auch Unternehmensvertreter, das Internationalisierungs-center und die Wirtschaftskammer Steiermark mit Präsident Josef Herk angehören.  

(v.l.n.r.): DI Franz Lückler (ACstyria Geschäftsführer), DI Gottfried Steiner (Geschäftsführer IB Steiner), LR Christian Buchmann, DI Herbert Eichler (IB Steiner) – mit Flugzeugfenster made in Styria

(v.l.n.r.): DI Franz Lückler, LR Christian Buchmann

Luftfahrt-FIT-Check   
Insgesamt sind 60 steirische Unternehmen im Geschäftsbereich Luftfahrt tätig oder daran interessiert. 25 davon sind bereits zuge-lassene Lieferanten (nach EN 9100), darunter die Großbetriebe Böhler-Edelstahl und Wollsdorf Leder.  Im Rahmen des Projekts „Luftfahrttechnik im ACstyria“  gab der steirische Autocluster vor einem Jahr einen Luftfahrt-FIT-Check bei IB Steiner in Auftrag, der einen Einblick in die „Fitness“ der einzelnen Betriebe liefert. 39 der 60 Unternehmen führten den Check durch, der Rest  hat sich bisher noch nicht daran beteiligt oder ist bereits FIT. Erhoben wurden Unternehmensdaten, Kern-kompetenzen, Aufbau- und Ablauforganisation, Ziele sowie Quali-täts- und Risikomanagement. Ein abschließender Bericht gibt den einzelnen Betrieben eine Empfehlung zu Entwicklungspotenzialen und Qualifizierungsbedarf. 

„Die erste erfolgreiche Bilanz der  Initiative spricht für sich. Steiri-sches Know-how steckt bereits weltweit in vielen Flugzeugen“, so ACstyria-Geschäftsführer DI Franz Lückler. HTP stellt bei-spielsweise die Innenfenster im Airbus A380 sowie die Griffe und Verriegelungen der Gepäcksablagen im Airbus A330 und A340 her. AMES stattet Erste-Klasse-Kabinen und Business Jets mit ausgeklügelten Mechaniken aus. Böhlers Schmiedetechnik findet sich in Triebwerksaufhängungen und Triebwerkscheiben in Flug-zeugturbinen. Antriebswellen für Robotoren von Hubschraubern stammen von Pankl. 

Über 800 Mitarbeiter sind unmittelbar in der Luftfahrt beschäftigt. Mindestens 250 Millionen Euro unmittelbarer Umsatz werden in der Luftfahrt gemacht. Vor allem der Werkstoffbereich (Metalle, Kunststoffe, Faserverbunde, Leder) ist einer der Kernkompeten-zen der Steiermark, insbesondere in der Achse Mürz-zuschlag/Judenburg mit den Leitbetrieben der Böhler Gruppe, 
   
Pankl und HTP sowie den Universitäten und Forschungseinrich-tungen Montanuniversität Leoben, Materials Center Leoben und Polymer Competence Center Leoben. Weitere Kompetenzfelder sind die Fertigung von Komponenten für den Interior- und An-triebsbereich sowie Simulationen.  Die nach der Qualitätsnorm EN 9100 geprüften Hersteller von Flugzeugteilen werden in der internationalen OASIS-Datenbank (Online Aerospace Supplier Information System) erfasst – und werden dadurch leichter von Boing oder Airbus wahrgenommen.

Der ACstyria sieht darin aufgrund des FIT-Checks Aufholpotenzial in der Steiermark und hat Schulungen zum internen Auditor für EN 9100, zur Integration der Norm in die betrieblichen Abläufe, zu Risikomanagement, Luftfahrtrecht und technischem Englisch in sein Ausbildungsprogramm aufgenommen.  
 
Ausblick
Die Luftfahrtbranche bleibt dynamisch: Die jüngsten Prognosen und Verkaufszahlen der Hersteller, allen voran Boing und Airbus, lassen erwarten, dass sich die  Luftfahrttechnik ungeachtet aller konjunktureller Wolken auch in den nächsten Jahren sehr gut entwickeln wird. Boing hat erst vor wenigen Wochen bei der Prä-sentation der Ergebnisse des dritten Quartals 2011 bekräftigt, dass die kommerzielle Luftfahrt ein langfristiger Wachstumsmarkt bleibt. 

Was bedeutet das für die steirischen Betriebe: „Synergien zwi-schen Automobil- und Luftfahrtbranche sollten verstärkt genutzt werden, denn viele der Komponenten und Technologien aus dem Automotive-Bereich werden bereits in der Luftfahrttechnik einge-setzt“, so Lückler. Vor allem die KMUs der Steiermark können in der Luftfahrtindustrie mitmischen, denn ein Handicap für Großbe-triebe ist, dass Flugzeugteile im Gegensatz zu Automobilkompo-nenten in kleinen Stückzahlen in Auftrag gegeben werden. Das technische Wissen setzen die steirischen Betriebe jedenfalls vor-aus, um in der Luftfahrtbranche langfristig Fuß fassen zu können.  
 

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Mag. (FH) Nina Kopp 
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