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Massiver Druck auf die Margen

Trotz starken kostenseitigen Druck im Luft und Seefracht-Geschäft zieht die steirische Hadolt-Unternehmensgruppe eine positive Bilanz über 2023. Der E-Mobilität steht Eigentümer Rolf Hadolt kritisch gegenüber.

Wenn Rolf Hadolt, Eigentümer und Geschäftsführer der in Kalsdorf bei Graz ansässigen Unternehmensgruppe das vergangene Jahr Revue passieren lässt, sieht er eine durchwachsene Jahresbilanz: Der Umsatz blieb zwar mit 60 Mio. Euro auf dem Niveau von 2022, doch der Druck auf die EBIT-Margen war deutlich zu spüren. „Das haben wir besonders im Luft- und Seefrachtgeschäft erlebt. Es war für uns kein einfaches Jahr“, resümiert Hadolt im Gespräch mit LOGISTIK express.

Die Unternehmensgruppe, die sich mit ihren 250 Mitarbeitern, einem Fuhrpark von 150 eigenen LKW und eigenen Assets wie Betriebsanlagen als gut aufgestellter Logistik-Player südlich der Alpen sieht und als Spezialist in den Bereichen Express und Overnight-Zustellung gilt, zeigt sich sehr zufrieden mit dem angestammten Kundenstock: „Auf unsere Kundentreue sind wir sehr stolz und wie 2024 angelaufen ist, haben wir Grund zu Optimismus für dieses Jahr“, so der 63-jährige Firmenchef und vierfache Vater, der sich nach 47 Jahren Tätigkeit in der Logistik-Branche gern als leidenschaftlicher Spediteur outet und dessen Sohn Felix – der Absolvent einer Speditionskaufmannslehre spricht sogar vier Sprachen – sich bereits eifrig im Unternehmen engagiert, schließlich ist er als Betriebsnachfolger vorgesehen. Vaterstolz wird auch hörbar, wenn er über seine Tochter Stefanie spricht, die auf Titelseiten steirischer Zeitungen zu sehen ist und als Finanzexpertin bei einem New Yorker Investmenthaus arbeitet.

Inzwischen umfasst die Gruppe fünf Unternehmen, darunter die “Hadolt Global Express” für weltweite Express-Logistikdienstleistungen in Kooperation mit internationalen Partnern: Hadolt: “Für diese Königsdisziplin der Logistik sind Aufbau und Pflege internationaler Netzwerke der entscheidende Erfolgsfaktor. Die Spezialisierung sichert unseren Wettbewerbsvorteil.”

Für die rund 1.000 Kunden in Österreich geht man dafür auch gern die Extra-Meile. Egal, ob eine Blut- oder Gewebeprobe schnellstmöglich für das LKH Univ.-Klinikum Graz ins Labor muss, oder ein Maschinenbauteil schon dringend in Singapur erwartet wird. Die hauseigene Logistiksoftware
I-Log unterstützt dabei – sämtliche Abläufe wurden digitalisiert. Sieht man vom volatilen Luft- und Seefrachtgeschäft einmal ab, lief und läuft es im Geschäftsbereich Landverkehr gut.

In diesem Jahr steht das 65-Jahr-Jubiläum des Unternehmens an, das von Rolfs Vater 1959 gegründet wurde.

Auf die Margen drücken die spürbaren Lohnkostensteigerungen und die seit Jahresbeginn geltende CO2-Bepreisung, für deren Weiterverrechnung die Hadolt-Kunden durchaus Verständnis aufbringen. Die gegenwärtige wirtschaftliche Rezession sei noch nicht überwunden, so der Wahrnehmung des Managers nach, der sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geheftet hat. Das zeigt sich an Investitionen in noch mehr Photovoltaik am Standort Kalsdorf, um ab Mitte dieses Jahres energieseitig autark zu werden. Mit 200.000 Euro schlägt die Ausweitung der Anlage auf den Dachflächen in Kalsdorf zu Buche, viel Geld, das sich rentieren soll. Zumal immer häufiger Kunden bei Ausschreibungen Nachweise für nachhaltiges Agieren verlangen.

Im Fuhrpark werden immer mehr LKW mit HVO100 betankt, was die Kosten für diesen
Dieselersatzkraftstoff zwar um fünf Prozent erhöht, dafür fällt aber die Mineralölsteuer weg und sinken die CO2-Emissionen um 90 Prozent.

Spricht man Hadolt auf die Zukunft der E-Mobilität im LKW-Bereich an, so runzelt sich seine Stirn und er wird in seiner Sprache deutlich: „Das ist doch alles Wischiwaschi und ich sehe darin primär eher einen PR-Gag, als dass Fernverkehr-LKW jemals wirtschaftlich vollständig elektrisch betrieben werden können.“ Schon eher haben aus seiner Sicht wasserstoffbetriebene LKW oder E-fuel als alternative Antriebstechnologien im LKW-Bereich eine Zukunftsperspektive. Oder autonom fahrende LKW, die während der Fahrt auf der Autobahn durch Strom – induktiv oder aus Oberleitungen – geladen werden. „Das wird sicher kommen, aber es geht nicht von heute auf morgen”, glaubt Hadolt. Elektrische LKW könnten möglicherweise eine Übergangslösung darstellen, sofern die dafür notwendige Infrastruktur vorhanden ist. Hadolt: „Wir dürfen den Verbrennungsmotor nicht verdammen, weil sich dessen Technik heute auf einem hohen Niveau befindet, der Dieselkraftstoff schon sehr sauber ist und die LKW viel weniger davon verbrauchen als in der Vergangenheit.“ Dass die Politik LKW-Hersteller heute dazu zwingt, E- und Wasserstoff-LKW zu produzieren, kann Unternehmer Hadolt, dessen Geschäftsmodell primär mit LKW funktioniert, überhaupt nicht nachvollziehen.

Mit dieser Meinung steht er nicht allein da, viele Speditionsunternehmen und der österreichische Zentralverband für Spedition & Logistik kritisieren massiv den politischen Zwang zum Schwenk zur E-Mobilität im LKW-Bereich. Gefordert werden eine Technologie-Offenheit und die freie Entscheidungsmöglichkeit bei den Unternehmen beim Einsatz der LKW.

Kommt Hadolt auf die Verkehrspolitik zu sprechen, verfinstert sich sein fröhliches Wesen gleich wieder: „Was wir hierzulande brauchen, ist mehr Ausbau von Schiene und Straße und eine koordinierte einheitliche europäische Verkehrspolitik, die nachvollziehbar ist und sich nicht in überdimensionierten Regelungen manifestiert.”

Hadolt ist auch Patriot: „Wir haben in Österreich zum Glück eine gut funktionierende Wirtschaft, wir haben gute Produkte und gute Unternehmen.“ Mit der zu Beginn dieses Jahres eingeführten C02-Bepreisung würde man aber den Wirtschafts- und Logistik-Standort Österreich in Gefahr bringen. Hadolt entspannt sich, wenn er seinen Blick über seine mehr als 3.000 Flaschen umfassende Whisky-Sammlung in seinem Büro schweifen lässt. Das ist neben der Logistik seine zweite große Passion: die Sammelleidenschaft begann schon vor über 40 Jahren, als er selbst noch als LKW-Fahrer im Betrieb unterwegs war. Die in Gold- und Bernsteintönen schimmernden Flaschen begrüßen einen, wenn man das Büro des Unternehmers betritt. “Damals konnte ich noch nicht ahnen, welche Wertsteigerungen mit der Sammlung einmal verbunden sein würden”, meint Hadolt. Es ist vermutlich die größte Sammlung in Österreich und darunter befinden sich allein 500 Flaschen edlen japanischen Whiskys. Japan wohl deshalb, weil seine Gemahlin Japanerin ist. [RED]

Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2024 – Transport & Logistik

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