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Metalltechnische Industrie: Gewerkschaften müssen Realitäten anerkennen

Rezession in der Industrie und globale Krisen erfordern Vernunft und kreative Lösungen

Anlässlich der Gewerkschaftsaktionen zu den KV-Verhandlungen der Metalltechnischen Industrie hält Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, fest: „Unsere Branche steckt in der Rezession, viele Betriebe kämpfen um Aufträge und Arbeitsplätze, die globalen Krisen und Kriege bringen Unsicherheit und drücken auf die Stimmung: Diese Realitäten müssen wir in den Verhandlungen berücksichtigen. Mit den alten Rezepten der Vergangenheit werden wir diese Herausforderungen nicht lösen. Unser Angebot, die Kaufkraft zu stärken und gleichzeitig die Überlebensfähigkeit der Betriebe zu sichern, setzt auf Vernunft und ist der Versuch einer kreativen Lösung in diesen schwierigen Zeiten. Daran werden wir ab dem 20. Oktober weiterarbeiten.“

Das zuletzt vom Fachverband vorgelegte KV-Angebot „Arbeit – Sicherheit – Wohlstand“ ist eine integrierte Lösung, bestehend aus zwei Komponenten: einer Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,5 % und einer steuer- und abgabenfreien Einmalzahlung von 75,- Euro/Monat (1.050,00 Euro pro Jahr). Das Angebot bedeutet einen Netto-Kaufkraftzuwachs von durchschnittlich 7 % für die Beschäftigten der Branche. Untere Beschäftigungsgruppen würden sogar bis zu 9 % mehr Netto erhalten. Zusätzlich wurde die Möglichkeit angeboten, Lohnerhöhungen auch in Form von Freizeit zu konsumieren.

Fakten statt Mythen

Aus Sicht des Fachverbandes argumentieren die Gewerkschaften mit unrichtigen Daten zur Branche und vermitteln damit ein verzerrtes Bild der Realität in der Metalltechnischen Industrie (MTI).

Reallohnverlust: Tatsache ist, dass die Beschäftigten in der Metalltechnischen Industrie in den letzten Jahren regelmäßig Reallohngewinne erzielt haben. Seit dem Jahr 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, sind die Reallöhne (also Löhne und Gehälter nach Berücksichtigung der Inflation) in der Metalltechnischen Industrie um 12 % gestiegen. Im Jahr 2022 war die Inflation aufgrund des starken Preisanstiegs höher als im KV-Abschluss zuvor abgebildet. Laut Nationalbank wurden jedoch rund 80 % der Preissteigerungen durch staatliche Maßnahmen kompensiert.

Produktivität: Tatsächlich ist die gesamtwirtschaftliche Produktivität seit 2018 im Durchschnitt nur um rund 0,5 % pro Jahr gestiegen. Die zeigt, wie marginal der Produktivitätsfortschritt in den letzten Jahren war. In der Industrie ist die Produktivität aktuell sogar negativ. Es gibt also weniger zu verteilen, sonst wird die Wettbewerbsfähigkeit und damit der Wohlstand Österreichs aufs Spiel gesetzt.

Gewinne: Tatsache ist, dass in der Metalltechnischen Industrie die Margen fallen. Von sogenannten „Übergewinnen“ kann in der Branche keine Rede sein. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben tatsächlich überdurchschnittliche Gewinne erzielt. In der Metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne zurückgegangen. Und jedes dritte Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis.

Inflation: Tatsache ist, dass die derzeit außergewöhnlich hohe Inflation in der Tat eine große Herausforderung darstellt. Die Energiepreise sind vor allem kriegsbedingt enorm gestiegen, die hohe Inflation der letzten zwölf Monate ist also zu einem großen Teil importiert. Sie belastet Unternehmen und Arbeitnehmer:innen gleichermaßen. Die Betriebe bezahlen die teure Energie und die gestiegenen Rohstoffpreise und müssten diese Steigerungen nun über Lohnerhöhungen doppelt ausgleichen. Das geht sich auf Sicht nicht aus.

Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen:
https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/

Rückfragen & Kontakt:
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Geschäftsführerin
+43 (0)5 90900-3482
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www.metalltechnischeindustrie.at

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