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Nachhaltig abheben

Nicht zuletzt durch die Implementierung des e-HAWB entwickelt sich das Luftfrachtgeschäft von Kühne + Nagel ausgesprochen gut. Gleichzeitig werden damit die Umwelt geschont und die Serviceleistungen erhöht.

Kaum jemand macht sich Gedanken, wie viele Dokumente für die Versendung internationaler Lieferungen nötig sind, und – in weiterer Folge – wie viel Papier für den Druck verbraucht wird. Doch genau hier setzt die weltweite unternehmensinterne Initiative von Kühne + Nagel an: „Unser Ziel war die Schaffung einer nahezu papierlosen Umgebung durch die Vermeidung von Erhalt, Produktion und Archivierung physischer Dokumente“, fasst Gerhard Haslauer, Luftfrachtleiter Österreich, zusammen. Dadurch werden nicht nur Kosten reduziert, auch die Produktivität steigt merklich an: „Eine interne Studie ergab, dass ein beachtlicher Teil der Arbeitszeit für das Dokumentenhandling beansprucht wird. Alleine die Wege vom Arbeitsplatz zum Drucker und retour oder die Archivierung der Kundenakten stellen einen Großteil dieser Zeit dar “, erklärt er. Ein ebenfalls nicht unwesentlicher Aspekt sei auch jene Fläche, die durch die Umstellung von Aktenarchiven auf e-File – die elektronische Archivierung der Daten – nun wieder frei würde.

e-HAWB und e-freight
Grundsätzlich muss zwischen den beiden Begriffen „e-HAWB“ und „e-freight“ unterschieden werden. Während e-freight die offizielle Initiative der IATA (International Air Transport Association, Anm.) zur Reduktion von Handels-, Transport- und Zolldokumenten innerhalb der Transportkette darstellt, greift die unternehmensinterne Initiative e-HAWB noch weiter. HAWB steht für „House Air Way Bill“ und bezeichnet den Haus-Luftfrachtbrief, der bei Sammelsendungen durch Speditionen in 8-facher Ausführung ausgestellt wird. „Rechnet man beispielsweise mit rund 10.000 Transporten pro Monat, spart man im Jahr durch den Einsatz des elektronischen Hausluftfrachtbriefes (e-HAWB) etwa 1,5 Millionen Blatt Papier ein“, vermerkt Haslauer.

Durch die Umstellung auf die elektronische Archivierung werden zusätzlich etwa 500.000 Blatt Papier eingespart, in Summe also 2 Millionen (vgl. Berechnung im Kasten). „Damit wird nicht nur die Umwelt geschont, gleichzeitig erhöhen wir die Datensicherheit und den Servicegrad: unsere Kunden können von jedem Standort weltweit aus den Status ihrer Sendungen abrufen und selbst im Falle eines Brandes, der ein Aktenarchiv völlig vernichten würde, sind unsere Daten mehrfach gesichert auf verschiedenen Servern. Das System hat also nur Vorteile“, freut sich Haslauer. Zwar habe es ein wenig Überzeugungsarbeit gekostet, aber nach 3 bis 6 Monaten seien alle Kunden auf das neue System umgestiegen und würden nun auf Faxbestellungen oder andere Papiersendungen verzichten. Da Kühne + Nagel intern bereits mehrfach positive Erfahrungen mit elektronischen Systemen sammeln konnte, war die Teilnahme an der IATA-Initiative der nächste logische Schritt: „Früher ging es ausschließlich um interne Dokumente, aber nun sind alle Partner wie etwa auch die Fluglinien eingebunden, und das birgt enormes Einsparungspotenzial“, weiß der Luftfrachtprofi.

Besserer Service
Selbst im Krisenjahr 2009 konnte der Luftfrachtbereich von Kühne + Nagel über 30prozentige Wachstumsraten verzeichnen, und auch heuer läuft die Entwicklung sehr positiv. „Unser Wachstum liegt deutlich über dem Marktdurchschnitt. Der Erfolg beruht zu einem großen Teil auf Kühne + Nagels innovativen IT-basierten Produkten und der hohen operativen Effizienz des Logistikunternehmens. Auch die Umstellung zur papierlosen Abteilung trug dazu bei, denn damit können wir unseren Kunden dank laufender Statusmeldungen noch mehr Service bieten, zugleich Kosten senken und – last but not least – auch dem Umweltschutzgedanken Rechnung tragen“, zieht Haslauer eine positive Bilanz. Generell sieht er das Vorhandensein von Initiativen wie jener der IATA als Erfolgsfaktor für die Branche. „Die Existenz internationaler Netzwerke gewinnt ständig an Bedeutung. Langfristig werden nur große Unternehmen, solche mit starken Partnern oder kleine Nischenspediteure im Wettkampf überleben“, blickt er kritisch in die Zukunft. Ob er Recht behält, wird sich zeigen.  (AT)

Logistik express Redaktion: Angelika Thaler

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