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(Nach)nutzung leicht gemacht

Menschen mit chronischem Nierenversagen sind auf Dialysebehandlungen angewiesen. Der weltweit führende Anbieter im Hinblick auf Produkte und Dienstleistungen in diesem Bereich ist Fresenius Medical Care. Immer mehr Menschen leiden unter diesen Problemen, dadurch steigt auch die Nachfrage. Dynamisch steigende Warenströme machten ein neues, leistungsfähigeres Lager nötig. Nach Abwägung aller Faktoren entschloss sich Fresenius für einen Neubau in Biebesheim am Rhein mit Alpha Industrial als Investor. Das Besondere: im Gegensatz zu den üblichen Projekten für Logistik-Immobilien vermietet in diesem Fall der Investor neben dem Gebäude auch gleich die komplette Technik. Die Herausforderung dabei ist, dass die Anlage somit nicht nur für den aktuellen Mieter – Fresenius Medical Care – sondern auch für den möglichen Nachmieter geeignet sein soll.

Generalunternehmer
Intralogistik: LTW
Die Lösung: eine universelle Gestaltung von Hochregallager, Fördertechnik und Software bis ins kleinste Detail. Dies reicht von der großzügigen Höhe der Palettenstellplätze über enge Rollenabstände bei den Förderbahnen bis hin zur Ausführung der Hallensohle mit abgedichteter Wanner, wie es für die Lagerung wassergefährdender Stoffe nötig ist. Bei der Suche nach einem Generalunternehmer, der hohe Verfügbarkeit garantiert, wurde Logistikplaner Rainer Reichelt bald fündig. „LTW konnte ein attraktives Angebot unterbreiten“, erklärt er. „Zudem hat LTW Vertrauen aufgebaut, transparent verhandelt und ist diesen neuen Weg ohne tausend Wenns und Abers mitgegangen.“ Überzeugt habe ihn vor allem die robuste, steife Konstruktion der Regalbediengeräte bei gleichzeitiger Gewichtsoptimierung, denn „jede eingesparte Tonne Stahl spart später bei jeder Palettenbewegung Energie.“ Obendrein garantiert LTW mit einem Full-Service-Konzept eine Anlagenverfügbarkeit im Dauerbetrieb von 98 Prozent über die gesamte Mietdauer von 15 Jahren, wozu vor Ort ein eigenes fünfköpfiges Service-Team aufgebaut wurde.

Details zum Lager
Vor dem Neubau hatte Fresenius zwei Zentrallager, die nun im neuen Distributionszentrum zusammengeführt wurden. In Zentraleuropa liegt der Schwerpunkt auf kommissionierten Sendungen an Stützpunktlager, Krankenhäuser und einzelne Patienten. Etwa 70 Prozent der Waren werden als Vollpaletten in 140 Länder exportiert. Zum Glück, denn anders wäre ein so hoher Automationsgrad aller Warenflüsse samt Automatischem Kleinteilelager und vollautomatischen I-Punkt mit Palettenunterstapelung und Richtplatz kaum erreichbar.

Ursprünglich versahen sieben ganggebundene Regalbediengeräte im Lager ihren Dienst, doch seit der Erweiterung des 154 Meter langen, 74 Meter breiten und beachtlichen 38 Meter hohen Hochregallagers im Jahr 2011 sind es ihrer 10. Und die leisten ganze Arbeit, im Zweischichtbetrieb bewältigen sie etwa 6.400 Palettenbewegungen täglich. Für den Fall der Fälle wäre sogar eine dritte Schicht möglich. Die rund 78.000 Palettenstellplätze bieten eine Nutzlast von jeweils 1.200 kg bei angenehmen 15 bis 25 Grad Celsius. Die Fördertechnik läuft über zwei Ebenen mit Ein-und Auslagerstellen in Halle 1 und Halle 2. Komplettiert wird die Fördertechnik mit vier Vertikalförderern, drei Verschiebewagen, zwei Kommissionierbereichen, zwei Etikettierern und einer Palettenwickelanlage.

Ergänzend zum HRL gibt es noch ein 48 Meter langes, 8 Meter breites und immerhin 6 Meter hohes Automatisches Kleinteilelager mit zwei Regalgassen für doppeltiefe Lagerung. Es bietet Platz für etwa 8.700 Kunststoffboxen bis zu 50 kg Gewicht. Zwei ganggebundene Regalbediengeräte sorgen für die rasche Ein- und Auslagerung.

Damit alles rund läuft, lieferte LTW beim Gesamtprojekt nicht nur die Mechanik, sondern auch die SPS-Steuerung sämtlicher Komponenten und den Lagersteuerrechner mit Schnittstelle zur SAP-basierenden Lagerverwaltung. Diese Gesamtlösung bringt beispielsweise hinsichtlich der Wartung deutliche Vorteile. Die Verfügbarkeitsermittlung, die Aufzeichnung klimatischer Bedingungen und ein möglicher Notbetrieb für die Warenauslagerung zur Sicherstellung der Lieferfähigkeit sind zusätzliche Zuckerl. Wenn Fresenius dann nach Ablauf des Mietvertrages ausziehen würde, könnte sich der Nachmieter bereits freuen. Ein klarer Sieg für die Nachhaltigkeit! (AT)

Quelle: LE Magazin 01-2013

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