Nahverkehr auf Zukunftskurs

Es ist noch nicht lange her, da gehörten autonom fahrende Autos und Züge in den Bereich der Science Fiction

Inzwischen rollen Züge ohne Lokführer in Nürnberg, Kopenhagen und Dubai. Und nun ist klar: Auch die neue U 5 in Hamburg wird vollautomatisch, also ohne Zugführer fahren. Der Vorteil: Automatisierte U-Bahnen sind dank optimierter Beschleunigungs-, Fahr- und Bremsvorgänge energieeffizienter, pünktlicher und erlauben eine engere Taktfrequenz. Während fahrergeführte Züge einen 180 Sekunden-Abstand einhalten müssen, sind es bei vollautomatischen Zügen nur 90 Sekunden. Für die nötige Sicherheit sorgen Radar-Sensoren. Baubeginn für Hamburgs neue U-Bahn-Linie soll 2021 sein, die ersten (autonomen) Züge könnten 2026 rollen, so die Pläne der Hamburger Hochbahn.

Check-in/Be-out: Automatischer Ticketkauf per Smartphone
Nicht nur die fahrerlose U-Bahn weist den Weg in die Zukunft. Die Hamburger Hochbahn treibt eine Reihe verschiedener Digitalisierungsprojekte voran. Zum Beispiel das Projekt Check-in / Be-out. Eine App ermittelt den günstigsten Fahrpreis auf Grundlage der genauen Linien- und Haltestellendaten des Passagiers, die wiederum mit den GPS-Positionsdaten seines Smartphones abgeglichen werden. Getestet wird der automatische Ticketkauf durch ein sechsmonatiges Pilotprojekt Mitte 2017 mit dem Ziel, das Ticketing für den öffentlichen Nahverkehr zu vereinfachen und weiter zu digitalisieren. “Der Kunde möchte sich ohne Bargeld und ohne sich mit dem Tarifsystem beschäftigen zu müssen durch Hamburg bewegen“, so Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn AG.

Hamburgs Mobilitätsmix wird digitaler
Das Smartphone spielt eine immer wichtigere Rolle beim Mobilitätsmix der Hansestadt, bestehend aus privaten PKWs, HVV, Sharing-Angeboten und dem Fahrrad. An mehr als 190 Leihstationen in Hamburg haben Radler die Möglichkeit, auf eines von rund 1.800 Leihrädern zuzugreifen – und das ganz bequem über die StadtRAD-App. „Alle verfügbaren Räder werden automatisch am aktuellen Standort auf einer interaktiven Karte angezeigt. Entleihe und Rückgabe sind direkt aus der Applikation heraus möglich“, heißt es bei StadtRAD Hamburg. Ähnlich funktionieren Car-Sharing-Angebote wie car2go oder DriveNow, auch hier wird der komplette Mietprozess zunehmend über eine App abgewickelt.

Projekt switchh erfolgreich
Mit dem Projekt switchh werden all diese Mobilitätsangebote verbunden. Seit 2013 der erste switchh Punkt am U/S Berliner Tor eröffnet wurde, konnten HVV-Kunden Bus, Bahn und Fähre mit Carsharing, Mietwagen, Taxi und StadtRAD kombinieren. Nun soll die Marktöffnung erfolgen: Alle HVV-Nutzer – nicht wie bislang nur die HVV-Abonnenten – können künftig neben den Angeboten der Partner car2go und StadtRAD auch die Produkte der neuen Partner DriveNow und cambio nutzen, bequem über Web und App. Per Smartphone wird das jeweilige Ziel angeben und switchh zeigt die verschiedenen Mobilitätsangebote an. „Die Digitalisierung wird Sharing-Mobilität zum Standard machen. Wir haben mit dem Smartphone die Möglichkeit, unsere Mobilität frei und selbstbestimmt zu organisieren“, so Hochbahn-Chef Henrik Falk. Aktuell gibt es neun switchh Punkte in Hamburg, bis 2017 sollen es 15 sein.

WLAN-Ausbau auf gutem Weg
Falk weiter: „Ein attraktiver, konsequent auf den Kunden ausgerichteter öffentlicher Nahverkehr ist ein entscheidender Hebel für eine mobile und attraktive Stadt.“ Dazu gehöre auch die flächendeckende Einführung eines kostenfreien WLAN-Zugangs in allen Bussen und U-Bahn-Haltestellen. Seit Ende April läuft eine entsprechende Testphase auf der MetroBus-Linie 5 und den U-Bahn-Haltestellen Mönckebergstraße und Borgweg. Erste Auswertungen von Kundenreaktionen, Zugriffszahlen und abgerufenem Datenvolumen seien positiv. Eine abschließende Bewertung soll im Herbst erfolgen.
ys/kk

Quellen und weitere Informationen:
www.hochbahn.de
www.switchh.de

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