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Neue Gentechnik: Gesetzesvorschlag der EU-Kommission für Deregulierung gefährdet Wahlfreiheit

Die Handelsverband-Umfrage belegt klares Votum für Transparenz: 94% der Bevölkerung für Beibehaltung der Kennzeichnungspflicht, 70% gegen vereinfachte Zulassungsverfahren.

Gastkommentar : Rainer Will

Die Europäische Kommission hat kürzlich ihren Gesetzesentwurf zur Gentechnik vorgestellt. Bis dato unterliegen Lebensmittel, die mit Methoden der „Neuen Gentechnik“ (z.B. mit der Genschere CRISPR/Cas) produziert wurden, in Europa den strengen Regeln des EU-Gentechnikrechts für Landwirtschaft und Lebensmittel. Allerdings wollen multinationale Chemie- und Saatgut-Konzerne für größere Profite die umfassende Risikoprüfung, lückenlose Rückverfolgbarkeit und verpflichtende Kennzeichnung von Neuer Gentechnik (NGT) in Lebensmitteln aushebeln.

Die Intention der EU-Kommission einer Deregulierung bzw. Verwässerung der bisherigen Regulierung war zuletzt klar erkennbar. Künftig könnten gentechnisch veränderte Pflanzen möglichst schnell und ohne Risikobewertung und Zulassungsverfahren auf den EU-Markt kommen – es gäbe weder eine Rückverfolgbarkeit noch eine Kennzeichnung.

Handelsverband-Umfrage: Österreich klar für Regulierung der Neuen Gentechnik.
Wie die österreichischen Verbraucher zu diesen Plänen der EU-Kommission stehen, hat Mindtake Research im Auftrag des Handelsverbandes und der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 bereits im August 2022 erhoben.

Die Ergebnisse waren eindeutig:

  • 92% der Österreicher wollen, dass Lebensmittel, Futtermittel und Saatgut aus der Neuen Gentechnik weiterhin genauso streng kontrolliert und auf gesundheitliche und ökologische Risiken geprüft werden, wie Produkte aus der Alten Gentechnik.
  • 94% sind der Meinung, Produkte aus der Neuen Gentechnik sollten auch weiterhin direkt am Artikel als „gentechnisch verändert“ gekennzeichnet werden müssen.
  • 70% der Bevölkerung sprechen sich gegen eine einfachere und schnellere Zulassung von Lebensmitteln, Saatgut und Futtermitteln aus der Neuen Gentechnik aus.

Lebensmittelhandel spricht sich für Einhaltung des Vorsorgeprinzips aus.
Die Gesundheit der Konsumenten hat für den heimischen Handel oberste Priorität. Daher sprechen wir uns ebenso wie Umweltministerin Leonore Gewessler und mehr als 90 Prozent der österreichischen Bevölkerung für die Einhaltung des Vorsorgeprinzips aus. Gerade bei neuen Produktionsverfahren muss sichergestellt sein, dass keine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt besteht.

Seit dem Gentechnikvolksbegehren vor 25 Jahren ist Österreich Vorreiter bei der gentechnikfreien Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. In keinem anderen EU-Mitgliedsland ist der Anteil an gentechnikfreien Lebensmitteln und Bioprodukten so hoch wie in Österreich. Wir alle haben auch ein Recht darauf zu erfahren, wie das Essen auf unseren Tellern hergestellt wurde. Das muss auch so bleiben. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit GLOBAL 2000 und der ARGE Gentechnik-frei ein. (RED)

Quelle: LOGISTIK express Journal 3/2023

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