|

Österreichs Industrie mit gedämpften Erwartungen

Die österreichische Industrie geht mit gedämpften Erwartungen ins kommende Jahr. Nur jedes dritte Konzernunternehmen erwartet höhere Umsätze, auch im Rückblick auf 2022 hat die Industrieproduktion hierzulande schwächer performt als im europäischen Vergleich. Das geht aus einer CxO-Studie der Managementberatung Horváth hervor, für die 50 Topmanager aus österreichischen Konzernen befragt wurden.

Cyber Security ist für Österreichs Industriekapitäne aktuell das drängendste Thema. Jedes vierte Industrieunternehmen wurde der Umfrage zufolge in den vergangenen 12 Monaten Opfer einer Cyberattacke, das Risikobewusstsein für entsprechende Abwehrmaßnahmen ist daher hoch. Auf Platz zwei und drei der Prioritätenliste folgen Nachhaltigkeits- und Personalfragen. Nachhaltigkeitsthemen misst man in Österreich insgesamt eine höhere Priorität zu als im restlichen Europa.

Weit oben auf der strategischen Agenda der Vorstände und Geschäftsführer stehen weiterhin Digitalisierung und – in der aktuellen wirtschaftlichen Situation wenig überraschend – die Verbesserung der Kostenstruktur und Liquidität. „In Zeiten steigender Finanzierungskosten und voller Lagerhäuser sehen wir jetzt eine stark gesteigerte Nachfrage nach Working Capital Optimierungen bei unseren Kunden“, so Horváth Industrie-Experte und Partner Christoph Kopp.

M&A-Aktivitäten liegen dagegen im Augenblick weit abgeschlagen am Ende der Prioritätenliste. Damit ist ein ruhiges Jahr für Unternehmenskäufe und -verkäufe vorhersagbar. In aller Munde, aber ebenfalls am Ende, rangiert das Thema Diversität und Inklusion – mit etwas mehr Fokus in Österreich als im restlichen Europa.

Umsatzentwicklung schwächelt

Für die Studie „CxO Priorities 2023“ hat Horvath im Frühsommer über 400 Vorstände und Geschäftsführer in der Dienstleistungs- und Fertigungsindustrie befragt, davon waren etwa 50 aus Österreich. Die Ergebnisse zeigen, dass heimische Konzerne schwächer performen als jene im übrigen Europa, das gilt für das Jahr 2023 ebenso wie in der Vorschau auf 2024. Nur ein Drittel der befragten Konzernlenker in Österreich erwarten höhere Umsätze für 2023 und für 2024, im übrigen Europa sind es die Hälfte. Treiber der Umsatzsteigerungen sind vor allem steigende Preise.

Immerhin die Hälfte der befragten Unternehmen erwarten 2023 eine steigende EBIT-Marge, wobei die Profitabilitätseinschätzungen zwischen den Branchen stark divergieren – die produzierende Industrie ist tendenziell am pessimistischsten, Versicherungen und Energieversorger sind am optimistischsten.

Regionalisierung im Trend

Auch ein weiteres Ergebnis überrascht: Während europäische Unternehmen, allen voran die Automobil-Industrie, aber auch Maschinen- und Anlagenbau, eine stärkere Regionalisierung anstreben – sprich Wertschöpfung stärker regional nach Weltregionen im Sinne local-for-local anstatt global aufstellen – ist dieser Trend bei den österreichischen Unternehmen deutlich weniger ausgeprägt. Damit verwundert auch nicht, dass die europäischen Konzerne in Zukunft neues Personal vor allem in Indien, China sowie dem übrigen Asien, Nordamerika sowie Osteuropa aufbauen wollen (jeweils 40 bis 50 Prozent der befragten Unternehmen), während sie in West- und Südeuropa Arbeitskräfte reduzieren (rund 30 Prozent).

Die Gründe für die zunehmende Verlagerung von Wertschöpfung ins Ausland sind für Österreichs Industrieunternehmen die gleichen wie für den europäischen Raum, allerdings werden die hohen Personalkosten mit 35 % und der zunehmende Arbeits- und Fachkräftemangel mit 27 % von Österreichs Top-Managern noch öfters genannt als anderswo. Als weitere Gründe für die Regionalisierung folgen Kundennähe (26 %) sowie Regulatorik (17 %).

Fachkräftemangel als Herausforderung

Und wie begegnet man dem zunehmenden Fachkräftemangel? Hier sind die Rezepte der europäischen und österreichischen Top-Manager gleich: Die Top 3-Maßnahmen sind flexiblere Arbeitszeitmodelle, adäquate Unternehmenskultur sowie Leadership. Nur mit Geld sind keine Mitarbeiter zu holen oder zu halten – nur sechs Prozent der befragten Unternehmen in Österreich und in Europa zahlen überdurchschnittliche Gehälter als Antwort auf den Personalmangel.

Unterschiede zu DACH-Region

Knapp 50 Top-Manager aus österreichischen Unternehmenskonzernen mit mindestens 1000 Mitarbeitern und über 1 Milliarde Euro Umsatz haben an der CxO-Befragung von Horváth teilgenommen, die meisten davon aus der Bauindustrie (26 %), Finanzindustrie (19 %), Konsumgüter- (15 %) und Industriegüterproduktion (11 %). Die Managementberatung identifizierte dabei 13 strategische Prioritäten. Auffällig in den Ergebnissen ist, das sich Österreichs Führungskräfte insgesamt deutlich pessimistischer hinsichtlich ihrer Wirtschaftsaussichten geäußert haben als ihre Wettbewerber in Deutschland und der Schweiz.

Über Horváth

Horváth ist eine international tätige, unabhängige Managementberatung mit Hauptsitz in Stuttgart. Das Unternehmen beschäftigt über 1.350 hochqualifizierte Berater*innen an Standorten in Deutschland, Österreich, Italien, Rumänien, der Schweiz, Ungarn, Dänemark, USA, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Kunden werden von der betriebswirtschaftlichen Konzeption bis zur Verankerung in Prozessen und Systemen begleitet. http://www.horvath-partners.com

Ähnliche Beiträge