Offshore-Hafenlogistik und Hinterlandanbindungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit

6. BREMER LOGISTIKTAG der Kieserling Stiftung bringt Hinterland und Häfen zusammen // Gastland Österreich wichtiger Partner der bremischen Häfen // Windenergie-Logistik als Megathema // Neue Standortmarke VIA BREMEN vorgestellt

Rekordbeteiligung beim 6. BREMER LOGISTIKTAG der Kieserling Stiftung: 525 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten am 31. März/1. April über Hinterlandanbindungen der bremischen Häfen sowie Chancen der Offshore-Logistik. Gastland war Österreich. Wie in den Vorjahren, bot die Kieserling Stiftung der Logistikbranche eine exzellente Plattform zum fachlichen Austausch

Weitsichtige Investitionen

In seiner Begrüßung hob Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen die Geschlossenheit der norddeutschen Bundesländer in Bezug auf ihre maritime Wirtschaft hervor. „Wir gehen mit breiter Brust nach Berlin und vertreten dort unsere Interessen“, sagte er. Man wolle sich beim Bund für eine Verbesserung der Verkehrsinfrastrukturen insbesondere auf Schiene und Straße einsetzen. Um erneuerbare Energien, wie zum Beispiel die Offshore-Windenergie, künftig verstärkt zu nutzen, seien Investitionen in den Ausbau entsprechender Netzstrukturen unabdingbar.

Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner verteidigte die „weitsichtige Investitionspolitik“ Bremens in seine Häfen. Mit dem Ausbau des Containerterminals CT 4 und dem Neubau der Kaiserschleuse in Bremerhaven begleite man den wieder eingeschlagenen Wachstumspfad der Häfen. Jetzt gelte es, in die Zukunftsindustrie der Offshore-Windenergielogistik zu investieren.

Intensive Beziehungen
Auf die enge Verknüpfung Deutschlands und Bremens mit dem Gastland Österreichs wies dessen Botschafter in Deutschland, Dr. Ralph Scheide, hin. Deutschland sei nicht nur wichtigster Investitionspartner, sondern auch größter Ex- und Importpartner der Alpenrepublik. Mit rund einer Million Tonnen umgeschlagener Güter gehört Bremerhaven zu den Top-Export-Häfen Österreichs. Umgekehrt ist das Land mit Abstand wichtigster Transitpartner Bremerhavens. Die erstklassige Anbindung der bremischen Häfen auf der Schiene sei dafür ein herausragender Grund. Wachstumschancen sieht Scheide in der zentralen Lage seines Heimatlandes innerhalb der erweiterten Europäischen Union. Die EU-Osterweiterung sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Verkehrspolitik ist gefordert

Vor allem die Leistungsfähigkeit von Schiene und Wasserstraßen stand im Fokus des ersten Kongresstages. Thorsten Meyer, Vertriebsleiter des Containerlogistikers EUROGATE, forderte für den derzeit in Wilhelmshaven entstehenden Containerhafen einen zügigen Ausbau der Hinterlandverbindungen auf der Schiene. „Wir brauchen eine zweigleisige, elektrifizierte Bahnstrecke.“

Bremens ideale geographische Lage, die Fülle spezialisierter Angebote und die gute Anbindung in Richtung Süd- und Südosteuropa hob Heinz Senger-Weiss hervor, Vorstand der Gebr. Weiss Holding AG. Der Chef eines der ältesten Spediteure Österreichs mahnte eine gemeinsame europäische Verkehrspolitik an.

Damit lag er auf einer Linie mit Gerhard Oswald, Geschäftsführer der TFG Transfracht. Der forderte eine Harmonisierung bei den technischen Normierungen für Bahnverkehre in Deutschland und Österreich. Hier würden künstlich Barrieren geschaffen, die den Güterverkehr erschwerten.

Ohne die Schiene könnte die Automobilindustrie ihre Werke nicht qualifiziert entsorgen, erklärte Gerald Binz, Geschäftsführer der BLG AutoRail. Der Manager eines der großen europäischen Autotransporteure auf der Schiene wünscht sich von der Verkehrspolitik mehr Mut zur Liberalisierung und das Zulassen von mehr Wettbewerb.

Stürmische Entwicklung der Offshore-Windenergie

Am heutigen zweiten Kongresstag stand die derzeit boomende Offshore-Windenergie-Branche im Mittelpunkt. Experten gehen davon aus, dass bis 2020 jährlich zwischen 800 bis 1.000 Windenergieanlagen in der Nordsee installiert werden. 40 Prozent der Projekte, so Lutz Siemers, Projektleiter bei der Hochtief Solutions AG, werden in Wassertiefen von mehr als 35 Metern ausgeführt. Das heißt, dass man besonders große und schwere Gründungsstrukturen benötigt. Weil zudem die Module der Anlagen (Rotorblätter, Turmsegmente, Gondeln etc.) schwer und groß dimensioniert sind, müssen die Offshore-Häfen und die dahinter stehende Logistik besondere Ansprüche erfüllen.

Friedrich Stuhrmann, EUROGATE, und Andreas Wellbrock, BLG Logistics Group, machten deutlich, was das heißt. „Es werden Häfen mit unterschiedlichen Funktionen benötigt: Produktions-, Im- und Exporthafen, Basishafen und Servicehafen“, so Stuhrmann. Bremerhaven bündele alle diese Anforderungen ab 2014 im neuen Offshore Terminal Bremerhaven im Süden der Stadt, warb Wellbrock. Seit 2008 nutzt die REpower Systems AG den Standort Bremerhaven als Produktionsstandort für ihre Windenergieanlagen. Von hier aus wurde der deutsche Windpark alpha ventus bestückt.

Neue Marke für starken Standort
Um den Hafen- und Logistikstandort Bremen künftig noch besser zu vermarkten, hat sich die Hafen- und Logistikwirtschaft entschlossen, alle Dienstleistungen und Dienstleister in einer Marke zusammenzuführen. Die neue Standortmarke VIA BREMEN wurde vom Geschäftsführer des gleichnamigen Vereins, Klaus Platz, im Anschluss an den BREMER LOGISTIKTAG offiziell vorgestellt. Sie versteht sich als Aufforderung, die Leistungsstärke des Standortes und seiner Akteure zu nutzen und die Warenströme – via Bremen – von und nach Deutschland und Europa zu steuern. Der Verein VIA BREMEN ist die Nachfolgeorganisation des früheren Kompetenzzentrums Logistik Bremen, KLB.

 
Quelle: BREMER LOGISTIKTAG

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