Paletten-Seilbahn verknüpft zwei Werkshallen

Das Unternehmen WITRON Logistik + Informatik GmbH hat seinen Standort im deutschen Parkstein um ein neues Werk erweitert. Es reagiert damit auf die gesteigerte Nachfrage und den damit verbundenen  höheren Bedarf an den Komponenten seines Tochterunternehmens FAS. Mit dem neuen Werk IV wird die Gesamtfläche des Herstellers mechanischer Komponenten für die WITRON-eigenen Logistiksysteme auf insgesamt über 48.000 m² vergrößert. Wie auch bereits im Werk III beinhaltet das Werk IV ein voll-automatisiertes Paletten- und Kleinteilelager für die Produktion. Da nicht alle Artikel in beiden Lagern permanent vorhanden sind, wurde eine automatisierte Verbindung zwischen den Lagern der beiden Werke erforderlich. Zwischen den beiden Werkshallen liegen eine Distanz von 135,96 m und ein Höhenunterschied von knapp unter 15 m sowie Zufahrtsstraßen und eine überdachte Fußgängergalerie. Im Rahmen der Planung wurde nun nach einem Transportmittel gesucht, mit dem die Paletten einfach und ohne den restlichen Betrieb zu stören, an ihren jeweiligen Bestimmungsort befördert werden können. Als eine Möglichkeit stand eine Seilbahn zur Diskussion, und WITRON bat den weltweit führenden Seilbahnhersteller Doppelmayr ein Konzept für eine derartige Lösung vorzustellen.

Bei dem von Doppelmayr vorgeschlagenen Transportmittel, das schließlich den Zuschlag erhielt, handelt es sich um eine einspurige Pendelbahn mit zwei Tragseilen und einer Zugseilschleife. Eine geschlossene Kabine mit 1.000 kg Nutzlast bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 3,5 m/s zwischen den beiden Stationen und befördert die Paletten in beide Richtungen. Die Paletten schweben so hoch über dem Boden von einer Halle zur anderen. Bis zu 20 Fahrten je Stunde und Richtung können erreicht werden. Um den nötigen Bodenabstand zu den Zufahrtsstraßen zu erreichen, wurde auf der Strecke eine 16 m hohe Stütze eingebaut. Die Stationsausrüstung für Belade- und Entladeposition ist direkt an die jeweiligen Gebäude (Werkhalle III und IV) angeschlossen.

Um eine möglichst hohe Frequenz an Bewegungen zu erreichen, wurden die Stationseinfahrt der Kabine, das Be- und Entladen sowie die Fördertechnik der Werkshallen, die die Paletten zur Seilbahn bringen bzw. von dort wieder in Empfang nehmen, perfekt aufeinander abgestimmt. Das Intervall für einen Belade- und Entladevorgang wird so auf ein Minimum reduziert. Die Seilbahnsteuerung ist in die Steuerung der Fördertechnik integriert. Wird beispielsweise ein Lagerbewegungsauftrag von Werk III nach Werk IV gebucht, wird von der Steuerung geprüft, wo sich die Kabine der Seilbahn gerade befindet. Ist die Kabine nicht bereits in der Station beim Werk III, wird diese gegebenenfalls von der Steuerung angefordert und dorthin gesendet. Die Kabinentür öffnet sich bei der Einfahrt in die Station automatisch. Gleichzeitig öffnet sich ein Tor zur Werkshalle. Eine Teleskopgabel lädt die aus der Werkshalle angelieferte Palette in die Seilbahnkabine. Ist die Palette in Position, schließen sich Tor und Kabinentür, während die Kabine bereits in Richtung Gegenstation startet. Dort wird die Palette wieder vollautomatisch entladen und an die Fördertechnik der Werkshalle übergeben.

Durch die Seilbahnlösung funktioniert die elektronische Palettenverfolgung der beiden Werkshallen quasi ohne zwischengeschaltete Schnittstelle. Die Bahn verknüpft die beiden Fördertechniksysteme zu einem zusammenhängenden Gesamtsystem. Es ist nicht nötig, die Paletten in einem Werk auszubuchen, um sie dann im anderen Werk wieder einzubuchen. Dies ermöglicht einen reibungslosen Ablauf und unterscheidet die Seilbahn von der untersuchten Alternative, welche den Transport mittels pendelnder LKWs vorsah.

Die Umsetzung der neuen Transportlösung musste aufgrund des engen Terminplans und der geplanten Inbetriebnahme des neuen Werks sehr rasch erfolgen. Die Auftragserteilung erfolgte im März 2013, die Abnahme der Anlage fand Ende September desselben Jahres statt. Seitdem funktioniert die Seilbahn als vollautomatischer und optimal eingebundener Bestandteil des werksinternen Palettentransports.

Die Doppelmayr Gruppe ist weltweit der Qualitäts- und Technologieführer im Seilbahnwesen. Sie entwickelt und produziert innovative Systeme für den Sommer- und Wintertourismus, sowie für den urbanen Personenverkehr. Ebenso überzeugen die effizienten Materialtransportsysteme für den Schütt- und Stückgutbereich. Mit dem Unternehmen LTW Intralogistics umfasst die Gruppe zusätzlich seit mehr als 30 Jahren einen kompetenten Ansprechpartner für die komplette Intralogistik von automatischen oder manuell gesteuerten Hochregallagern.

Technische Daten:

Länge    135,96 m
Höhenunterschied    14,46 m
Förderleistung    20 Fahrten je Stunde und Richtung
Nutzlast    1.000 kg
Geschwindigkeit    3,5 m/s
Anzahl der Stützen    1
Nennleistung des Antriebs    37 kW

Quelle: Doppelmayr

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