Pilotprojekt zur Hafenzulaufsteuerung für LKW
Das Bremerhavener Pilotprojekt in NS FRITS (North Sea Freight Intelligent Transport Solutions) mit dem Ziel der Optimierung der LKW-Hafenzulaufsteuerung für Container- und RoRo-Häfen unter Logistik- und Sicherheitsaspekten befindet sich in der Konzeptionsphase. In der vergangenen Woche stellte das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) gemeinsam mit seinen Projektpartnern im t.i.m.e.Port II in Bremerhaven seinen konzeptionellen Ansatz vor und präsentierte dem interessierten Fachpublikum aus der Hafenwirtschaft und Logistikbranche seine Lösungsansätze in verschiedenen Szenarien. Ziel des Bremerhavener Pilotprojekts ist es, ein Konzept zur Hafenzulaufsteuerung für Trucker, Speditionen und Terminals bspw. durch ein Voranmeldesystem und eine aktive Zulaufsteuerung inkl. möglicher Anreizsysteme zu erstellen. Dabei soll die Kommunikation zwischen den Beteiligten verbessert werden und Optimierungsmöglichkeiten an der Schnittstelle LKW / Seehafenterminal aufgezeigt werden. Damit sind die verschiedenen Parteien in der Lage, ihre Geschäftsabläufe effizienter zu planen und zu verwalten, z.B. in Bezug auf den Verkehrsfluss und Fragen der Sicherheit. Hierbei werden die unterschiedlichen Branchen wie Container- und Automobiltransporte sowie Stück- und Schwerguttransporte mit einbezogen. Das Konzept des Bremerhavener Pilotprojekts ist so aufgebaut, dass es problemlos auf andere Häfen übertragen werden kann. Im Rahmen des Workshops in der vergangenen Woche in Bremerhaven präsentierte das ISL zusammen mit dem NS FRITS Projektkonsortium die ersten Ergebnisse und diskutierte seinen konzeptionellen Ansatz mit den lokalen Stakeholdern. Der von Dr. Holger Schütt, Leiter des Forschungsbereichs Optimierung und Simulation am ISL, vorgestellte Konzeptansatz beinhaltet einen ganzen Maßnahmenkatalog mit infrastrukturellen Schritten, Anwendungen (Softwarelösungen) und Services für LKW-Fahrer. Zu den infrastrukturellen Maßnahmen zählen Standardisierungen (z.B. der Trucker Card) sowie erweiterte Angebote auf Parkplätzen und weitere bauliche Maßnahmen. Der herausragende Ansatz ist die Einrichtung eines zentralen Interchange mit der Bündelung von Hafendiensten (Terminal, Zoll) und somit einer Beschleunigung der Abläufe für die Fahrer. Es wird eine Vereinheitlichung bei der Avisierung von Transporten mit breiterer Zugangsmöglichkeit angestrebt. Aufbauend auf der infrastrukturellen Maßnahme "zentrales Interchange" ist ein Anmeldeverfahren vorgesehen, dass zu einer Reduzierung von Verkehrsstauungen und verlässlichen Abfertigungszeiten führen soll. Die vermehrte Nutzung der Avisierung entspricht auch einer Forderung, die eine vom Senator für Wirtschaft und Häfen eingerichtete Arbeitsgruppe bestehend aus den Bremerhavener Containerterminalbetreibern und Unternehmen des Transportgewerbes am Vortage des Workshops aufgestellt haben. Weiterer Kern sind routen- und auftragsbezogene Informationen als Unterstützung für Fahrer. Dies sind z.B. Auskünfte zu Crime Hotspots, sicheren Stellplätzen, Parkplatz-Auslastungen, Warteschlangen, Stellplätzen für gefährliche Güter, zur Verkehrslage und Wetterbedingungen. Dienste für die Unterstützung der Vollständigkeit der Begleitpapiere und auftragsbezogene Statusmeldungen sollen für einen reibungslosen Transport sorgen. Im Zuge der Präsentation des Konzepts wurden auch Ergebnisse aus einer im Oktober 2009 an Bremerhavener Terminals durchgeführten Fahrerbefragung vorgestellt. Großen Bedarf gibt es hier bei der Verbesserung der Parkplatzsituation und -ausstattung. Ein weiteres Thema sind weiterhin Wartezeiten an Terminals und beim Zoll auf Grund von Peak-Zeiten. In einem Rollenspiel stellte das ISL den zukünftigen Ablauf für einzelne Beteiligte wie z.B. Fahrer und Disponenten plastisch dar. Verschiedene Szenarien behandelten beispielsweise den Auftrag über das Ent- und wieder Beladen eines Containers im Terminal in Bremerhaven oder einen grenzüberschreitenden Transport zwischen Bremerhaven und Rotterdam. Mit ihrer Hilfe wurde aufgezeigt, wie z.B. der Fahrer mit einer rechtzeitigen Information (hier: Wartezeit durch Ausfall einer technischen Komponente im Hafen) auf die neue Situation durch Vorziehen der Ruhezeit und damit Vermeidung unnötiger Wartezeit reagieren kann. Zusätzlich wurde von den Entwicklungspartnern Avanti (UK) und Volvo (Schweden) ein Prototyp vor-gestellt, der es auf einfache Weise erlaubt regionale Information mehrsprachig aufzubereiten und Fahrern bei Eintritt in einen definierten Korridorbereich diese Information zur Verfügung zu stellen. Um einen Konsens über das Konzept zu erreichen, sind die LKW-Fahrer, Spediteure, Terminals und Hafenbehörden in Bremerhaven aktiv beteiligt. Ziel des Workshops war es somit auch, allen Beteiligten ein Gespür für den Konzeptansatz zu vermitteln, um so vor Ort eine Bewertung von einzelnen Konzeptelementen zu gewinnen. Das anschließende Meinungsbild der Teilnehmer ergab eine breite Zustimmung zu dem konzeptionellen Ansatz. Hervorzuheben ist der Wunsch, die Avisierung über unterschiedliche Kommunikationswege wie z.B. EDI oder ein Webinterface als eine einheitliche terminalübergreifende Schnittstelle für alle Partner zu ermöglichen. Das Angebot von Informationen entlang der Transportkette, beginnend mit der Zusammenstellung der Begleitpapiere bis hin zu Statusinformationen auf der Route und im Hafen wurde äußerst positiv gesehen. |