Rekordjahr und rosige Zukunft bei Dachser

In einer Video-Pressekonferenz verkündete die Dachser-Führung ein herausragendes Konzernergebnis – und wagte einen Ausblick auf das Jahr 2022 im Angesicht von Krieg und Krise.

Redaktion: Angelika Gabor.

Am 5. April hielt Dachser SE-CEO Burkhard Eling die Jahrespressekonferenz ab, bedingt durch Corona nach wie vor nur online. Kurz: 2021 war das beste Jahr der Firmengeschichte. Ein Grund zu feiern, wäre da nicht die Tragödie vor unserer Haustüre, der Krieg in der Ukraine. Gemeinsam mit seinen langjährigen Partnern von terre des hommes und anderen Hilfsorganisationen engagiert sich das Unternehmen in der Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge.

Wesentliche Kennzahlen des Geschäftsjahres

Dachser verzeichnete im abgelaufenen Jahr einen außergewöhnlichen Wachstumsschub. Der Umsatz stieg von 5,6 Milliarden Euro auf 7,1 Milliarden Euro – dies entspricht einem Plus von 26 Prozent. Zur Erinnerung: Das Jahr 2020 hatte Dachser aufgrund der umfassenden Lockdowns in einigen Ländern Europas mit einem leichten Minus von in etwa einem Prozent abgeschlossen. Die letztjährigen Zugewinne sind also auch im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ein gewaltiger Sprung, wobei diese Entwicklung ohne Akquisitionen, also rein organisch, geschah. Alle Geschäftseinheiten waren in unterschiedlichem Ausmaß an dem positiven Jahresergebnis beteiligt.

2021 markiert in jeglicher Hinsicht ein Rekordjahr in der Geschichte von Dachser. Neben dem Umsatz stiegen auch die transportierten Mengen um 7,7 Prozent auf 42,8 Millionen Tonnen und die Zahl der Sendungen um 6,3 Prozent auf 83,6 Millionen.

Dieses substanzielle Mengenwachstum verzeichnete das Unternehmen in beiden Geschäftsfeldern. Wesentliche Teile der Umsatzentwicklung resultierten darüber hinaus aus den signifikanten Preissteigerungen, die die Logistik im vergangenen Jahr prägten. Frachtraum war extrem knapp, begehrt und daher teuer. Der Brexit, der mitten in einer Pandemie-Welle vollzogen wurde, brachte zu Jahresbeginn erhebliche Turbulenzen mit sich.

Darüber hinaus hatte die Pandemie das öffentliche und wirtschaftliche Leben noch weitgehend im Griff. Eine durchgängig hohe Nachfrage der Kunden aus Industrie und Handel sorgte dennoch für außergewöhnlich hohe Mengen in den Dachser-Netzen. Massive internationale Lieferengpässe, vor allem in der Seefracht, verunsicherten die Unternehmen, sodass Lagerbestände neu bewertet und auch strategische Anpassungen der Supply Chains eingeleitet wurden. Stichworte: Dual Sourcing und Near Shoring.

„Viele Beschaffungsprozesse funktionierten nicht mehr wie gewohnt. Das sorgte für Nervosität bei unseren Kunden. Produkte für das Weihnachtsgeschäft aus Asien beispielsweise kamen erst im Oktober in Europa an. 2021 mussten wir ständig neue Lösungen finden. Die Logistik rückte in den Blickpunkt der Vorstandsetagen mit noch nie dagewesener Priorität und Relevanz. Unser strikter Qualitätsanspruch hat sich ausgezahlt. Wir haben unseren Kunden das Versprechen gegeben, ein Anker der Stabilität in turbulenten Zeiten zu sein. Dieses Versprechen haben wir gehalten“, so Eling. Als Folge dessen konnte Dachser bestehende Kunden fest an sich binden und gerade bei Großkunden die Geschäftsbeziehung gezielt und strategisch ausbauen.

„Unsere Kunden schätzen die hohe Sicherheit, Planbarkeit und Qualität unseres Netzes. Unsere Kunden wissen, sie bekommen auch in Zeiten hoher Nachfrage und Engpässen von uns robuste und resiliente logistische Dienstleistungen“, fährt Eling fort, „angesichts der knappen Kapazitäten hat es sich als richtig erwiesen, dass wir während des Lockdowns 2020 unsere Transportunternehmer aktiv unterstützt und fair behandelt haben. Unser Geschäftsmodell und unser kooperativer Umgang mit unseren Partnern haben sich ein weiteres Mal als krisenfest und anpassungsfähig erwiesen.“

Zahlen im Detail

„Unser Business Field Road Logistics, in dem die europäischen Landverkehre zusammengefasst sind, steigerte seinen Umsatz um 12,3 Prozent von 4,4 Milliarden Euro auf knapp fünf Milliarden Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 2,2 Prozent verzeichnet wurde. Dabei nahm die Zahl an Sendungen um über 6 Prozent zu, die transportierte Tonnage um über 7 Prozent“, führt der CEO aus.

Die Business Line European Logistics, also das Geschäft mit dem Transport und der Lagerung von Industrie- und Konsumgütern, ist bei Dachser in vier geographische Regionen unterteilt, die allesamt starke Wachstumsraten verzeichneten. So betrug in Deutschland das Umsatzwachstum bei den Landverkehren 12,4 Prozent. Dieses Plus liegt deutlich über den Wachstumsraten der vergangenen Jahre und belegt, dass gerade der Heimatmarkt für das exportgetriebene Geschäft von Dachser ein ganz wichtiger bleibt.

Eling: „Besonders erfreulich war die Entwicklung in den Regionen „France & Maghreb“ sowie „Iberia“. Diese Märkte wurden 2020 durch die harten Lockdowns besonders in Mitleidenschaft gezogen. Beide kehrten 2021 mit Wachstumsraten von 14,4 beziehungsweise exakt 10 Prozent wieder zu alter Stärke zurück und zeugen von der Erholung dieser wichtigen europäischen Volkswirtschaften. Die Region North Central Europe schließlich konnte auch 2021 mit einem Wachstum von 14,1 Prozent an die langjährige starke Entwicklung anknüpfen.“

Die Business Line Dachser Food Logistics, zweites Standbein des Business Fields Road Logistics, schloss das Geschäftsjahr 2021 mit einer deutlichen Umsatzsteigerung von 9,8 Prozent ab. Mit einem Umsatz von rund 1,1 Milliarden Euro durchbricht Dachser hier erstmals die Grenze von einer Milliarde Euro.

„Auch im Krisenjahr 2020 hatte Food Logistics beim Umsatz zugelegt und damit zur Stabilisierung des Gesamtunternehmens beigetragen. Mit dem diesjährigen Wachstum, das wesentlich durch Kundengewinne geprägt ist, liegt Food Logistics über dem langjährigen Mittel – und das trotz der pandemiebedingten Einschränkungen in Deutschland bei Events, Hotellerie und Gastronomie“, so Eling stolz.

„Unser zweites Business Field, Dachser Air & Sea Logistics (ASL), war geprägt von einem knappen Angebot und hoher Nachfrage, was zu einem besonders starken Preisanstieg in diesem Segment beitrug. Diese Sondersituation führte dazu, dass der Dachser-Umsatz im Luft- und Seefrachtgeschäft um 78,3 Prozent von 1,2 Milliarden Euro auf nunmehr über 2,1 Milliarden Euro nach oben schnellte. Die Sendungszahl kletterte um respektable 9 Prozent. Die Luft- und Seefracht war 2021 DER Wachstumstreiber bei Dachser“, fasst Eling zusammen.

Alle drei Dachser-Regionen waren an dem außergewöhnlichen Wachstum beteiligt: ASL Americas legte beim Umsatz um 60 Prozent zu, die Region APAC um 74 Prozent und EMEA um 80 Prozent.

In der Luft- und Seefracht hat sich eine Entwicklung, die sich bereits 2020 angekündigt hatte, nochmals deutlich beschleunigt. Gestörte Lieferketten führten zu immensem Druck, die Systeme zu Luft und zur See am Laufen zu halten – mit enormer Belastung für die Teams.

„Ursächlich für unser Leistungsvermögen in diesem Bereich ist der Umstand, dass Dachser bei Luftfracht zunehmend aus der Rolle des reinen Vermittlers von Transportdienstleistung herausgetreten ist. Wir sind zu einem relevanten Akteur in diesem Markt avanciert. Wir verfügen inzwischen über ein Luftfrachtnetzmit regelmäßigen Verbindungen zwischen Asien, Europa und den USA“, betont Eling. Daher führte Dachser 2021 insgesamt 230 Charterflüge durch. Als Vergleich: das entspricht einem Sprung von der Bundesliga in die Champions League.

Deutlicher Beweis für die Akzeptanz von Dachser auch in puncto Luftfracht sind Großaufträge zur Versorgung mit medizinischem Schutzmaterial. Eling: „Darüber hinaus wird die Ware, die aus Übersee kommt, in unser Landverkehrsnetzwerk eingespeist und in ganz Europa verteilt. Wir wachsen bei Air & Sea Logistics also nicht nur quantitativ als Folge der Pandemie, sondern, und das ist besonders wichtig, auch qualitativ. Unsere Kunden profitieren davon, dass unsere Zahnräder Luft, See und Straße so reibungslos ineinandergreifen.“

Wachstum in allen Bereichen

Eling: „nach dem Lockdown-bedingten Seitenschritt im ersten Corona-Jahr 2020 hat sich unser Wachstumstempo 2021 deutlich erhöht – auch im langjährigen Vergleich. Führen Sie sich die Größenordnungen unseres Geschäfts vor Augen: Dachser macht inzwischen über 7 Milliarden Euro Umsatz, wobei die Luft- und Seefracht grob zwei Milliarden Euro beisteuert. Von den rund 5 Milliarden, die auf den europäischen Landverkehr entfallen, stammt etwa eine Milliarde aus der Nahrungsmittellogistik. Das ist eine gesunde und ausbalancierte Aufstellung, die sich aus meiner Sicht wirklich sehen lassen kann.“

„Grundlage für unsere Fähigkeit, auch erhebliche Umsatzzuwächse zu bewältigen, ist unser exzellentes Netzwerk. In diese Infrastruktur haben wir auch 2021 wieder kräftig investiert. Knapp 100 Millionen Euro flossen im abgelaufenen Jahr in unsere Standorte und Systeme. Dass die Zahl etwas niedriger ist als in den Vorjahren, liegt im Wesentlichen an Bauverzögerungen, die einen Übertrag in 2022 verursachten. Die Umsatzrekorde schlagen sich ebenfalls erheblich in unserem Ergebnis nieder. 2021 war auch in dieser Hinsicht ein außergewöhnlich gutes Jahr. Bei dieser Aussage möchte ich es, wie gewohnt, belassen“, so Eling.

Die Eigenkapitalquote liegt nach Ablauf des Geschäftsjahres bei knapp 60 Prozent. Durch die finanzielle Stabilität ist das Unternehmen in der Lage, alle zur Zukunftssicherung notwendigen Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen. Ende 2021 zählte Dachser 31.800 Beschäftigte, das sind knapp 1.000 mehr als ein Jahr zuvor. Das zusätzliche Personal betrifft insbesondere das Business Field Road Logistics, um das Mengenwachstum weiterhin mit hoher Qualität bewältigen zu können.

Aufstellung und strategische Zukunftsthemen

Für 2022 gibt es insbesondere vier Themenfelder, die den Konzern prägen:

  • Transition:

Anfang 2021 fand ein umfassender Generationswechsel in der Führung von Dachser statt. Bernhard Simon ist nach 17 Jahren an der operativen Spitze des Unternehmens auf die Position des Vorsitzenden des Verwaltungsrats gewechselt. Michael Schilling, der an der Seite von Herrn Simon über eine lange Zeit die Geschicke des Unternehmens mitgelenkt hatte, wechselte ebenfalls in den Verwaltungsrat. Damit einher ging ein Generationswechsel im Vorstand. Mit Burkhard Eling als CEO hat ein verjüngtes, weitgehend neues Team die operative Leitung für die nächste Dekade übernommen.

„Nach über einem Jahr der gemeinsamen Arbeit darf ich feststellen: Der Übergang ist abgeschlossen und erfolgreich. Dies ist vor allem der langfristigen und vorausschauenden Nachfolgeplanung des Unternehmens zu verdanken. Der neue Vorstand kann mit der Rückendeckung und in enger Abstimmung mit dem Verwaltungsrat alle strategischen Herausforderungen konzentriert angehen. Es hat sich für den neuen Vorstand als richtig erwiesen, auf den Zweiklang aus bewährter Stärke und Aufbruch zu setzen. Wir haben uns klare Ziele gesetzt und aus ihnen Strategien abgeleitet, die wir nun konsequent umsetzen. Wir werden unser Potenzial weiter entfalten und den Wandel gestalten“, fasst Eling zusammen.

  • Digitalisierung:

Die forcierte Digitalisierung erweist sich als DER Hebel, um Prozesse noch effizienter und leistungsstärker und Kunden- und Partnerbeziehungen noch enger zu gestalten. Eling: „Wir haben den Ehrgeiz, bei der Digitalisierung Maßstäbe in der Logistik zu setzen. Um digitale Technologien im Netz zu etablieren, arbeiten wir eng mit Kunden, Wissenschaft und Partnern zusammen. Ziel ist es, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf allen Ebenen in ihren Tätigkeiten zu unterstützen.“

Drei Aktivitätsfelder stehen für Dachser im Vordergrund:

Supply Chain Connectivity & Collaboration

Hier geht es um den digitalen Austausch und die Übermittlung von Informationen innerhalb des Netzes sowie mit Kunden und Servicepartnern. Ziel ist die optimale gemeinsame Steuerung von Logistikprozessen. Dachser setzt hier mit Webservices, APIs oder Open Source auf moderne Technologien. Im Rahmen dieses Aktivitätsfelds wird die Entwicklung eines digitalen Portals für Kunden, Partner und Lieferanten stehen, mit dem Dachser den Anforderungen des Markts entsprechen und gleichzeitig neue Maßstäbe setzen will.

Supply Chain Assistance & Automatization

In diesem Bereich kommen unter anderem Bots für Routine-Arbeiten zum Einsatz, beispielsweise im Umgang mit Zollbehörden. Geplant ist zudem die immer weitere Digitalisierung des Dokumentenmanagements. „Je mehr es gelingt, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von lästiger Routine zu entlasten, desto mehr Zeit bleibt ihnenm wertschöpfende und komplexe Tätigkeiten durchzuführen. Auch eine im Dachser Enterprise Lab entwickelte Anwendung geht in diese Richtung. Ein auf künstlicher Intelligenz basierender Algorithmus prognostiziert Sendungsmengen bis zu 25 Wochen im Voraus. Wir haben dieses Tool in allen deutschen Niederlassungen inzwischen implementiert. Es hilft beim Frachtraumeinkauf und der generellen Ressourcenplanung. Weitere Automatisierungslösungen, wie zum Beispiel autonome Fahrzeuge im Warehouse, testen wir und werden sie in den kommenden Monaten zum Einsatz bringen“, erklärt Eling.

Supply Chain Visibility & Optimization

Beim dritten digitalen Schwerpunktthema geht es darum, mehr Daten zu jeder einzelnen Sendung zu generieren, und diese den Kunden zur Optimierung ihrer Abläufe in Echtzeit zur Verfügung zu stellen. In der Fachwelt spricht man von der Erstellung eines digitalen Zwillings, also der virtuellen Nachbildung physischer Prozesse.

Ein Beispiel hierfür ist das Dachser-Innovationsprojekt Telematics. Bis zum Sommer werden über 8.500 Wechselbrücken mit solarbetriebenen GPS-Sendern ausgestattet. Diese nutzen 5G / LPWAN und senden im Fünfminutentakt Positionsdaten an eine zentrale Dachser-Plattform. Dort werden ihre Geo-Informationen verarbeitet und visuell dargestellt. Ankunftszeiten lassen sich so genau berechnen. Alle Linienverkehre im Dachser-Netzwerk werden erstmals in Echtzeit sichtbar. Eling: „Das war bisher wirklich keine triviale Aufgabe, da im Stückgutnetz die Wechselbrücken ja auch unabhängig vom LKW genutzt oder bei Begegnungsverkehren ausgetauscht werden.“

Ein weiteres wirklich wegweisendes Projekt aus dem Dachser Enterprise Lab beschäftigt sich damit, wie das Umschlagslager der Zukunft aussehen wird. Hier geht es darum, nahezu sämtliche Packstücke im Umschlagslager automatisch zu identifizieren, zu lokalisieren und zu vermessen. So lassen sich beispielsweise unnötige Scan- und Suchprozesse vermeiden und erstmals die Sendungsströme innerhalb eines Umschlagslagers erfassen und visualisieren.

  • Klimaschutz:

So wie die Digitalisierung ist auch das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung für die kommenden Jahre. Dachser hat dazu eine Reihe von konkreten Projekten auf den Weg gebracht:  Seit dem 1. Januar 2022 bezieht Dachser weltweit ausschließlich Öko-Strom, die Grünstromquote wurde von 60 auf 100 Prozent erhöht. Bis zum Jahr 2025 werden in ganz Europa neue Photovoltaikanlagen gebaut, um die Kapazität zu vervierfachen.

„Ich hatte Ihnen letztes Jahr an dieser Stelle vom europäischen Rollout unseres Stadtbelieferungskonzepts DACHSER Emission-Free Delivery berichtet. Hier schreiten wir rasch voran. Mittlerweile ist nach Stuttgart der Start in Freiburg, Prag, Oslo, Straßburg, Paris, Madrid und Porto erfolgt. Bis Ende 2022 werden wir Berlin, München und Kopenhagen ebenfalls in diesen Service einbinden“, verkündet Eling.

Das Unternehmen investiert weiter in alternative Antriebe, um Erfahrungswerte zu sammeln. „Aktuell haben wir rund ein Dutzend batterieelektrischer Fahrzeuge im Einsatz. Bis Ende 2023 werden wir 50 zusätzliche Elektro-LKW anschaffen. Darüber hinaus werden wir Wasserstoff-Brennstoffzellen-LKW im Fernverkehr testen, sobald dies möglich ist“, verdeutlicht Eling.

Es ist geplant, die Firmenwagenflotte so schnell wie möglich auf Elektro-Pkw umzustellen. Der ursprüngliche Plan, 50 Prozent der Flotte bis Ende 2023 zu ersetzen, wird sich auf Grund der aktuellen Lieferschwierigkeiten der Automobilindustrie leider etwas verzögern.

Dachser investiert massiv in die weitere Optimierung des Laderaums, etwa durch die bereits beschriebenen Digitalisierungsmaßnahmen. Je besser und effizienter der Laderaum genutzt wird, desto besser ist das für die Umwelt.

„In diesem Zusammenhang ersetzen wir bis 2027 alle Standard-Trailer in Deutschland durch sogenannte Megatrailer, die acht Kubikmeter mehr Laderaum bieten. Das ist ein sehr effektiver Hebel für mehr Klimaschutz, den wir sukzessive auch in ganz Europa nutzen werden“, verrät Eling.

In einer aktuellen Klimaschutzkampagne werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Dachser weltweit einbezogen, um Ideen zu sammeln und zu diskutieren. Es geht dabei ganz dezidiert auch um die vermeintlich „kleinen Ideen“, wie man am eigenen Arbeitsplatz Treibhausgas einsparen kann.

  • Human Resources:

Der letzte thematische Schwerpunkt betrifft die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Durch die eklatanten Kapazitätsengpässe im vergangenen Jahr trat der Mangel an Fach- und Fahrpersonal noch deutlicher zu Tage.

„Für funktionierende logistische Wertschöpfungsketten brauchen wir qualifizierte und motivierte Menschen. Dafür investieren wir ganz erheblich in ein ganzes Bündel von Maßnahmen: Für unsere gewerblichen Mitarbeitenden geht es dabei zum Beispiel um Kommunikation, Vergütungsmodelle, Entwicklungspläne, Führungsstrukturen sowie Technologie-Einsatz und Ergonomie in unseren Umschlaglagern und Warehouses. Auch den Berufskraftfahrern bieten wir ein attraktives Umfeld. Wir etablieren für sie ein Gesundheitsmanagement, professionalisieren weiterhin die Ausbildung und investieren in zusätzliche Parkmöglichkeiten für LKW an den Niederlassungen. Am wichtigsten ist aber: Wir bringen den Menschen, die bei oder für Dachser arbeiten, Wertschätzung entgegen. Damit handeln wir im Einklang mit den Werten und der Kultur unseres Familienunternehmens“, gibt Eling einen Einblick in die Firmenkultur.

Im Fokus liegt die Entwicklung einer neuen Personalstrategie, die den Anforderungen der modernen Arbeitswelt wirklich gerecht wird. Dazu gehört es nicht nur, modernste Technologien am Arbeitsplatz bereitzustellen: „Wir werden darüber hinaus eine positive Einstellung zur Digitalisierung, einen sogenannten „Digital Mindset“, im gesamten Unternehmen schaffen. Dieser ist die Voraussetzung, unsere eben dargestellten Digitalisierungsanstrengungen wirklich umsetzen zu können“, ist Eling überzeugt und sagt: „Es geht aber auch darum, unsere Dachser-Kultur überzeugend zu kommunizieren und zu leben, Verantwortung und Kreativität zu ermöglichen und auch das Lernen am Arbeitsplatz und die persönliche Entwicklung zu fördern. Wir werden die Mitarbeitenden noch stärker als bisher ins Zentrum unseres Denkens und Tuns stellen. Denn am Ende sind es gerade die individuellen und alltäglichen Erfahrungen eines jeden einzelnen, die uns zu einem attraktiven und empfohlenen Arbeitgeber machen. Und nur wer die richtigen Menschen findet und langfristig an sich binden kann, wird in der Logistikindustrie bestehen können. Denn, und ich denke das ist für uns klar, Logistik wird am Ende des Tages von Menschen für Menschen gemacht.“

Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr

„Der Krieg in der Ukraine hat uns zutiefst getroffen. Vieles kommt dieser Tage und Wochen ins Wanken, woran wir bislang fest geglaubt haben, und ich bedaure zutiefst diese schreckliche Situation und das menschliche Leid. Doch wie beeinflusst der Krieg Dachser?

In Russland ist Dachser seit 2008 mit einer eigenen Landesgesellschaft vertreten. Wir erbringen dort Transport- und Logistikdienstleistungen in den Business Fields Road Logistics und Air & Sea Logistics. Rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort an sieben Standorten beschäftigt. Unsere russische Landesgesellschaft erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von rund 26 Millionen Euro – das ist weniger als ein halbes Prozent des Konzernumsatzes. In der Ukraine und Belarus ist Dachser nicht mit eigenen Standorten vertreten“, resümiert Eling.

Dachser hat alle Netzwerktransporte nach und aus Russland und Belarus eingestellt. Ein kompletter Übernahme- und Verladestopp gilt auch für interkontinentale Zugverkehre und LKW-Transporte zwischen Europa und Asien, die Russland und Belarus durchqueren.

„Auch wenn vor dem Hintergrund dieser Zahlen und der Größenordnung die direkten Folgen auf unser Geschäft nicht gravierend erscheinen mögen, sind die indirekten Folgen des Krieges umso einschneidender. Der Krieg mitten in Europa führt zu großem humanitärem Leid. Er trifft die Wirtschaft mit hohen Energie- und Kraftstoffkosten, die Auswirkungen von alldem können wir im jetzigen Stadium noch nicht beziffern. Aufgrund der gegenseitigen Sanktionen sind die Luftfrachtkapazitäten um ca. 20 Prozent gesunken. Für die europäische Logistik ist zudem die Fahrerthematik von Relevanz. Wie Sie wissen, stammen viele Kraftfahrer, die zum Beispiel in Polen tätig sind, aus der Ukraine. Das ist ein weiterer Faktor, der den Fahrermangel in Europa verschärfen wird“, befürchtet er.

Eling: „Als Familienunternehmen leisten wir selbstverständlich humanitäre Hilfe. Wir helfen anerkannten Hilfsorganisationen in ganz Europa mit kostenfreien Transport- und Lagerdienstleistungen. Damit werden die Menschen in der Ukraine und die Geflüchteten in den Nachbarstaaten unterstützt. Besonders eng arbeiten wir in dieser Situation mit unserem langjährigen Partner, dem Kinderhilfswerk terre des hommes, zusammen. Neben der logistischen Unterstützung rufen wir ein gemeinsames Projekt ins Leben, das sich um traumatisierte Kinder und Jugendliche kümmern wird.“

Geschäftsverlauf 2022 – Aussichten

Das erste Quartal lief trotz der angespannten Lage gut an. Die transportierten Volumina insbesondere in den grenzüberschreitenden Verkehren waren erfreulich und stützen verhalten optimistische Erwartungen für das laufende Jahr. Auch die Nachfrage nach eigenen Chartern in der Luftfracht ist aktuell unverändert hoch. Es bleibt aber abzuwarten, wie sich das im Zuge dieses mit vielen Unsicherheiten behafteten Jahres entwickeln wird.

„Wir wissen natürlich, dass 2021 ein Ausnahmejahr war, dessen Resultate durch ein außergewöhnlich positives Marktumfeld potenziert wurden. Das wird sich aller Voraussicht nach so nicht wiederholen. Vorsichtig geschätzt gehen wir deshalb von einem Mengenwachstum in Road Logistics von ca. 3 bis 5 Prozent aus“, prognostiziert Eling.

Das Management von Wachstum einerseits und knappen Ressourcen andererseits wird eine zentrale Herausforderung auch in diesem Jahr bleiben. Auch wenn sich gewisse Preisspitzen des vergangenen Jahres einpendeln werden, bleiben die Kosten in der Logistik auf einem hohen Niveau. Treibstoffpreise, der Fahrer- und Fachkräftemangel, Klimaschutzinvestitionen sowie weitere Faktoren werden die Kosten treiben.

Unabhängig von dieser Entwicklung wird Dachser auch 2022 signifikant in den Ausbau seiner Kapazitäten investieren. Nicht zuletzt aufgrund von Nachholeffekten bei Bauvorhaben ist eine Rekord-Investitionssumme von rund 200 Millionen Euro vorgesehen.

 


Quelle: LOGISTIK express Journal 2/2022

Translate »