Rohstoffe: Deutsche Industrie zunehmend mit Versorgungsschwierigkeiten

Volatile Preise erschweren Einkauf // Wettbewerb um Ressourcen belastet Unternehmen // Anne Escher: „Auch Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) müssen inzwischen langfristige Einkaufsstrategien anwenden.“

 

Für die deutsche Industrie wird die Versorgung mit Rohstoffen zusehends schwieriger. Insbesondere starke Preisschwankungen und ein zunehmend härterer Wettbewerb um knappe Ressourcen machen den Unternehmen zu schaffen. Das ist die einhellige Meinung von Einkaufsexperten bei einem von ARAIA Consulting (ARAIA) organisierten Roundtable-Gespräch („Kölner Runde für Einkauf und Logistik“), das diese Woche in Köln stattgefunden hat. Angesichts steigender Rohstoffpreise erwarten die Einkäufer langfristig auch deutliche Mehrkosten bei der Beschaffung. Das betrifft zum Beispiel Stahl, Kupfer und Kunststoffe. Eine weitere Hürde für stabile Preise: Rohstofflieferanten verknappen ihr Angebot zum Teil künstlich und treiben so die Einkaufskosten in die Höhe.

 

Anne Escher, Geschäftsführerin von ARAIA und Leiterin des Kölner Büros: „Was den Unternehmen besonders zu schaffen macht, ist die Unberechenbarkeit der Preisentwicklung.“ Selbst wer nur geringe Mengen einkaufe, müsse inzwischen global agieren und Strategien wie ein Konzern verfolgen, um langfristig zu wettbewerbsfähigen Konditionen beschaffen zu können. Escher: „Das ist insbesondere für viele Kleine und Mittlere Unternehmen vollkommenes Neuland.“ Die Expertin für Beschaffung und Supply Chain Management verweist darauf, dass gerade die deutsche Wirtschaft aufgrund ihrer Struktur besonders anfällig ist. „Deutschlands Stärke ist hier zugleich seine Schwäche: Eine mittelständisch dominierte, technologisch starke Industrie, die auf Rohstoffe aus dem Ausland angewiesen ist.“

 

ARAIA berät zahlreiche Unternehmen dabei, wie sie ihren Einkauf optimieren und so erhebliche Kosten einsparen können. Eine jüngst herausgegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass viele Betriebe durch einen Redesign-to-Cost-Prozess ihre Ausgaben um bis zu zehn Prozent senken könnten. Dabei werden alle Komponenten eines Produkts auf ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis hin überprüft. Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Maßnahme ist allerdings, dass der Einkauf eng mit Forschung und Entwicklung zusammenarbeitet – eine Möglichkeit, von der noch zu wenige Unternehmen konsequent Gebrauch machen.

 

Escher: „Bereichsübergreifende Zusammenarbeit zahlt sich aus. Zum Beispiel können sich Einkauf und Produktentwicklung optimal abstimmen, wenn es darum geht, einen teuren Rohstoff durch ein preiswerteres Material zu ersetzen. Und auch Kooperationen mit anderen Unternehmen sind sinnvoll, wenn man die eigene Markt- und Verhandlungsmacht gegenüber dem Rohstofflieferanten stärken möchte. Durch kluge Strategien, wie ein weltweites Lieferanten-Management oder durch bestimmte Absicherungsgeschäfte, kann die Industrie ihre Versorgung deutlich verbessern. Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen in den kommenden Jahren hier in Know-how investieren werden – weil sie es müssen.“

 

ARAIA organisiert regelmäßig Treffen von und für Einkaufsexperten aus unterschiedlichen Branchen. Ziel ist es, aktuelle Probleme im Einkauf zu diskutieren und den Austausch von bewährten Lösungsstrategien zu erleichtern. „Am Ende sitzen gerade beim Thema Rohstoffe alle in einem Boot, da ist es wichtig, von den Besten lernen zu können“, so Escher.

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