Shuttle-Systeme – Ganzheitlichkeit ist gefragt
Die so genannten Shuttles oder Kanalfahrzeuge werden in der Intralogistik derzeit heftig diskutiert. Doch wo liegen die Nutzenpotenziale, wo machen andere Lösungen dagegen mehr Sinn? Wir haben im Folgenden versucht, einige Vor- und Nachteile dieser Technik aufzuzeigen. Grundsätzlich handelt es sich bei einem Shuttle-System um einen hochdynamischen Speicher zum Lagern und lieferungsreinen beziehungsweise sequenziellen Bereitstellen von Behältern. „Das Gesamtsystem besteht aus den Hauptkomponenten des Regalsystems, aus Vertikalliften mit fördertechnischer Anbindung an das Behälterfördertechniksystem sowie horizontal in den Regalgängen verfahrenden Shuttles“ erklärt Andreas Hartwig, Mitglied der Geschäftsleitung beim Beratungsunternehmen Miebach. „Je nach Aufgabenstellung sowie Hersteller werden die Hauptkomponenten dabei allerdings unterschiedlich ausgeführt.“ So unterscheidet man beim Regalsystem zum Beispiel zwischen der einfach- und der zweifachtiefen Lagerung. Die Erschließung der Regalebenen hängt darüber hinaus von der Position der Vertikallifte und der fördertechnischen Anbindung ab. Je nach geforderter Durchsatzleistung werden Behälter entweder nur vertikal transportiert oder einzelne Shuttles zwischen den Ebenen versetzt. Die Shuttles schließlich können je nach Hersteller eine bis drei Regalebenen mit Behältern ver- beziehungsweise entsorgen. Höhere Leistung versus limitierte Behältergewichte „Wir sehen Shuttle-Systeme als die Zukunft in der Lagertechnik an und werden langfristig mit Sicherheit etwa 60 Prozent der vorhandenen Regalbediengeräte ersetzen“, sagt Mat-thias Kramm, Geschäftsführer beim Intralogistikanbieter Vanderlande Industries. „Welche Shuttle-Technik sich am Ende durchsetzen wird, hängt vom jeweiligen Bedarfsfall, wie der Leistung oder der Bedienung von Stellplätzen, ab.“ Die vorhandenen Shuttles würden auf jeden Fall immer leistungsfähiger, leichter und günstiger. „Shuttle-Systeme stellen nicht für jede Anforderung die optimale Lösung dar“, so Etlinger. „Deshalb analysieren wir in jedem Projekt die Anforderungen sehr genau, um mit dem Kunden gemeinsam die optimale Geräteauswahl zu treffen – diese kann von klassischen Regalbediengeräten wie dem Stratus oder Mustang von TGW über hoch dynamische Hubbalkengeräte wie den TGW-Commissioner bis hin zu Shuttle-Systemen reichen.“ Werden unterschiedliche Funktionsbereiche in einer Lösung kombiniert, so sei auch der Einsatz von unterschiedlichen Techniken in einem Distributionszentrum eine oft zielführende Variante. Swisslog gründet Joint Venture mit der Heron-Gruppe Für Swisslog bedeutet das neue gemeinsame Unternehmen die ideale Ergänzung des Portfolios im Bereich der Leichtguttechniken. Mit Hilfe der neuen Transportroboter sieht man sich verstärkt in der Lage, innovative Gesamtsysteme für hochdynamische Pufferlager und moderne Anbindungen an Kommissionierstationen zu realisieren. Daniel Fink, Leiter der Division Warehouse & Distribution Solutions von Swisslog, zum Joint Venture: „Wir haben weltweit alle in Frage kommenden Systeme analysiert und sind zu der Überzeugung gelangt, dass wir mit den Transportrobotern der Servus Intralogistik das Produkt mit dem größten Potenzial gefunden haben.“ Shuttle-Pionier KNAPP setzt auf ergonomische Kommissionierung Die Kommissionierung erfolgt komplett nach dem ergonomischen Ware-zum-Mann-Prinzip oder via manuelle Stationen, wo aus Durchlaufregalen kommissioniert wird, die automatisch vom OSR Shuttle befüllt werden. Der Einsatzbereich des OSR Shuttles gehe hin bis zu Pufferfunktionen, bei welchen eine sequenzielle Auslagerung beispielsweise für eine „Shop-friendly“-Lieferung möglich sei, so Schnabl. „Vorbehalte bei Shuttle-Sys-temen sehen wir generell keine, jedoch sind wir der Meinung, dass Regalbediengeräte im Lagerbereich, wo wenig Durchsatz und viel Lagerplatz gefordert sind, zum Teil noch ihre Berechtigung haben.“ KNAPP hat sein erstes OSR Shuttle-System bereits vor zehn Jahren auf den Markt gebracht, 6.500 Shuttles sind seitdem bei 120 Kunden im Einsatz. SSI Schäfer entwickelt Lösung für den Tiefkühlbereich Der Orbiter und die für die Beschickung mittels Gabelstapler konzipierte Docking Station des Schäfer Orbiter Systems bilden eine Funktionseinheit, die eine effiziente Warenbereitstellung bei denkbar einfachem Arbeitsprinzip ermöglicht. Der Gabelstapler nimmt die Docking Station inklusive Orbiter auf und setzt diese in die frontseitigen Zentrierkonsolen der Regalkanäle. Das Einsetzen der Docking Station soll dank großzügiger Einfahrtoleranzen einfach, sicher, schnell und ohne Bedienerstress erfolgen. Das bereits im Jahr 2004 mit dem VDI Innovationspreis ausgezeichnete Multishuttle von Dematic ist ein kombiniertes Lager- und Transportsystem. Entwickelt, um Geschwindigkeit, Genauigkeit und den Durchsatz in der automatischen Kleinteilelagerung bei der Kommissionierung, Auftragsabwicklung, Konsolidierung und Sequenzierung zu steigern. Ursprünglich als eine leistungsstarke, preisgünstige und innovative Alternative zum klassischen AKL entwickelt, zeigt es seit seiner Markteinführung im Jahr 2006 neue Ansätze für die automatische Kleinteilelagerung auf. Logistik express Redaktion: Thomas Wöhrle |