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Studien von DHL und Zebra

Die Investition in Automation und fortgeschrittene Technologien wird von Unternehmen immer mehr als vorteilhaft und unausweichlich gesehen, um am Markt bestehen zu können. Wichtig für die Effizienzsteigerung ist die Ausgewogenheit zwischen Automation und Einsatz von erfahrenen Mitarbeitern.

Redaktion: Drirk Ruppik.

Die Zukunft der Logistik und Intralogistik wird in den nächsten Jahren gemäß der Studien von DHL (1) und Zebra Technologies (2) durch technologische und wirtschaftliche Megatrends geprägt werden. Einen großen Einfluss auf die Entwicklung hatten und haben dabei die Coronapandemie, der Russisch-Ukrainische-Krieg, der Klimawandel und der demografische Wandel bzw. der Fachkräftemangel. Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Diversifizierung der Lieferketten sind gesellschaftliche und wirtschaftliche Trends, die in den nächsten Jahren stark zum Tragen kommen (3).

Zudem verändern Omnichannel-Logistik und teils spezialisierte digitale Marktplätze stark den Handel von Produkten und Dienstleistungen. Technologisch prägende Entwicklungen sind stationäre und mobile Roboter im Lager und in der Produktion, Computer Vision, die rasante Entwicklung von Big Data-Analyse und Künstlicher Intelligenz sowie die Nutzung von alternativen Energiequellen.

Vision für Logistikzentren bis 2027

Zebra Technologies hat in der Studie „Warehousing Vision“ neue Trends und Herausforderungen untersucht, die Lagerhaltung und -betrieb in Zukunft entscheidend transformieren werden. Für die Studie wurden 1403 IT- und Betriebsmanager aus den Bereichen Produktion, Transport und Logistik, Einzelhandel, Expresszulieferer und Großhandelsvertrieb zu momentanen und geplanten
Modernisierungsmaßnahmen in ihren Lagerhaus-, Vertriebs- und Fulfillment-Zentren im Zeitraum 2019 bis 2024 befragt.

Laut Studie wollen sechs von zehn Entscheidungsträgern in die Transparenz von Beständen, Lagerhäusern und Lieferketten bis 2027 investieren. Neun von zehn Befragten erwarten, dass der Einsatz von Radio Frequency Identification (RFID), Computer Vision, stationären Barcodelesegeräten und Bildverarbeitungssystemen vorherrschender wird. Generell fokussieren die Unternehmen auf fortschrittliche Technologien, die eine bessere Nutzung und Produktivität der Maschinen, Anlagen, Ausrüstungen und Menschen ermöglichen. Dies verbessert wiederum das Wohlbefinden der Arbeitnehmer und die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit.

Laut Zebra Technologies wird es immer bedeutender, dass die Lagerhausbetreiber einem genauen Plan für die Einführung der jeweiligen Technologien folgen. Nur so kann eine stetige und durchhaltbare Reifung des Lagerbetriebs erfolgen. Bei den Investitionen in den Lagerhausbetrieb stehen sowohl die Kundenbedürfnisse als auch die Bedürfnisse der Arbeitnehmer im Fulfillment im Fokus.

Die Pandemie hat auch hier den Einsatz neuer Technologien beschleunigt. Im Lagerhaus bzw. der Intralogistik werden zunehmend Wearables, mobile Drucker und widerstandsfähige sog. Rugged Tablets eingesetzt. Gleichzeitig haben 27 Prozent der Lagerhausbetreiber bereits Autonome Mobile Roboter (AMR) eingeführt. Innerhalb von fünf Jahren soll die Zahl auf 90 Prozent steigen.

Automation und Einsatz neuster Technologien ist unausweichlich

Laut Zebra Technologies ist eine positive Transformation bei der Einstellung von Lagerhausbetreibern und Entscheidern entlang der Lieferketten zu beobachten. Die Investition in Automation und fortgeschrittene Technologien wird immer mehr als vorteilhaft und unausweichlich gesehen, um am Markt bestehen zu können. Zudem verbessern die Arbeitgeber die Arbeitsbedingungen in Lagerhäusern durch neue Technologien, um die harte Arbeit attraktiver und flexibler für die Arbeitnehmer zu machen.

Große Herausforderungen in schwierigen Zeiten entstehen durch die hohe geforderte Pünklichkeit bei der Auftragsbearbeitung, die nötige Transparenz der Bestände, hohe Transportkosten und wachsende Versendungsvolumina (+20 Prozent von 2020 bis 2022). Zwischen 2022 und 2025 erwarten acht von zehn Lagerhausbetreiber einen Zuwachs an Produktvielfalt und Versendungsvolumen.

Natürlicherweise wird damit auch das Rücksendevolumen steigen, was ein aufwändiges Retourenmanagement nötig macht. Weiterhin soll die Größe und Anzahl der Lagerhäuser der jeweiligen Betreiber zunehmen. 61 Prozent der Betreiber wollen auch weitere Arbeitskräfte einstellen, was aufgrund des Fachkräftemangels problematisch sein wird. Daher setzen acht von zehn Entscheidungsträger immer mehr auf Automation.

Teilautomatisierung und Augmentation

Beide Studien prognostizieren eine starke Zunahme an mobilen Robotern (AMR) im Lager, wobei die Zebra-Studie die Bedeutung der Ausgewogenheit zwischen Automation und Einsatz von erfahrenen Mitarbeitern zur Effizienzsteigerung herausstellt. Die Mehrzahl der befragten Unternehmen (73 Prozent) sieht Teilautomatisierung und Augmentation der Lagerarbeiter hier als besten Weg. AMR verkürzen Laufzeiten, vermindern die Fehleranzahl und schaffen neue Arbeitsmöglichkeiten.

Technologien zur Erweiterung der Fähigkeiten von Lagermitarbeitern sind z. B. mobile Drucker und widerstandsfähige sog. Rugged Tablets, Industriescanner, Wearables wie Smarte Watches und Glasses für Augmented Reality sowie Hüftgurte. Der vermehrte Einsatz von Sensoren und RFID bei der Datengewinnung wird andere Arbeitsbereiche für Mitarbeiter erschließen. Durch die eingesetzten Technologien werden die Arbeitsplätze zudem für schwer zu findende, qualifizierte Mitarbeiter attraktiver.

Rasante Entwicklung von Big Data und KI

Mit der rasanten Entwicklung der KI-Technologie und der Sensortechnik werden stationäre Roboter wie kollaborative Roboter (Cobots) und Industrieroboter immer vielfältiger und vielseitiger. Erwartet wird, dass in Zukunft eine zunehmende Arbeitsteilung zwischen Menschen und Cobots existieren wird. Roboter werden natürlich meist in sich wiederholenden, gleichbleibenden Prozessen eingesetzt. Die Frage ist, wie Innovationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) die Arbeitsfelder erweitern werden. KI wird besonders auch in der Objekterkennung eingesetzt. Aber auch Felder wie die fähigkeitsbasierte Roboterprogrammierung mittels Datenhandschuh sind ein Thema, das die Zukunft prägen wird.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Anwendungen von Big Data und KI in der Logistik und Intralogistik. Z. B. werden durch KI Lieferketten transparenter und steuerbar. Eine vorausschauende Planung und Handlung wird möglich. Unternehmen können die künftige Nachfrage für bestimmte Produkte anhand von bereits vorhandenen Daten abschätzen und darauf basierend ihre Lagerbestände samt Sicherheitsbestände bestimmen. Dafür werden einer Software für Maschinelles Lernen (historische) Trainigsdaten gefüttert und mit der Hilfe von Algorithmen bestimmte Muster in der Nachfrage erkannt.

Aus diesen Mustern kann die künftige Nachfrage bestimmt werden. Auch die einzelnen Produktvorschläge können mit KI besser auf die jeweiligen Kunden abgestimmt werden. Darüber hinaus wird KI auch in der Routen- und Netzwerkplanung bei der Auslieferung der Produkte eingesetzt. Ein weiteres Einsatzfeld ist das Risikomanagement.

In Zukunft werden auch KI-gesteuerte Roboterschwärme beispielsweise in der Kommissionierung oder Paketzentren zur Verteilung eingesetzt. Solche Roboterschwärme vereinen die Fähigkeiten von leistungsfähiger Sortier- und Fördertechnik mit den Potenzialen autonomer KI-basierter Robotersysteme.
In einem Paketzentrum von STO Express in Yiwu, China werden Roboterschwärme bereits für die Sortierung und den Transport von Paketen eingesetzt.

Dazu scannt jeder Roboter das Paketlabel und bringt es zur jeweiligen Ablegestation für eine bestimmte Provinz. Dadurch fallen viele Arbeitsschritte weg und sehr viel manuelle Arbeit wird eingespart. Auch in Deutschland wurde im Oktober letzten Jahres das Loadrunner-System von Fraunhofer IML und Kion Group beim KEP-Dienstleister DPD in Köln-Porz getestet (4). Durch den Roboterschwarm erhofft sich DPD laut des Leiters für das operative Geschäft Björn Scheel eine flexible Anpassung an schwankende Paketvolumina und Skalierungsmöglichkeiten. Allerdings ist die KI-Lösung bisher noch nicht marktreif.

Laut VDI sind Zweidrittel aller Unternehmen in Deutschland überzeugt, dass KI einer der wichtigsten technologischen Treiber unserer Zeit ist, doch nur acht Prozent nutzen KI im eigenen Unternehmen bisher (Studie Bitkom zu KI, April 2021). Durch exponentiell wachsende Computerleistung, Big Data und
mächtige Algorithmen sind die Einsatzmöglichkeiten allerdings künftig nahezu unbeschränkt (5). (DK)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 2/2023

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