Verlagerung von Frachtflügen auf den Flughafen Hahn weiterhin undenkbar

Lufthansa Cargo hat die Darstellungen des Kasseler Logistikprofessors Richard Vahrenkamp deutlich zurückgewiesen. Dieser hatte am Mittwoch im Auftrag der Frankfurter Fluglärmkommission eine Analyse zu den Auswirkungen des Nachtflugverbotes vorgestellt und erklärt, eine Verlagerung der nächtlichen Frachtflüge auf den Flughafen Hahn sei für Lufthansa Cargo ohne größere Probleme darstellbar.

"Die vorgestellte Analyse zeigt die erschreckende Unkenntnis eines so genannten Experten. Die Behauptungen von Professor Vahrenkamp ignorieren alle Faktoren, die Lufthansa Cargo zur erfolgreichsten Frachtairline der Welt gemacht haben", betonte Karl Ulrich Garnadt, Vorstandsvorsitzender von Lufthansa Cargo. "Die enge Verzahnung der Passage- und Frachtflugzeuge am Frankfurter Flughafen ist unverzichtbare Grundlage für die Leistungs-, Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens." Keinesfalls sei es so, dass bei Lufthansa Cargo nachts keine eilbedürftige Express-Fracht umgeschlagen werde. Vielmehr stünden Express-Sendungen wie dringend benötigte Ersatzteile, Impfstoffe oder Medizintechnik für einen bedeutenden Teil des Geschäfts von Lufthansa Cargo. Auch die Behauptung, dass bei Transitfracht Umladezeiten von 24 Stunden die Regel wären, sei auf die größte deutsche Frachtfluggesellschaft bezogen schlichtweg falsch. "Luftfracht ist teuer und deshalb wird per Luftfracht nur befördert, was aus Termingründen wirklich fliegen muss. Unser Expressprodukt hat in Frankfurt Umladezeiten von bis zu 180 Minuten, die Anlieferung der Kunden für Abflüge aus Frankfurt kann bis zu 90 Minuten vor dem Start erfolgen", so Garnadt.

Der Lufthansa Cargo-Chef unterstrich, dass Vahrenkamp für seine Analyse nicht ein einziges Mal mit der Frachtairline gesprochen habe. "Analysen zu Auswirkungen des Nachtflugverbotes zu veröffentlichen, ohne vorher Kontakt zu betroffenen Unternehmen zu suchen, ist wissenschaftlich höchst unseriös. Es ist erschreckend, dass die vorgestellte Analyse das Geschäftsmodell der mit Abstand größten Frachtairline am Standort Frankfurt vollkommen außen vor lässt." Garnadt weiter: "Offensichtlich wurde versucht, ein Unternehmen öffentlich zu diskreditieren und die Kritik an der Luftverkehrsbranche insgesamt zu schüren. Unsere Industrie mit ihrer Volatilität, mit immensem Wettbewerbsdruck und fast wöchentlich neuen Herausforderungen ist weit davon entfernt, es sich an einem Standort bequem zu machen. Nur durch Flexibilität, Innovationskraft und Engagement ist es Lufthansa Cargo gelungen, zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor und zum Jobmotor in der Rhein-Main-Region zu werden."

Karl Ulrich Garnadt verwies darauf, dass Lufthansa Cargo in der Vergangenheit bereits mehrfach den Bedarf für Nachtflüge in Frankfurt belegt habe. "Zahlreiche Gutachten, die von anerkannten Logistikwissenschaftlern stammen, haben die Notwendigkeit für eine begrenzte Anzahl von Flügen umfassend belegt." Luftfracht sei per se ein Transportmittel für eilige Güter und speziell für Flüge in die USA seien Abflüge in der Nacht häufig zwingend notwendig. Nur so könne durch den Nachtsprung die Auslieferung am gleichen Kalendertag erreicht werden. Böte Frankfurt diesen Nachtsprung nicht an, würden Kunden auf andere Flughäfen wie Paris oder Amsterdam ausweichen. Diese Abwanderung sei bereits im ersten Monat mit einem Nachtflugverbot deutlich spürbar gewesen.

Eine Verlagerung der nächtlichen Frachtflüge zum Flughafen Hahn schließt das Unternehmen weiter aus. "Nur in Frankfurt gibt es die benötigte Vernetzung von Passagier- und Frachtflugzeugen, die ein Kernelement unseres Geschäftsmodells ist", unterstrich Garnadt. Lufthansa Cargo befördert rund die Hälfte der Fracht an Bord der Passagierflugzeuge von Lufthansa und Austrian Airlines. Mehr als die Hälfte der Fracht, die nach Frankfurt geflogen wird, ist Transitfracht und geht anschließend auf weitere Flüge an ihren Bestimmungsort. "Eine räumliche Trennung unserer Passagier- und Frachtflüge ist ökologisch wie ökonomisch absurd und weltfremd", stellte Garnadt klar.

Allein die Straßen würden durch eine Verlagerung der Lufthansa Cargo-Frachtflugzeuge mit rund 50.000 LKW-Fahrten zwischen Frankfurt und dem Flughafen Hahn durch zusätzlichen Lärm und Emissionen belastet. "Eine solche Lösung kann niemand ernsthaft in Betracht ziehen, erst recht kein Logistiker." Garnadt weiter: "Ein Logistikexperte, der noch vor kurzem den Bau eines Gemeinschaftsflughafens Kassel/Marburg vorgeschlagen hat – und öffentlich den Neubau eines zweiten Großflughafens "Frankfurt 2" in der Wetterau oder in Rheinland-Pfalz forderte, muss damit rechnen, dass an seiner fachlichen Kompetenz und seiner Glaubwürdigkeit Zweifel bestehen."

Lufthansa Cargo hatte in dieser Woche die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen durch ein absolutes Nachtflugverbot erneut bekräftigt. Jährlich wäre ein wirtschaftlicher Schaden im signifikanten zweistelligen Millionenbereich zu erwarten. "Dies fehlt dann für Investitionen in die Erneuerung unserer Flotte und die Infrastruktur hier am Standort Frankfurt. Das gefährdet nicht nur die Zukunftsperspektiven für Lufthansa Cargo und die mehr als 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland, sondern auch für den Logistikstandort Rhein-Main insgesamt", so Karl Ulrich Garnadt. Die Sorge in der Belegschaft wachse, so der Vorstandschef. "Wir haben aber eine Verantwortung für unser Unternehmen und vor allem für unsere Mitarbeiter, die hier einen sicheren Arbeitsplatz mit Perspektiven und in den meisten Fällen auch ihren Wohnort haben. Dafür werden wir uns auch weiterhin mit aller Kraft einsetzen."

Garnadt lud Vahrenkamp zudem ein, die Abläufe im größten Luftfrachtzentrum Deutschlands vor Ort kennen zu lernen. "Im Lufthansa Cargo Center schlägt das Herz der deutschen Luftfrachtindustrie. Wir sind nach wie vor offen für eine konstruktive Diskussion und überzeugt, dass ein Besuch vor Ort für Professor Vahrenkamp zu neuen Erkenntnissen führen wird."

Quelle: MyLogistics
Portal: www.logistik-express.com

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