Verleihung des CNA Innovationspreises “Intelligenz für Verkehr und Logistik“

Sonderpreis 2010 für herausragende unternehmerische oder  wissenschaftliche Leistung geht an AEbt – Angewandte Eisenbahntechnik in Nürnberg // Projekt „International Requirement List (IRL)“ vereinfacht länderübergreifende Zulassung von Eisenbahnfahrzeugen in Europa und macht Anforderungen erstmals vergleichbar

Bei der internationalen Zulassungen von Eisenbahnfahrzeugen und –komponenten ist der Marktzugang in der Europäischen Union (EU) auch 20 Jahre nach Vollendung des europäischen Binnenmarktes noch immer erschwert. Die aktuell geltenden Normen, technischen Spezifikationen der jeweiligen Schienen-Netze, die betrieblichen Anforderungen, Rechtsvorschriften und unterschiedlichen nationalen Sicherheitsanforderungen können von den Herstellern der Fahrzeuge und den Betrei-bern bisher nur mit sehr hohem personellem und zeitlichem Aufwand erschlossen werden. Die AEbt Angewandte Eisenbahntechnik GmbH hat mit dem IRL-Projekt die Beschleunigung und Vereinfachung des länderübergreifenden Zulassungsprozesses für Eisenbahnfahrzeuge und –komponenten in Europa einen entscheidenden Schritt voran gebracht. Besonders herausragend bei diesem Projekt ist, dass fünf nationale Sicherheitsbehörden (aus Deutschland, Österreich, Niederlande, Schweiz und Italien) sowie die jeweiligen Infrastrukturbetreiber die europäische Idee in Eigeninitiative umgesetzt haben.

Die an dem Projekt beteiligten Behörden und Netzbetreiber haben sich unter dem Namen Task Force Interoperabilität, kurz TFI zusammen geschlossen. Um die internationale Bedeutung dieses Projektes aus der Metropolregion Nürnberg zu würdigen, verleiht die Kompetenzinitiative CNA e.V. für diese Leistung den „Sonderpreis für herausragende unternehmerische oder wissenschaftliche Leistungen“ an die AEbt Angewandte Eisenbahntechnik GmbH zusammen mit der Task Force Interoperabilität (TFI).  Die Preisverleihung im Rahmen des achten Innovationspreises „Intelligenz für Verkehr und Logistik“ findet am 20.07.2010 bei SCHAEFFLER in Herzogenaurach statt.

Harmonisierung europäischer Standards

„Die IRL macht erstmals die unterschiedlichen nationalen Anforderungen und Standards vergleichbar. Dies erhöht die Transparenz bei allen am Zulassungsprozess beteiligten Partnern und leistet so einen wertvollen Beitrag zur Harmonisierung des internationalen Zulassungsprozesses in der EU“, erläutert Jürgen Nutz, Vorstandsvorsitzender des CNA e.V., die Entscheidung des Gutachtergremiums. 23 hochkarätige Bewerbungen um den Innovationspreis machten den Gutachtern auch 2010 die Entscheidung wieder besonders schwer.

„AEbt setzt mit der „International Requirement List“ neue Maßstäbe für ein harmonisiertes Eisenbahnsystem in Europa. Die hoch innovative IRL-Datenbank sorgt für mehr Transparenz und erleichtert den produzierenden Unternehmen den internationalen Marktzugang. Die Vereinheitlichung spezifischer technischer Standards steht für Innovation, Qualität und Sicherheit auf höchster europäischer Ebene. Über diesen herausragenden Erfolg eines mittelständischen Unternehmens sind wir als Europäische Metropolregion Nürnberg besonders stolz“, gratuliert Nürnbergs Wirtschaftsreferent und Geschäftsführer des Forums „Wirtschaft und Infrastruktur“ der Metropolregion Nürnberg, Dr. Roland Fleck.

Die IRL in Zahlen 

Die IRL beinhaltet etwa 10.000 Datensätze mit rund 1.000 Anforderungen von acht beteiligten Organisationen, die aktuell in vier Sprachen abrufbar sind. Sie beinhaltet Verweise auf rund 330 Normen, Richtlinien und Gesetze. Der Entwicklungsaufwand für das Datenbank- und Softwaresystem, Internetportal sowie den Anforderungskatalog belief sich auf ca. 9.500 Mannstunden.

Jährliche Kosteneinsparungen im sechsstelligen Bereich

„AEbt hat es geschafft die Anforderungen für die Zulassung von Eisenbahnfahrzeugen aus fünf Ländern, vollständig nebeneinander zu stellen und damit Transparenz zu schaffen. Das über-geordnete Ziel war es, nicht an Sicherheit des Eisenbahnfahrzeuges zu sparen, sondern am Abwicklungsverfahren der Zulassung. Vorreiter bei der europäischen Zulassungsvereinfachung sind die Mitglieder der Arbeitsgruppe TFI mit ihren erzielten Ergebnissen, die AEbt als mittelständisches Unternehmen mit erarbeitet hat, worauf wir sehr stolz sind,“ erläutert Norbert Schäfer, Geschäftsführer von AEbt in Nürnberg. Vor Erstellung der IRL benötigte ein Hersteller für die Zulassung eines Fahrzeuges, das von der Nordsee über die Alpen bis zum Mittelmeer fährt insgesamt etwa 105 Aktenordner mit unterschiedlichen Strukturen in den Sprachen der fünf Länder. Heute sind es dank Cross Acceptance nur noch etwa 25 Aktenordner. Durch die Zulassungsvereinfachung und schnelle Recherchemöglichkeit mit Hilfe des IRL-Webportals können Hersteller, Eigentümer und Halter jährlich erhebliche Kosteneinsparungen im fünf- bis sechsstelligen Bereich erzielen. Die Anwendung hilft gleichermaßen Fahrzeugherstellern, Betreibern, Fahrzeugeigentümern und Fahrzeughaltern.

IRL – Webportal – Zukunftsperspektiven

Je nach Bedarf kann die IRL zukünftig z.B. um zusätzliche Sprachen oder Fahrzeugkategorien erweitert werden, um weitere Länder und deren spezifische Regularien in das Portal zu integrieren. Darüber hinaus ist die Erweiterung auf Straßenbahnen (in Deutschland nach TAB-Verfahren) und U-Bahnen möglich. Auch Spezifikationen z.B. für Zugsicherung oder Sicherheitsanforderungen für Tunnels können bei Bedarf in der IRL ergänzt werden.

So trägt AEbt als Botschafter der Metropolregion Nürnberg zusammen mit der TFI entscheidend zur Harmonisierung des Europäischen Schienenverkehrs bei. Dadurch gewinnt die Schiene sowohl für den Personen- wie auch für den Güterverkehr an Attraktivität, was mittelfristig auch zur Schonung der immer knapper werdenden Ressourcen beiträgt.

Quelle: AEbt

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