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Vom Dach zur Logistik: Hanebutts Antwort auf den Fachkräftemangel

Ein Thema rangiert seit Jahren bei der Frage nach den größten Unternehmersorgen hierzulande ganz oben: der Fachkräftemangel. Das führende Dachdecker-Unternehmen Hanebutt aus Niedersachsen macht nun vor, wie Unternehmen die Lage selbst entscheidend verbessern können – durch die Gründung eines eigenen Weiterbildungs-Instituts. Es könnte auch eine Blaupause für die Logistikbranche werden.

Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks, gilt gemeinhin als besonnener Vertreter seiner Zunft. Doch beim Thema Fachkräftemangel ist es aus berechtigten Gründen mit der verbalen Zurückhaltung vorbei des Handwerkspräsidenten: „Ich habe den Eindruck, dass vielen Menschen noch nicht die Tragweite der Entwicklung bewusst ist. Aber in den kommenden Jahren werden die berühmten Babyboomer in Rente gehen. Das hat für den Verlust an Fachkräften eine ganz neue Dimension.“ 

Hanebutt gründet Weiterbildungsinstitut gegen den Fachkräftemangel mit Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung und nachhaltiges Wachstum. © Hanebutt GmbH

Die Zahlen zur immer größer werdenden Fachkräftelücke im Handwerk, die der Zentralverband präsentiert, geben Anlass zu größter Sorge: Bereits heute können rund 250.000 Stellen nicht besetzt werden. Bei einer Gesamtbeschäftigtenzahl von derzeit 5,7 Millionen Menschen im Handwerk fehlen damit um die vier Prozent. Dittrich: „Schon das ist erheblich. Und das wird sich perspektivisch noch sehr deutlich erhöhen. Die Auszubildenden, die uns heute fehlen, die fehlen uns morgen als Gesellen und qualifizierte Fachkräfte, übermorgen als Meisterinnen und in der weiteren Zukunft als Betriebsinhaber.“

Logistik und Handwerk eint ein Problem: der grassierende Fachkräftemangel

Auch in der Logistikbranche ist es um den Nachwuchs, aber auch um das Problem der fehlenden Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolger nicht wesentlich besser bestellt. Was also tun? Vielleicht hilft hier ein Blick nach Neustadt am Rübenberge, einer kleinen Gemeinde und Mittelstadt in der niedersächsischen Provinz zwischen Hannover und Bremen. Dort hat das Unternehmen Hanebutt seinen Sitz.

Die Hanebutt Gruppe ist ein in vierter Generation von Henning und Heiner Hanebutt familiengeführtes Dachdeckerunternehmen mit mehr als 90 Jahre Erfahrung. Mit mehr als 500 Mitarbeitern, verteilt auf 14 Betriebe und neun Gewerke an zehn Standorten, unterstreicht Hanebutt seine Marktführerschaft. Neben dem Hauptstandort in Neustadt am Rübenberge nahe Hannover, befinden sich weitere Standorte in Berlin, Hamburg, Usedom und bei Freiburg.

Ob in Neustadt am Rübenberge selbst oder an den anderen Standorten in der Bundesrepublik: Auch Hanebutt ist sich des zunehmenden Fachkräftemangels bewusst – und die wachstumsdämpfende Gefahr, die dadurch für die Unternehmen entstehen. Es besteht Handlungsbedarf: Zum 1. März hat Hanebutt ein eigenes Institut ins Leben gerufen, das sich um die Weiterbildung von Fachkräften im Handwerk kümmert und auch das Problem der Nachfolge in den Griff bekommen soll.

Großer Nachholbedarf bei der Persönlichkeitsentwicklung

Die Leitidee: Um Fachkräfte bestmöglich einzusetzen, braucht es ein anderes und ein tieferes Verständnis für deren Bedürfnisse. Deshalb bietet Hanebutt jetzt eine gezielte Aus- und Weiterbildung im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung für Handwerksmeister an. Hanebutt will den Meisterinnen und Meistern dabei helfen, sich nicht nur fachlich, sondern auch persönlich weiterzuentwickeln. Das Zertifikatsprogramm dauert bis zu anderthalb Jahre. Der erste Workshop wird vollständig digital auf Deutsch durchgeführt. 2024 soll es noch zwei MasterEMPOWER-Weiterbildungen mit jeweils bis zu 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geben. Das Kursangebot gliedert sich in drei Termine zu jeweils zweieinhalb Tagen – verteilt über einen Zeitraum von vier Monaten.

Henning Hanebutt, Geschäftsführer der Hanebutt Gruppe und Gründer des Instituts: „Um das Fortbestehen und den Bedarf an handwerklichen Leistungen in Zukunft nicht zu gefährden, braucht es neue Impulse, da gegenwärtige Angebote nicht ausreichen“.  Und er sagt weiter: „Damit der Mittelstand weiterhin einer der Motoren des Wirtschaftswachstums sein kann und dem Fachkräftemangel entgegenwirkt, ist die langfristige Perspektive entscheidend. Deswegen sollte an der Schaffung attraktiver Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und rechtzeitiger Orientierung angesetzt werden und so auch die aktuelle Strukturierung von Weiterbildung und Nachfolge hinterfragt werden.“

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