Weinfreuden aus dem Flexitank

Immer mehr Wein wird in Flexitanks befördert. Mit diesem Transportsystem lassen sich die Kosten und der ökologische Fussabdruck pro transportiertem Liter deutlich senken. Vor allem Detailhandelsketten und Discounter setzen auf Bulk-Transporte.

Schweizer trinken immer mehr ausländische Weine, obwohl der Weinkonsum insgesamt rückläufig ist. Der Verbraucher kauft seinen Wein meist in Flaschen. Doch ein steigender Anteil des begehrten Rebensafts wird vom Fass weg vermarktet und reist als „Bulk Wine“ in „Flexitanks“ aus Australien, Neuseeland, Südafrika, Südamerika oder Kalifornien nach Europa. Der Wein wird erst in der Schweiz oder in den Nachbarländern in Flaschen abgefüllt und mit den Angaben der Erzeuger versehen. Oder es werden Weine verschiedener Herkünfte zu einem neuen Markenwein mit einem mehr oder weniger gleich bleibenden Geschmacksbild „verschnitten“.

Siegeszug des Containers
Die Erfindung des Containers war eine der Voraussetzungen für die Globalisierung. Auch der Weinhandel setzt auf die Box, um die Transportkosten zu senken. In speziellen Kunststoff-Einweg-Flexitanks, die in herkömmliche Transportcontainer eingepasst werden, reist Wein nicht nur aus Übersee nach Europa. Auch innerhalb Europas und für Transporte von Spanien nach USA ist diese Transportverpackung beliebt. Ein zunehmend wichtiger Absatzmarkt für europäische Weine ist ausserdem Asien. China ist trotz Wirtschaftskrise der neue Stern am Marketinghimmel für Bulk-Weine und steht z.B. im Mittelpunkt der 7. World Bulk Wine Exhibition in Amsterdam (23. – 24.11.2015).

Neben der optimalen Ausnutzung des Transportgewichts eines Containers bietet der Flexitank den Vorteil, dass er zusammengefaltet, platzsparend gelagert werden kann. Für den Transport wird er in den Container eingepasst, anschliessend wieder entnommen und umweltfreundlich recycelt. Der Flexitank eignet sich nicht nur für den Transport von Wein, sondern auch für eine Vielzahl anderer flüssiger Lebensmittel (Öl, Säfte, Fruchtkonzentrat, Sirup und Wasser) und chemischer Stoffe (Öle, Farben, Emulsionen, Dispersionen, Latex, Silikon und Silikate). Weitere Pluspunkte des Transportsystems sind eine geringe Kapitalbindung und eine im Vergleich zum Transport von Flüssigkeiten in Fässern etwa 40% bessere Containernutzung. Ein in einen 20-Fuss Standardcontainer montierter Flexitank fasst z.B. bis zu 24.000 Liter Wein. So können im Vergleich zu Flaschenware 25-40% mehr Wein in einem Container befördert und der ökologische Fussabdruck für die Kunden erheblich reduziert werden. Die Kostenersparnis liegt bei über 20% pro Liter.

Wachsende Nachfrage
Die Nachfrage nach dem Transportsystem Flexitank ist im Weinhandel in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Sie ist insbesondere für den Transport junger und verhältnismässig preiswerter Weine interessant. Vor allem Detailhandelsketten und Discounter setzen auf Bulk-Transporte, auch in der Schweiz. Eine Studie der Rabobank wies bereits 2012 auf die wachsende Bedeutung des Bulk-Wine-Geschäfts. Verglichen wurden die Weinmengen, die als Flaschenwein und als Bulk Wine von Weinländern der Neuen Welt (ohne die USA) in die wichtigsten Importmärkte Großbritannien, Deutschland und USA exportiert worden waren. Betrug der Anteil des Offenweinexports im Jahr 2001 rund 22 %, so hatte er sich bis 2010 auf über 40 % fast verdoppelt. Das gesamte Segment der offenen Weine betrug 2011 laut OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) rund 38 Mio. hl, die weltweite Weinproduktion 267,43 Mio. hl. Leider gibt es keine aktuellen Zahlen.

Weltweit transportieren die grossen Reedereien nach eigenen Angaben über 750.000 Flexitanks pro Jahr, davon rund 10% gefüllt mit Wein. Über die Hälfte der südafrikanischen Weinexporte werden heute in Flexitanks nach Übersee transportiert. Der grösste US Importeur von australischem Wein empfängt rund 3.000 Container pro Jahr. Hochpreisige Weine werden allerdings weiterhin in Flaschen befördert. Besonders edle Tropfen reisen in temperaturgeführten Reeferboxen bei Temperaturen von 14 – 180C und werden damit vor Temperaturschwankungen geschützt.

Full-Service Angebot
„Für den Kunden ist es wichtig, dass seine Ware sicher vom Abgangsort zum Bestimmungsort gelangt. Bei der Auswahl eines Spediteurs zählen daher nicht nur Preis und Transportzeit, sondern auch Service und die Gewährleistung der Sicherheit“, erläutert André Dürre, Manager Bulk Liquids in der Division food & beverage logistics bei a. hartrodt Deutschland (GmbH & Co) KG. Die Spedition hat hohe Servicestandards für den Weintransport etabliert. So werden nur doppelwandige Polyethylentanks eingesetzt, die extrem sauber und frei von Gerüchen sind. Sie werden nur einmal benutzt und anschliessend recyclt. Die Container werden vorab auf Schäden untersucht, müssen besonders stabil (Flexigrade, heavy tested) sein. Um einen professionellen Einbau der Tanks in die Container zu gewährleisten, führt a. hartrodt diese manuelle Arbeit selbst aus. In Australien, Neuseeland, Südafrika, Chile, Argentinien und Kalifornien sind Mitarbeiter der Niederlassungen speziell für die Handhabung von Flexitanks ausgebildet worden.

Die hohe Flexibilität macht den Flexitank zu einem interessanten Baustein intelligenter logistischer Lösungen. So kann der Transportcontainer mit Flexitank auch als Pufferlager und Vorlage für die Weiterverarbeitung genutzt werden. In diesem Fall wird der Flexitank nach dem Transport so an die Kundenanlage angeschlossen, dass die Produktion direkt aus ihm versorgt werden kann. Auf einen stationären Eingangstank kann dann verzichtet werden. Umgekehrt gilt dies natürlich auch für den Ausgang von Flüssigprodukten. Transport und Abfüllen sind also kostengünstig kombinierbar.

Autor: Gabriela Tövishati
Head of Business Development
a.hartrodt (Schweiz) AG, Basel

 

Als Fachspedition bietet a. hartrodt über jahrzehntelange Erfahrung und das notwendige Know-how für den reibungslosen und schnellen Transport von Weinen und Spirituosen per Seefracht und Luftfracht. Auf Wunsch wird die empfindliche Ware weltweit direkt beim Erzeuger abgeholt. a. hartrodt übernimmt dann die Verantwortung bis sie beim Empfänger ankommt. Dieser Service aus einer Hand hat sich bewährt. Mit fblog (food & beverage logistics) gibt es seit 2005 einen Bereich bei a. hartrodt, der sich speziell auf die Lebensmittelindustrie und den Einzelhandel fokussiert. www.hartrodt.com

 

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