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Zum Geburtstag alles Gute!

Normalerweise werden Persönlichkeiten nur zum runden Geburtstag an die Öffentlichkeit gezerrt, um ihnen Weihrauch zu streuen. Dann ist wieder 10 Jahre Ruhe. Manchen Menschen möchte man jedoch zu jedem Geburtstag Glückwünsche überbringen. Einfach weil sie immer da sind und Teil des eigenen Lebens und der eigenen Geschichte sind. Donau Kapitän Otto Steindl ist so ein Mensch und er ist für ganz viele Menschen einfach immer da. Geliebt, geachtet, verehrt und bewundert.

Text: Peter Baumgartner

Kapitän Otto Steindl; hier als Mitarbeiter bei einer großen Ausstellung im Technischen Museum in Wien. Quelle: Otto Steindl

Geboren ist Otto Steindl am 18. Februar 1945 in Kramesau am linken Donauufer, unweit von der deutschen Grenze entfernt, nahe dem ältesten Donaukraftwerk Jochenstein. Das gab 1945 allerdings noch nicht und 10 Jahre später, als es in Betrieb ging, war Otto Steindl schon ein echter „Schiffsmann“. Also nicht so einer, der zur Arbeit an Bord geht, sondern so einer, der ständig an Bord lebt. Er stammt nämlich aus einer Schifferfamilie, die drei Generationen zurückreicht. Damals war es noch üblich, dass der „Schleppsteuermann“ mit seiner Familie an Bord lebte. Genauso, wie noch heute viele Partikulier Familien, für die ihr Schiff gleichzeitig Heimat und Arbeitsplatz ist. Für Kinder war und ist das kein Honigschlecken und dennoch positiv prägend für das spätere Leben. Die Liebe zur Natur, ist zum Beispiel eine Eigenheit, die ihnen innewohnt. „Umweltschutz“ ist ihnen fremd, weil es für sie selbstverständlich und normal ist, auf den Lebensraum zu achten. Zehn Jahre lebte der Bub Otto ausschließlich an Bord. Dann steigerte eine eigene Wohnung an Land den Reichtum der Familie. Otto hatte es geschafft, gehen zu lernen, ohne über Bord zu fallen. Keine Selbstverständlichkeit für Schifferkinder.

Schiffstechniker Otto Steind (Vordergrund) im Maschinenraum des DDSG-Schaufelraddampfers HEBE (Baujahr 1905). Quelle: Otto Steindl

In der Schiffswerft Linz erlernte Otto den Beruf Schiffsmotorenschlosser und ging 1964 richtig „zur Arbeit“ an Bord. Damals noch bei der Ersten Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft, als man den traditionsreichen Namen noch mit „ff“ geschrieben hatte, fuhr er als Schiffstechniker auf Fracht- und Personenschiffen von Regensburg bis zum Schwarzen Meer. Das war auch noch Knochenarbeit und nicht vergleichbar mit den heutigen Technikmonstern, wo Menschen zum Wachorgan degradiert sind. Was heute der Satellit macht, hat Otto Steindl mit seinen Händen geschafft. Und noch etwas, eine bis heute wichtige Fähigkeit, hat Otto damals an Bord erlernt. Nämlich Schiffskoch. Schiffskoch deshalb, weil es einen großen Unterschied macht, ob man die Zutaten bei Metro einkauft, oder ob die frei an Deck herumlaufen und selbst gefüttert werden müssen, damit man im langen Winter auch ohne Kühlschrank Essen an Bord hat. Jedenfalls wissen es Familie und Freunde zu schätzen, was Otto an Kochkünsten auf den Tisch zaubert.

Für den international bekannten und beliebten Donaukapitän Otto Steindl wurde zum 70. Geburtstag die Flagge auch von Kollegen am Weißensee/Kärnten gehisst. Quelle: Peter Baumgartner

Vor über 50 Jahren ist Otto Steindl dann in den Bundesdienst eingetreten und zur Schifffahrtspolizei gegangen. Dort war er bis zur Pensionierung 2003, siebzehn Jahre lang Leiter der Dienststelle Linz und bekannt als stets korrekter und kompetenter Partner der Schifffahrtstreibenden. Auch das damals keine einfache Tätigkeit, weil die Donau noch ein richtiger Fluss und kein Stausee war. Sein 1986 erworbenes Kapitänspatent war keine Berechtigung, sondern eine Befähigung. Heute können Kapitäne dank Künstlicher Intelligenz „um die Ecke sehen“, damals mussten sie noch um die Ecke denken.

Diese Erfahrungen nützt Otto Steindl bis heute erfolgreich als Berater der Oberösterreichischen Landesregierung und als gern gesehener Gastvortragender über die Binnenschifffahrt und die Donau bei diversen Veranstaltungen. Nebenbei hat er seine Fähigkeiten viele Jahre der Berufsvereinigung International Police Association (IPA) zur Verfügung gestellt, wo er als Landesredakteur die Vereinszeitung gestaltete. Und wenn Not am Mann war, war er sogar als Fährmann bei der Donau-Radfähre Enns-Mauthausen mit Freude an Bord.

Weit über die Landesgrenzen hinaus, sind dem Fachpublikum Steindl`s Bücher wohl bekannt. Quelle: Peter Baumgartner

Wer jetzt glaubt, damit ist ein langes Leben bereits erfüllt und alles getan, der irrt. Die Binnenschifffahrt und die Donau ist für Otto Steindl Teil des täglichen Lebens. Genau wie seine verständnisvolle Frau, seine beiden Söhne und seine geliebten vier Enkelbuben, denen er ein liebevoller Großvater ist. Die Kamera immer griffbereit, gibt es für Otto neben dem geliebten Eisstocksport keine schönere Beschäftigung, als das ohnehin bereits größte Schifffahrts-Bildarchiv von Österreich, weiter zu aktualisieren. Auch wenn es dem alten Kapitän manchmal schon schwerfällt, wir können sicher sein, dass er weiterhin seinen Platz in der Binnenschifffahrt ausfüllen wird.

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