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Zurück in die Zukunft

Rockstar, Schriftstellerin oder Bundeskanzler – in der Schulzeit sind die Berufswünsche häufig ausgefallen und vor allem schwer zu verwirklichen. Mit den Jahren kommt dann die Erfahrung, Träume verpuffen und im schlimmsten Fall bleibt am Ende nur noch der Wunsch nach irgendeiner Arbeitsstelle. Aber wer oder was stoppt die Ambitionen der heutigen Jugend?  Redaktion: Anna Steiner

Auch wenn die Anzahl der Arbeitslosen in der Altersgruppe der unter 25-jährigen mit 5,1 Prozent im Jahr 2012 unterdurchschnittlich gestiegen ist – es ist dennoch wieder ein Anstieg. Univ. Prof. Dipl. Wirtsch.-Ing.Dr.Ing.Prof.eh.Dr.h.c. Wilfried Sihn, Professor für Betriebstechnik und Systemplanung am Institut für Managementwissenschaften an der Technischen Universität Wien und Geschäftsführer der Fraunhofer Austria Research GmbH, ist davon überzeugt, dass eine fundierte Ausbildung steigenden Arbeitslosenquoten entgegenwirken kann: „Das Hauptproblem ist, dass schlecht oder gar nicht ausgebildete junge Menschen es immer schwerer haben werden, einen Arbeitsplatz zu finden. Jene, die bereit und in der Lage sind, eine gute Ausbildung zu absolvieren, werden auch gute Chancen haben, einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden.“

Zusätzlich zu einer fundierten Ausbildung, sollte man, laut Wilfried Sihn, noch Kompetenzen wie soziale Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit, Fachwissen, Metodenwissen und Sprachkompetenz mitbringen. „Neben diesen Skills ist es noch wichtig aufgabenspezifische und umsetzungsbezogene Fähigkeiten mitzubringen“, meint Prof. Dr. Helmut Zsifkovits, Professor für Industrielogistik an der Montanuniversität Leoben. Diese Anforderungen klingen plausibel, doch wie und vor allem wo soll man diese erlernen?

Fehler im System
Häufig fängt der Weg hin zum Arbeitslosengeld schon bei der Ausbildung beziehungsweise der Berufswahl an. Unzureichende Berufsberatung und undurchsichtige Ausbildungsangebote lassen so manchen orientierungslosen Jugendlichen stagnieren und den Beruf wählen, der ihm als erstes in den Sinn kommt – ohne viel darüber nachzudenken, ob dieser der richtige ist.

Helmut Zsifkovits erkennt das Problem bei den Lehr- und Studienangeboten selbst: „Diese sollten sich nicht nach der Nachfrage der Lernenden ausrichten. Vielmehr sollte der Bedarf der Unternehmen und des Arbeitsmarktes beachtet werden. Die Jugendarbeitslosigkeit –zumindest in unserem Land – beruht zu einem großen Teil auf einer schlechten Abstimmung zwischen Angebot und Nachfrage. Zusätzlich sollte nicht vergessen werden, dass es in Unternehmen immer weniger Stellen gibt, die sich auf einfache, schnell erlernbare Ausführungstätigkeiten konzentrieren.“

Eine zu theoretische Ausbildung, die wenig mit dem Berufsalltag zu tun hat, ist meist nicht zielführend, ist auch Sihn überzeugt: „Universitäten und Fachhochschulen sind gefordert, außerfachliche Kenntnisse und Problemlösungskompetenzen in die Curricula zu implementieren. Zum Beispiel ist es bei uns an der Technischen Universität Wien Strategie, in den Studien eine breite, methodenorientierte Ausbildung zu vermitteln. Dass dies der richtige Ansatz ist, zeigen die Rückmeldungen aus der Wirtschaft und die Nachfrage nach Absolventen der Technischen Universität Wien am Arbeitsmarkt“ so Sihn.
Anders, als bei vielen anderen – meist überlaufenen – Studienrichtungen gibt es zu wenig TU Absolventen, als die Wirtschaft brauchen könnte: „Eine weitere Herausforderung wird darin bestehen durch ein ausgewogenes Maß an Führungs- und Selbstverantwortung möglichst viele Studienanfängerinnen und -anfänger zum Abschluss zu führen, um die Zahl der Absolventen an den Bedarf der Wirtschaft anzugleichen“, so Sihn.

Die Bereitschaft Neues zu probieren
Möchte man heute als junger Mensch Karriere machen gilt es, viele Anforderungen zu erfüllen, dabei aber nicht ganz auf die eigenen Interessen zu verzichten: „Junge Menschen sollten das Bildungsangebot an den Universitäten nutzen. Sie sollten nicht aufhören, zu lernen, offen für Neues sein und die Dinge zu tun, die ihnen Freude bereiten, denn was man gerne macht, macht man meistens gut“, rät Sihn jungen Berufseinsteigern.

Jedoch sind es meist die weniger beliebten Studienrichtungen, wie Technik und Naturwissenschaften, die in der Wirtschaft verstärkt nachgefragt werden: „Hier müssen Ausbildungsstätten verstärkt Motivationsarbeit leisten, begonnen werden muss damit allerdings schon früher, in der Schule und im Elternhaus“, so Zsifkovits.

Die geliebte E-Gitarre mir dem Taschenrechner zu tauschen, ist bestimmt nicht leicht – für die Karriere in den meisten Fällen aber besser. In einem Beruf festzustecken, der nicht den Vorstellungen des einst 14-jährigen Ichs entspricht, führt oft zu dem Wunsch zurück in die Zukunft zu reisen, die man sich damals ausmalte. Irgendwann jedoch hat jeder Feierabend – Zeit für kreative Gitarrenriffs, unvollendete Gedichte und fiktive Parteiprogramme. (AS)

Quelle: LOGISTIK express Fachzeitschrift 2/2013

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