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Alles im Fluss am Fluss

Der Maschinenbauer ABB baut im Hafen Birsfelden in Kooperation mit der Birs Terminal AG eine Halle mit Krananlage für einen Umschlag direkt von der Montage aufs Schiff.

Hans-Peter Hadorn, Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen (SRH), blickt optimistisch in die Zukunft. Zwar gab es 2010 nur einen moderaten Zuwachs beim wasserseitigen Güterumschlag von 1,2 Prozent, doch zeichnet sich trotz der Loreley-Sperrung am Mittelrhein im Januar und Niedrigwasser im April auch für dieses Jahr eine Verkehrssteigerung ab. Als richtungsweisend sieht Hadorn die Neuansiedlung des Industriekonzerns ABB, der demnächst von Birsfelden aus Elektromotoren in alle Welt verschiffen wird, sowie die Ausweitung der Lagerkapazitäten bei Ultra-Brag im Muttenzer Auhafen.  Letzterer entwickelt sich immer mehr zum Getreide- und Futtermittel-Zentrum. Birsfelden ist bereits heute der größte Stahlhandelsstandort in der Schweiz. Der Ausbau eines Schrott-Recycling-Terminals im Hafen Birsfelden soll außerdem weitere Verkehre von der Straße aufs Wasser verlegen. Bereits im vergangenen Jahr konnten fast 2.000 Tonnen CO2-Ausstoss eingespart werden.
 
Die Kombination von industrieller Fertigung und Hafenlogistik in Birsfelden sei einmalig in der Schweiz, erklärte Regierungsrat Peter Zwick, Basel-Land, während einer Medienkonferenz. Mit der Montagehalle am Wasser könnten Schwertransporte auf der Straße vermieden und der umweltverträglichere Wasserweg gewählt werden. Um die Hafenentwicklung weiter zu unterstützen, wollen die SRH die land- und wasserseitige Anbindung der verschiedenen Hafenteile optimieren. Bisher dürfen nur 110 Meter lange, in Ausnahmefällen 125 Meter Schiffe das Nadelöhr der Basler Mittleren Brücke passieren. Aktuell wird geprüft, ob auch 135 Meter zulässig sein könnten. „Selbstverständlich hat die Sicherheit aber absolute Priorität“, so Hadorn. „Die Prüfung ist ergebnisoffen“. Große Ladekapazitäten brauchen sowohl Massengüter, wie etwa Kies aus dem Elsass oder Kohle, als auch besonders raumgreifende Produkte, wie bis zu 36 Meter lange Eisenbahnschienen, Stahlträger und Rohre, die auf dem Schweizer Straßennetz kaum transportierbar sind.

Auch der Maschinenbauer ABB will den Wasserweg nutzen. Das Unternehmen, das voraussichtlich ab Herbst von Birsfelden aus in seiner hier neu gebauten 3.000 Quadratmeter großen Montagehalle vor Ort montierte Elektromotoren über Antwerpen (Belgien) oder Rotterdam (Niederlande) in alle Welt verschifft, kann seine Güter kaum auf der Straße transportieren. Bis zu 80 Tonnen schwere und bis zu 6,5 Meter breite Einzelteile werden hier verbaut. 300 bis 400 Tonnen Gewicht erreichen die Geräte nach der Endmontage. Rund 40 neue Arbeitsplätze könnten laut unbestätigten Aussagen dabei in Birsfelden entstehen. Landseitig wird eine Bahnanbindung des Auhafens an den Industriepark Baselland/Schweizerhalle geprüft. Die SBB und SRH arbeiten außerdem an einer Machbarkeitsstudie, um die Verknüpfung der SBB mit dem Rheinhafen zu verbessern. In Basel  zeichnen sich wegen der teilweisen Umnutzung am Rheinhafen längerfristig Kapazitätsprobleme für die Bahn ab. Beide Bahnprojekte sollen die Stellung der SRH als trimodaler logistischer Verkehrsknoten stärken.

2010 wurden 6.5 Mio. Tonnen in der SRH gelöscht, davon entfielen 5,5 Mio. Tonnen auf Importe. Die Ausgangslage für die Schweizer Häfen, die auch mit 38 Prozent an der (deutschen) Rheinhafengesellschaft Weil beteiligt ist, sei sowohl im landseitig weitläufigen Birsfelden als auch im Muttenzer Auhafen, einem der größten Tanklager der Schweiz, gut, so Hadorn – ungeachtet des auch in Basel und Umgebung bestehenden Konfliktpotenzials „Wohnen und Kultur versus Gewerbe/Industrie“ sowie Beschwerden über LKW-Verkehre und Immissionen.

Info: Rotterdam und Antwerpen, der größte und der zweitgrößte Hafen Europas, sind die Haupttore der Schweiz nach Übersee. 2010 wurden beispielswiese rund 3 Mio. Tonnen Güter von Antwerpen in die Schweiz befördert. Die Hälfte davon wurde per Binnenschiff befördert. Wöchentlich werden allein 24 Abfahrten von Containerbinnenschiffen in Richtung Basel angeboten. Auch die Bahnverkehre werden kontinuierlich verbessert. Allein in den ersten Monaten dieses Jahres wurden fünf neue Zugverbindungen eingefahren, darunter ein direkter MSC-Shuttlezug von Antwerpen nach Weil am Rhein.

Logistik express Redaktion: Ursula Schmeling

 

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