| | | |

Aufbruch zu neuen Ufern

Weniger traditionell und mehr gegenwärtig versteht Werner Hecking, der Geschäftsführer der Steiermarkbahn und Bus GmbH sein Geschäft.

Als Quereinsteiger, der seit Anfang Februar dieses Jahres als Geschäftsführer fungiert, hat er einen anderen Blick auf den Bahnbetrieb, den er noch in vielen Bereichen traditionell-protektionistisch geprägt ist. Die vielen unterschiedlichen technischen Vorschriften in den einzelnen Ländern gestalten beispielsweise den grenzüberschreitenden Güterverkehr alles anders als harmonisch. Hier brauche es dringend einen Abbau der Barrieren, wenn mehr Güter auf die Schiene kommen sollten.

Hecking hat den Masterplan Güterverkehr 2030 gelesen und er stimmt mit den darin formulierten Maßnahmen für mehr Bahngüterverkehr überein, doch wie die Umsetzung beschrieben wird hält er für nebulös, „wir müssen Taten setzen, müssen konkrete Schritte setzen, damit beim System Bahn etwas weitergeht,“ so sein Ansatz. Sicherheit und Kontrolle im Bahnbereich hält der Manager für gut und recht, „aber wir müssen als Bahn moderner werden und mit einem attraktiven Angebot zum Kunden gehen“.

Die STB hat im Vorjahr rund 1,7 Mio. Tonnen auf ihrem Schienennetz transportiert, das derzeit 128 Kilometer in der Steiermark umfasst. Das Geld verdient wird mit Ganzzug- und Anschlussbahnverkehren sowie mit dem Kombinierten Verkehr, mit dem sich Hecking für seine STB für die Zukunft große Chancen ausrechnet. Geld verdienen wird immer schwieriger, weil viele Firmen sich Pufferlager angelegt haben, um bei Lieferkettenunterbrechungen produktionsseitig nicht in Schwierigkeiten zu kommen.

Einen „Klassenkampf“ zwischen Schiene und Straße will der Manager nicht sehen, der Lkw ist und bleibt im Güterverkehr essentiell. Aber: „Alles was mit dem Lkw transportiert wird kann auch mit der Bahn befördert werden“. Auf die Symbiose der beiden Verkehrsträger kommt es an und diese will die STB gemeinsam mit anderen privaten österreichischen Eisenbahngesellschaften mit einem geplanten nationalen, standardisierten Netzwerk für den Kombinierten Verkehr voranbringen. Dieses Netzwerk soll 2024 Gestalt annehmen.

Dieses Netzwerk versteht sich als wettbewerbsfähiges Angebot für mehrere Marktsegmente. Mit einem täglichen Nachtsprung-Netzwerk zwischen den wichtigsten österreichischen Kombi-Terminals soll mehr Ladung auf die Kombi-Schiene kommen. Mit abgestimmten Zugsverbindungen sollen die Kombi-Sendungen in internationale kontinentale und maritime Relationen eingebunden werden und mit einem Erweiterungsnetzwerk rund um die Terminals will man Güterströme aus der Abfallwirtschaft in das Netzwerk integrieren. Nutzer können Slots über eine neutrale Plattform im Netzwerk einbuchen.

Bis 18 h eingelieferte Sendungen werden am nächsten Tag ab 6.00 h morgens im Empfängerterminal bereitgestellt und gefahren wird mit Einfach-Traktion, Einsatz von Hybrid-Maschinen, fixen Wagengruppen und Ressourcen auf Basis standardisierter Prozesse. Das Auslastungsmanagement erfolgt über eine transparentes Risk-Sharing-Modell zwischen Nutzern und Leistungserbringern und vertreiben sollen das Angebot im Netzwerk Spediteure, Operateure und Terminalbetreiber. Zwei Bahnunternehmen machen bei diesem Netzwerk schon fix mit, mit weiteren sei man gerade in Verhandlungen. Eins steht schon fest: Die ÖBB werden da nicht mitmachen.

Was die Fahrtgebiete betrifft, so sind zwei Zugverbindungen Nord-Süd geplant zwischen Villach – St. Michael – Wien und Graz – St. Michael – Wels mit St. Michael als Knotenpunkt. Eine Süd-West-Verbindung ist geplant zwischen Graz-Villach-Salzburg und Hall in Tirol, wobei die Adriahäfen Koper und Triest via Graz und Hall in Tirol und europäische Nordhäfen via Salzburg an das Netzwerk angebunden werden.

Die Terminals Bludenz und Wolfurt werden durch Kapazitätsaufstockung der bestehenden Verbindungen in das Netzwerk eingebunden. Dieses Netzwerk-Konzept wird unter Einbindung des Fachverbandes Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich entwickelt und man geht davon aus, dass im Kombi-Verkehr das entsprechende Marktpotenzial vorhanden ist. „Das Konzept kann mit wenigen Zügen befriedigt werden und die Auslastung des Netzwerks ist der Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg“, liest man im Konzept-Entwurf. (RED)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 5/2023

Ähnliche Beiträge