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Australien: Maritimer Ausbau – Große Projekte Down Under

Der fünfte Kontinent baut aufgrund der großen Ressourcennachfrage durch China und Indien seine Kohle- und Eisenerzhäfen aus. Die Wirtschaft floriert, hängt aber stark von den Marktpreisen für Rohstoffe ab. Die Regierung hat den „Building Australia Fund“ für Infrastrukturprojekte aufgelegt, in dessen Rahmen auch Häfen gebaut und ausgebaut werden. Zudem soll der Küstentransport von Gütern wiederbelebt werden.

Australien hat die globale Wirtschaftskrise relativ gut überstanden. Durch Stimulierungsmaßnahmen der Regierung wurde eine drohende Rezession abgewendet. Die Reserve Bank of Australia hat ihre Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt für das Finanzjahr 2009/2010 von minus 0,5 Prozent auf plus 1,5 Prozent erhöht. Im Finanzjahr 2008/09 lag es bei 0,6 Prozent. Die Zentralbank erhöhte sogar den Leitzins. Es wird mit einem bevorstehend Boom besonders in der Bergbauindustrie gerechnet. Laut der Germany Trade and Invest (gtai) wurden neue Aufträge inbesonders mit chinesischen Kunden für die Kohle- und Eisenerzförderung geschlossen. Doch laut Analysten wird ein wirklicher Aufschwung erst in 2011 erwartet. Erschwerend wirkt hier ein internationaler Preisverfall bei den Rohstoffen und ein stärkerer Australischer Dollar. Generell ist die australische Wirtschaft stark abhängig von den internationalen Rohstoffpreisen. Durch den erwarteten Boom im Rohstoffsektor wird ebenso mit Engpässen im Transportbereich gerechnet, da Australien dort traditionell Schwachstellen besitzt.

Der gesamte australische internationale Containerhandel soll laut einer Studie von Meyrick and Associates bis 2019/20 auf 10,4 Millionen TEU ansteigen. Melbourne ist der größte Hafen des fünften Kontinents mit 2,3 Millionen TEU in 2008 und einem Wachstum von 5,2 Prozent. Laut der Ranking-Liste von Cargo Systems für 2009 steht der australische Hafen damit auf Platz 52. Sydney folgt auf Platz 63 mit rund 1,85 Millionen TEU (+9,8 Prozent) und Brisbane mit nicht einmal einer Million TEU auf Platz 99 (+2,9). Um die Wirtschaft des Landes anzukurbeln hat die Regierung den „Building Australia Fund“ in Höhe von 20 Milliarden australischen Dollar (rund 14 Milliarden Euro) aufgelegt. Infrastructure Australia hat eine Projekt- und Prioritätenliste veröffentlicht. Im Hafenbereich gehören dazu der Ausbau des Hafens Darwin und der Bau eines Tiefwasserhafens in Oakajee für die Bergbauindustrie in Westaustralien. Weiterhin wird der Ausbau des Straßen- und Schienennetzes gefördert, wie zum Beispiel des Pacific Highways und des Gold Coast Rapid Transits.

Chinesische Nachfrage nach Eisenerz und Kohle forciert Ausbauprojekte
In Down Under stehen zahlreiche Ausbau- und Erweiterungsprojekte sowie Kanalvertiefungen auf dem Plan. Viele dieser Ausbauprojekte stehen im Zusammenhang mit der Kapazitätserweiterung für den Eisenerzexport nach China und Indien. Die Häfen an der Westküste Australiens leiden unter Verstopfungen. Der rasante Kapazitätszuwachs von 60 Millionen Tonnen in 2009 auf 381 Millionen Tonnen ist hauptsächlich die Folge der scheinbar unstillbaren chinesischen Nachfrage. In 2010 wird ein weiterer gewaltiger Kapazitätssprung erwartet. Der größte Eisenerzproduzent Rio Tinto nutzt die Häfen Cape Lambert und Dampier für den Export. Der zweitgrößte Produzent BHP Billiton verschifft via Port Hedland, genauso wie die Fortescue Metals Group (FMG). Rio Tinto und Billiton schreiben ihren Erfolg beim Aufbau von Eisenerzhäfen und angeschlossener Infrastruktur in erster Linie der Freiheit zu, die ihnen beim Bau und Betrieb des Transportnetzes zwischen den Minen und Häfen in Westaustralien gewährt wurde. Die westaustralischen Häfen unterstehen immer noch größtenteils der Regierungskontrolle. Im Gegensatz dazu hat die Infrastruktur für den Kohleexport an der Ostküste nicht schrittgehalten, da dieser Sektor offener für Dritte ist. Die beiden Unternehmen beziehen sich dabei auf einen lange schwebenden Rechtsstreit mit FMG um die Öffnung des Hafen- und Schieneninfrastrukturbereichs für Drittunternehmer.

Ein Rio Tinto Sprecher sagte letztes Jahr: „Zugang zu gewähren, bedeutet nicht Mehrwert zu erzeugen, sondern die Effizienz und Kapazität Australiens größten alleinestehenden Exportgeschäftes zu zerstören.“ Rio Tinto will die Erweiterung von Cape Lambert bis 2015 abschließen. Das gewaltige Projekt wird 100 Millionen Tonnen Kapazität jährlich hinzufügen. Rio Tinto und BHP Billiton investieren ebenso stark in das Eisenbahnnetz in Westaustralien. In Darwin soll in 2013 ein fünf bis sechs Millionen schweres Erweiterungsprojekt eröffnet werden. Weiterhin wird in Südaustralien ein Tiefwasserhafen in Bonython gebaut, der bis 2012 eröffnet werden und 20 Millionen Tonnen Kapazität hinzufügen soll. Weitere Projekte für den Eisenerzexport sind in Port Latta (Tasmanien), Whyalla, Port Lincoln, Geraldton, Dampier und Cape Preston geplant oder schon in Bau. Dazu gehört auch die Entwicklung völlig neuer Häfen durch den Building Australia Fund wie der Tiefwasserhafen in Oakajee in Westaustralien, der bis 2014 vollendet werden soll. Bedeutende Erweiterungsprojekte für den Kohleexport an der Ostküste sind in Newcastle, Brisbane, Hay Point, Dalrymple Bay, Gladstone und Abbot Point im Bau. Zwei weitere neue Kohlehäfen sollen in Queensland entstehen. Die australische Bundesregierung und die Provinzregierungen sind sich der Notwendigkeit des Ausbaus der Infrastruktur für den Rohstoffexport insbesondere in Zeiten der wirtschaftlichen Wiederbelebung durchaus bewußt.

Containerhäfen rüsten für die Zukunft
Melbourne profitiert bereits von der kürzlich abgeschlossenen kontroversen Ausbaggerung der Fahrrinne in der Port Phillip Bay. Von November 2009 bis Februar diesen Jahres hat sich die Anzahl der Schiffe laut Hafenverwaltung deutlich erhöht, die die Vertiefung nutzen. Der Kanal wurde von 11,6 m auf 14 m vertieft. Das Projekt wurde von Infrastructure Partnerships Australia zum Infrastrukturprojekt des Jahres gewählt, da es 200 Millionen US-Dollar (rund 155 Millionen Euro) günstiger ausfiel und einen Monat früher abgeschlossen wurde, als geplant. Deshalb dient es als Vorzeigeprojekt für öffentlich-private Joint Ventures. Trotzdem hatte das Projekt Gegner besonders aus dem Umweltbereich auf den Plan gerufen, da 23 Millionen Kubikmeter Sediment entfernt wurden. Dadurch haben sich die Gezeiten verändert, Strände erodieren und das marine Leben ist unter Druck geraten. Die Toxine des Schlamms bedrohen zudem die Umwelt. Eine Hafenerweiterung ist ebenfalls geplant. Das Swanson Dock soll ausgebaut und das Webb Dock revitalisiert werden. Bis 2020 soll Melbourne vier Milionen TEU und in 2035 acht Millionen TEU umschlagen. Der Bundesstaat Victoria hat im Dezember 2008 den „Victorian Transport Plan“ verabschiedet. Bis 2020 sind mehr als 50 Projekte im Gesamtwert von umgerechnet rund 19 Milliarden Euro geplant. Zudem ist ein neuer Hafen in Hastings südwestlich der Hauptstadt Victorias geplant.

Der Bau des Terminal 3 im Hafen Botany hat begonnen. Im Dezember hatte die Hutchison Port Holdings (HPH) den Vertrag über die Entwicklung und den Betrieb (Leasing über 30 Jahre) des 3. Terminals mit der Sydney Ports Corporation unterschrieben.  Der Betriebsbeginn ist in 2012 geplant. Die gesamte Kailänge wird 1.850 m betragen und fünf Liegeplätze besitzen. Das neue Terminal erreicht eine maximale Kapazität von zwei Millionen TEU. Der Gruppen-Direktor von HPH John Meredith sagte: „Australien ist ein Hauptmarkt für HPH und wir freuen uns, am Plan der Regierung von New South Wales Weltklasse-Häfen zu bauen, teilhaben zu können.“ Er fügte an: „Port Botany ist Australiens bedeutenster internationaler Containerhafen. Er handelt ein Drittel des Containerumschlags des Landes. Wir sind sehr optimistisch, was das Wachstum Port Botanys betrifft, da der Handel zwischen Australien und Asien im Einklang mit der Weltwirtschaft wächst.“ Port Botany hat allerdings stark mit landseitiger Verstopfung zu kämpfen.

Brisbane, derzeit drittgrößter australischer Hafen, baut momentan an den Liegeplätzen elf und zwölf. Beide werden von HPH in 2012 und 2014 übernommen. Der Liegeplatz 10 wurde in 2009 von dem australischen Terminalbetreiber Patrick (Liegeplätze 8 bis 10) übernommen. DP World betreibt schon die Liegeplätze 4 bis 7. Ebenso wurde ein großer Liegeplatz für Schüttgutfrachter fertiggestellt. Das Erweiterungsgebiet in Port West und Fisherman Islands bietet genügend Potenzial, die Kailänge von 5,8 auf 8,0 km auszubauen. Fremantle an der Westküste Australiens plant die Vertiefung des inneren Hafenbereichs auf 14 m bis 2014 -15. In 2009 wurden die Arbeiten für eine Vertiefung der Fahrrinne bis 13,5 m abgeschlossen. Der innere Hafen soll bis 2015 eine Kapazität von 1,2 Millionen TEU besitzen. Die Provinzregierung hat ebenso eine Studie für Offshore-Containerterminals mit einer Kapazität von rund 1,4 Millionen TEU in Auftrag gegeben.

Wiederbelebung des Küstentransports von großer Bedeutung
Da sich die Handelsvolumina in den nächsten 20 Jahren verdoppeln sollen, wird nun auf die Effizienz des Straßen- und Schienentransports erhöhte Priorität gelegt. Zudem hat die Bundesregierung angekündigt, den Küstentransport wiederzubeleben. Der Anteil des Transports für Güter außer Schüttgut zwischen den Hauptstädten entlang der Küste liegt laut der Studie von Meyrick and Associates momentan nur bei drei Prozent der Gesamtmasse. In den siebziger Jahren hatte Australien bereits ein lebhaftes Küstentransportsystem, das aber aufgrund des effizienteren und kostengünstigeren Straßen- und Schienentransports atrophierte. Der Küstentransport wird nun aber zunehmend durch die Regierung wieder als kostengünstigere und umweltfreundlichere Alternative erkannt, da das inländische Frachtvolumen bis 2025 auf 132 Millionen Tonnen steigen soll. Der größte Zuwachs wird für kürzere Routen prognostiziert, wie zum Beispiel von Sydney nach Wollongong oder Perth nach Bunbury. Die Frachtvolumina auf den Routen zwischen den Hauptstädten an der Ostküste sollen ebenfalls stark ansteigen. Der stärkste Anstieg wird zwischen Sydney und Melbourne sowie Sydney und Brisbane erwartet. (DR)

Redaktion: Dirk Ruppik

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