Austrittsgespräche: Weder Small Talk noch Abrechnung
Konsequenzen ziehen Viel gelernt hat beispielsweise Gerhard Feimer, Personalleiter bei UPC Telekabel. Hier gab es vor drei Jahren das erste Austrittsgespräch. „Anfangs gab es Aha-Momente. Aber die Kritikpunkte nehmen naturgemäss ab, da wir natürlich Konsequenzen aus diesen Gesprächen gezogen haben“, zieht Feimer ein positives Resümee. So wurde auf Anregung der scheidenden Mitarbeiter u.a. ein Welcome-Paket zur besseren und schnelleren Integration neuer Mitarbeiter geschnürt. Kritiker warnen jedoch vor allzu grossen Erwartungen. Manche meinen sogar, dass das Feedback in den seltensten Fällen gut und ehrlich ist. Brigitte Winkler, Autorin des Ratgebers „Das Mitarbeitergespräch als Führungsinstrument“, ist überzeugt: „Der Mitarbeiter will in Frieden gehen und keinen Wirbel mehr veranstalten.“ Und auch Personalcoach Cornelia Jaksche sagt: „Es ist eine Momentaufnahme. Grossartige Dinge erfährt man nicht. Aber es lassen sich Trends erkennen. Man weiss, wo man ansetzen bzw. entgegenwirken muss.“ Gehalt oft kein Grund Chefs, die glauben, dass Mitarbeiter primär auf Grund des Gehalts das Weite suchen, werden spätestens nach einem Austrittsgespräch eines Besseren belehrt. Wunsch nach Aus- oder Weiterbildung, Unzufriedenheit mit der Tätigkeit und mit dem Betriebsklima sind nämlich die häufigsten Kündigungsgründe, wie eine Umfrage des research-teams in Zusammenarbeit mit der Universität Graz unter 1500 Personen herausgefunden hat. Schwierig zu meistern sind die Austrittsgespräche vor allem dann, wenn der Mitarbeiter wegen der Führungskraft das Unternehmen verlässt. Leichter wird es für alle Beteiligten, wenn ein besseres Jobangebot der ausschlaggebende Grund ist. Auch das richtige Timing kann für den Gesprächserfolg entscheidend sein. Andrea Ristl sagt: „Verstreicht zu viel Zeit, verzerrt sich das Bild des Mitarbeiters. Findet das Gespräch sehr schnell statt, kann der Mitarbeiter durchaus noch für das Unternehmen gerettet werden.“ |