Automatische LKW-Beladung mit fahrerlosen Flurförderzeugen

 
Der Einsatz von moderner Fördertechnik ist in vielen Bereichen der innerbetrieblichen Logistik bereits eine Selbstverständlichkeit – fahrerlose Transportsysteme (FTS) sorgen für die Lagerung und den Transport von Waren in Lagern und Produktionsprozessen. 

Die Beladung eines LKW-Trailers mit einem fahrerlosen Transportsystem ist oft angedacht, jedoch in voller Konsequenz nur selten umgesetzt worden. Bisher machte die Automatisierungstechnik also an der Laderampe halt: Eine vollautomatische Beladung von LKW-Trailern mit fahrerlosen Transportfahrzeugen wurde als nicht effektiv oder schlicht nicht möglich erachtet. Rund zwei Jahre arbeiteten die Automatisierungstechniker des belgischen Unternehmens Egemin an der Entwicklung eines Fahrzeuges, das diese Lücke in der Automatisierungskette ausfüllen soll.

„Der Prototyp war innerhalb von sechs Monaten gebaut, hat aber schon drei Updates in Sachen Technologie und Funktionalität bekommen“, berichtet Projektmanager Gunter van Deun. Seit dem Frühjahr 2008 nun sind die Fahrzeuge des Typs „ATL“ (Automatic Trailer Loading) auf dem europäischen Markt – die Präsentation auf der Messe CeMAT in Hannover erregte große Aufmerksamkeit bei den Fachbesuchern.

Das ATL-Fahrzeug kann Ladungseinheiten (z. B. Paletten) an einem fixierten Aufnahmepunkt beispielsweise im Lager aufnehmen und entlang einer vorgegebenen Strecke zur LKW-Rampe und auf den Trailer fahren. Eine spezielle Software steuert und überwacht diesen Prozess, die Kombination aus mehreren Mess- und Navigationstechniken ergibt die Daten für Transportwege und Positionen. Um eine Palette auf den Trailer zu setzen, tastet das Fahrzeug die Konturen des Innenraums ab. Ist der Trailer leer, wird die erste Palette in das Fahrzeug geladen. Sind bereits Paletten auf dem Trailer, ermittelt das Fahrzeug die freie Position, um die Ladung dort abzusetzen. Dieser Vorgang wird bis zur vollständigen Abarbeitung des Ladeauftrags wiederholt – wenn nötig, 24 Stunden lang. Dann erfolgen ein automatisches Aufladen oder ein Wechsel der Batterie.

Die fahrerlosen ATL-Transportsysteme können eingesetzt werden, ohne dass zuvor größere Veränderungen baulicher Art vorgenommen werden müssen: Mit minimalen Anforderungen an die Bodenbeschaffenheit übernimmt das fahrerlose Transportsystem die Aufgabe der Trailerbeladung. Bei einer maximalen Steigung/Neigung von 7 Prozent im Bezug auf die Laderampe am Trailer und moderaten Anforderungen an den Hallenboden, ist das Fahrzeug in der überwiegenden Zahl der Läger einsetzbar.

Ein Vorteil ist auch die Flexibilität des Systems: Sollten sich die Transportanforderungen oder baulichen Bedingungen im Lager ändern, kann die Steuerung des FTS schnell verändert oder optimiert werden. Dabei sorgen die sicherheitstechnischen Elemente an den Fahrzeugen dafür, dass Unfälle vermieden und Schäden am Transportgut verringert werden.

Einsatz in verschiedenen Branchen
Das ATL-System ist für verschiedene Branchen, beispielsweise die Tabakindustrie, Lebensmittelindustrie oder Pharmaindustrie, von Interesse. Der Einsatz ist allerdings nicht unter allen Bedingungen möglich. Ideal für die automatische LKW-Beladung sind normierte Ladungsträger (Paletten), ausreichende Fahrwege sowie fixierte Orte für die Aufnahme der Ladungsträger durch das Fahrzeug. In kleineren traditionellen Speditions- und Umschlagbetrieben sind diese Bedingungen nicht immer erfüllt – die manuelle Verladung ist hier effizienter.

Der Transport per ATL-Fahrzeug eignet sich dagegen für die Warenausgangszonen in mittelständischen und großen Betrieben in Industrie und Handel, da hier aufgrund von Volumen und Fläche die Implementierung eines ATL-Systems mit mehreren Fahrzeugen sinnvoll ist. Das fahrerlose ATL-Fahrzeug ist derzeit noch nicht in der Lage, LKW-Trailer in der Geschwindigkeit zu beladen, wie es ein erfahrener Lagerarbeiter schafft. Es kann jedoch bereitgestellte Ware in einem bestimmten Zeitraum aufnehmen und im LKW verstauen – und das kontinuierlich, mit einem Optimum an Sicherheit und Präzision.

Guido Jansen, Vice President International von Egemin Automation, Belgien, sieht für die ATL-Technologie eine große Zukunft: „ATL ist definitiv ein weiterer Schritt im Versuch, die logistische Kette zu perfektionieren. Die derzeitige Technologie lässt nur erahnen, welches Potenzial in der automatischen Trailerbeladung steckt. Mit jedem Schritt in der Entwicklung kommt man dem Ziel des vollautomatischen Lagers näher.“ 

Quelle: MyLogistics

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