Bis zu 10 Kartons in einer Minute: Automatisierte Paket-Öffnungsanlage spart Zeit und senkt das Verletzungsrisiko im Wareneingang

Rund 3.000 Arbeitsunfälle mit drei oder mehr Tagen Ausfall passieren laut Statistik der Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution jährlich beim Hantieren mit Kartonmessern. Hinzu kommt eine noch wesentlich höhere Zahl kleinerer Verletzungen. Grund dafür ist vor allem der Zeitdruck beim Öffnen größerer Paketstückzahlen, wie sie etwa in der Distribution oder bei Fulfillment-Dienstleistern anfallen. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat die Bernhard HÖRL GmbH eine europaweit einzigartige Anlage entwickelt: Das Box-Opening-System (BOS) 664 schneidet unterschiedliche Kartongrößen ohne Vorsortierung automatisiert auf. Dabei ist die Maschine ausdauernder und präziser als ein Entpacker.
 
Vier verschiedene Schnitttypen beherrscht die Anlage: Beim Komplettschnitt wird ein abnehmbarer Deckel erzeugt, während beim Scharnierschnitt eine Seite geschlossen bleibt, so dass sich die Oberseite aufklappen lässt. Für Betriebe, in denen die Pakete zunächst noch geschlossen weitertransportiert werden, eignet sich der Perforationsschnitt. Dieser lässt in jeder Ecke kleine Stege stehen, wodurch die Ware geschützt bleibt, bis der Werker den Deckel vollständig abtrennt. Zum Öffnen von längsverklebten Faltkartons wurde zudem ein Tapeschnitt über die Länge des Pakets entwickelt. Die Art der Öffnung lässt sich je nach Anspruch und Kartontyp über ein Steuerdisplay frei wählen. 
 
Bearbeitet werden können Paketgrößen von 160 x 140 x 120 mm bis 600 x 600 x 400 mm ohne vorherige Sortierung. Das BOS 664 erkennt die Maße automatisch. Dazu werden die Kartons zunächst auf einer Rollenbahn vereinzelt, bevor ein Sensor jeweils ein Packstück zum Transport auf den Schnittplatz freigibt. Dort wird es durch einen Schieber seitlich gespannt und von einem Laser in der Höhe vermessen, um den Schnitt entsprechend ansetzen zu können. Der Laser verfolgt auch den Öffnungsprozess und erkennt, wann der Vorgang abgeschlossen ist und der nächste Karton herangefahren werden kann. Durch die standardisierte Rollenbahn lässt sich die Anlage problemlos in bestehende Transportlinien einbinden. 
 
Variable Schnitttiefen oder automatisierter Messerwechsel
 
Die Schnitttiefe kann an den speziellen Schneidwerkzeugen je nach Kartontyp stufenlos von 4 mm bis 11 mm eingestellt werden, damit der Inhalt nicht beschädigt wird. Da die Maschine über ein Magazin mit vier solchen Messerköpfen verfügt, lassen sich bei einer großen Bandbreite an zu verarbeitenden Pappe-Sorten auch mehrere unterschiedliche Schnitttiefen vorkonfigurieren. Am Display kann dann der Bediener das jeweils passende Werkzeug auswählen. Alternativ ist es aber auch möglich, das Magazin zum automatischen Auswechseln abgenutzter Messer zu verwenden. Dazu muss nur eine Distanz im System hinterlegt werden, nach der die Schneidköpfe stumpf sind. Erreicht der integrierte Zähler des BOS 664 diesen Wert, entnimmt die Anlage selbsttätig das nächste Werkzeug. 
 
 
Je nach Größe der Pakete schafft das Öffnungssystem bis zu zehn Stück pro Minute, der Durchschnittswert liegt bei etwa 8 Stück. Das entspricht etwa der Spitzenleistung geübter Werker, allerdings benötigt die Maschine weder eine Pause noch fällt ihre Geschwindigkeit mit der Zeit ab. Auch kann es damit nicht zu Verletzungen durch abrutschende Messer oder ähnliches kommen. Die Entwicklung der Anlage wurde daher vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gefördert.
 

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