Blockadepolitik der Gewerkschaften verhindert KV-Einigung

Auch die vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie (MTI) brachte heute Nacht nach fast vierzehnstündigen Verhandlungen keine Einigung. Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Wir haben heute einen fairen Vorschlag vorgelegt und sind bereit, die Löhne und Gehälter sowie Zulagen in unserer Branche in jedem Fall klar über der Inflation der letzten zwölf Monate zu erhöhen – das wäre somit ein echter Reallohngewinn. Außerdem haben wir deutliche Verbesserungen bei den Schichtzulagen und eine starke Erhöhung der Lehrlingsentgelte vorgeschlagen. Die Gewerkschaften haben unser Angebot trotzdem zur Gänze abgelehnt und legen es offenbar ausschließlich darauf an, Aufruhr und Unmut in den Betrieben zu erzeugen. Mitten in der aktuellen Corona-Welle ist das besonders verantwortungslos.“

Das Angebot der Metalltechnischen Industrie beinhaltete zuletzt konkret die Erhöhungen der KV- und IST-Löhne und Gehälter um 2,75 %, eine überproportionale Erhöhung der Lehrlingsentgelte sowie eine deutliche Erhöhung der Schichtzulagen. Mit diesen Erhöhungen ergibt sich für heuer ein Gesamtpaket mit Mehrkosten für die Betriebe von rund 3,2 %.

Knill weiter: „Wir waren heute abschlussbereit. Die Gewerkschaften haben sich leider auf ein unrealistisches Forderungspaket festgelegt. Die wirtschaftliche Entwicklung lässt – wenn man vernünftig agiert – aber keinen höheren Abschluss zu.“

Grundsätzlich hat sich die Ausgangslage nicht verändert: Die Metalltechnische Industrie hat die schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zu bewältigen, die Betriebe holen gerade auf was sie verloren haben, aber nicht mehr. Dazu kommen große Unsicherheiten bei den Material- und Energiekosten und eine stark anschwellende Corona-Welle. Der KV-Abschluss muss aus Sicht der Metalltechnischen Industrie vernünftig und machbar für alle Betriebe sein.

„Die Warnstreiks sind deplatziert, verantwortungslos und reine Inszenierung. Wir werden uns davon nicht blenden lassen und weiterhin im Sinne der Unternehmen und der Beschäftigten auf einen vernünftigen und fairen Abschluss hinarbeiten“, so Knill abschließend.

Hintergrund-Informationen:

KV-Grundlagen: Wirtschaftliche Eckdaten in der MTI:

  • Die Metalltechnischen Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt beträgt 4.447 Euro, der Durchschnittslohn liegt bei 3.125 Euro. Die realen Löhne und Gehälter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 11 % und 28 % über KV.
  • Im Jahr 2020 verzeichnete die Metalltechnische Industrie einen Rückgang in der Produktion von 10,6 %, das entspricht einem Produktionswert von rund 3,6 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten verringerte sich weniger stark um rund 2 %. In den ersten fünf Monaten 2021 liegt die Produktion um rund 21 % im Plus, nach einem Minus von 18 % im Vergleichszeitraum 2020 ist das statistisch gesehen ein Ausgleich und in erster Linie durch Nachholeffekte begründet.
  • Laut einer aktuellen Umfrage unter den Mitgliedsbetrieben der Metalltechnischen Industrie rechnen diese für 2021 im Schnitt mit einem Wachstum von rund 9,3 %. Damit wäre noch immer nicht das Niveau von 2019, dem Jahr vor Beginn der Corona-Krise, erreicht. Gleichzeitig beurteilen 45 % der Betriebe ihre Margensituation als aktuell schwächer als im Durchschnitt der Vorkrisenjahre. Der Grund dafür liegt vor allem im schwierigen internationalen Marktumfeld. Die Rohstoffpreise, etwa für Stahl, sind in den letzten Monaten explodiert und viele Vormaterialien am Weltmarkt nur schwer und mit großen Verzögerungen lieferbar.
  • Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelständisch strukturiert. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung.
  • Österreichs Gesamtwirtschaft verzeichnete 2020 einen historischen Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 6,7 Prozent. Für 2021 erwarten die Wirtschaftsforscher ein Wachstum von rund 4,4 %, der Einbruch ist somit noch nicht aufgeholt. Die Inflation lag in den zurückliegenden 12 Monaten bei durchschnittlich 1,9 %.
  • Ein vernünftiger KV-Abschluss muss die wirtschaftlichen Gegebenheiten widerspiegeln. Der Kollektivvertrag legt grundsätzlich einen Mindeststandard fest, der die Heterogenität der Betriebe zu berücksichtigen hat. Daher sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als Maßstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.

Über die Metalltechnische Industrie

Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs stärkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das Rückgrat der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelständisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist für ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind Weltmarktführer und „Hidden Champions“.

Die Metalltechnische Industrie beschäftigt direkt mehr als 134.000 Menschen, davon über 7.100 Lehrlinge, und sichert damit indirekt an die 250.000 Arbeitsplätze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2020 einen Produktionswert von rund 36 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen Fachverbände Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zählt zu den größten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden Österreichs und ist eine eigenständige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.

Weitere Informationen: www.metalltechnischeindustrie.at

Rückfragen & Kontakt:
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Geschäftsführerin
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at
www.metalltechnischeindustrie.at

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