Bremer Kapitänstag: „Erhalt und Ausbau der Häfen sind eine nationale Aufgabe!“
Zum 57. Mal hat die BHV – Bremische Hafen- und Logistikvertretung e.V. (BHV) für den Bremer Senat zum traditionellen Kapitänstag eingeladen. Am vergangenen Freitag trafen sich dazu rund 300 Kapitäne, Vertreter der maritimen Wirtschaft und Politiker in der Oberen Rathaushalle.
Bremens Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Kristina Vogt, ihr niedersächsischer Amtskollege und diesjähriger Festredner, Olaf Lies, der Hafenkapitän und Amtsleiter der Port Authority Bremen/Hansestadt Bremisches Hafenamt, Stephan Berger sowie Christoph Bruns, Präsidiumsmitglied der BHV, waren sich einig und nahmen den Bund zum Thema Hafenfinanzierung in die Pflicht: „Da die Häfen aufgrund ihrer zentralen Funktion nicht nur für den Warenaustausch, sondern auch als Energy Hubs von gesamtstaatlicher Bedeutung zu werten sind, ist deren Erhalt und Ausbau auch eine nationale Aufgabe.“
Kristina Vogt: „Häfen haben Zukunft!“
Senatorin Vogt forderte vom Bund eine klare Zukunftsstrategie in Sachen Finanzierung, denn: „Die gesamtdeutsche Wirtschaft ist auf die Seehäfen angewiesen. Der Anteil, den der Bund uns für die Erfüllung dieser nationalen Aufgabe zukommen lässt, ist daran gemessen viel zu gering.“ Allein in Bremen und Bremerhaven stünden für die Häfen Investitionen im hohen dreistelligen Millionenbereich an – „während alle deutschen Seehäfen zusammen gerade mal 38 Millionen Euro jährlich vom Bund als Hafenlastausgleich erhalten.“
Zudem forderte sie dazu auf, Großprojekte wie die Weseranpassung künftig „weitaus schneller und geräuschloser umzusetzen“. Und die wieder steigenden Containerzahlen in Bremerhaven machten deutlich: „Unsere Häfen haben Zukunft – und diese Zukunft müssen wir durch entsprechendes Engagement für unsere Häfen stützen.“
Olaf Lies: „Stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes steht für mich außer Frage!“
Vogts niedersächsischer Amtskollege Olaf Lies stimmte in die Forderung mit ein: „Das Erfordernis einer stärkeren finanziellen Beteiligung des Bundes an den Investitionen in den Seehäfen, die über den seit fast 20 Jahren unveränderten Hafenlastenausgleich deutlich hinausgeht, steht für mich außer Frage.“
Gleichzeitig ging Lies auf die wichtige Rolle der Kapitäne für den Wirtschaftsstandort Deutschland und die zurückgehende Zahl der Patentinhaber ein: „Es ist von entscheidender Bedeutung, wieder mehr Menschen für die nautischen Berufe zu begeistern und zu gewinnen.“ Gerade mit der Einführung von innovativen Systemen und der Integration von Künstlicher Intelligenz in die Schifffahrt „müssen wir sicherstellen, dass unsere Kapitäne bestens vorbereitet sind, um diese Herausforderungen zu meistern.“
Christoph Bruns: „Bei einer Hafenkooperation geht es nicht nur um wirtschaftliche Interessen.“
BHV-Präsidiumsmitglied Christoph Bruns verwies auf die Systemrelevanz der deutschen Häfen und der gesamten maritimen Wirtschaft in Deutschland: „Ob wir es mögen oder nicht, wir leben in einer Zeit permanenten politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels durch externe Einflüsse. Für unsere Branche bedeutet dies, dass wir entschlossene und kluge Entscheidungen der Bundes- und Landespolitik benötigen – und eben nicht nur schnelle, vordergründige Reaktionen auf aktuelle politische Ereignisse oder Strömungen.“
Ein zentrales Thema ist für Bruns die Umsetzung einer norddeutschen Hafenkooperation: „Bei einer solchen Kooperation geht es nicht nur um rein wirtschaftliche Interessen. Es geht vor allem auch um Nachhaltigkeit und die Verantwortung, die wir gegenüber kommenden Generationen tragen.“ Die BHV möchte gern mit einer „lebendigen Kooperation“ beginnen und habe dafür bereits die Unterstützung der Bremer Politik gewinnen können. Bruns kündigte in diesem Zusammenhang das neue Messeformat „LogisticsConnect“ für den März 2025 im Congress Centrum Bremen an, zu dem er ausdrücklich auch alle norddeutschen Seehäfen einlud.
Stephan Berger: „Seemannsmission bietet ein kleines Stück heile Welt.“
Hafenkapitän Stephan Berger nahm die Teilnehmer in seiner Rede gedanklich mit auf ein großes Piratenabenteuer zu historischen Segelschiffszeiten – allerding mit ernstem Hintergrund und direktem Bezug zur Gegenwart: „Auch heute existiert Piraterie, wenn auch in veränderter Form. Die Ursachen dafür liegen vor allem in politischen und wirtschaftlichen Instabilitäten. In Regionen, in denen staatliche Kontrolle schwach oder korrupt ist und wirtschaftliche Alternativen fehlen, greifen Menschen zur Piraterie, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.“ Hinzu kämen kriegerische Konflikte zwischen zwei oder mehreren Ländern, die unbeteiligte Seeleute ebenfalls in die Schusslinie bringen könnten.
In diesem Zusammenhang warb der Hafenkapitän um Spenden für die Arbeit der Bremer Seemannsmission, deren Besuch den Seeleuten „immer für eine kurze Zeit ein kleines Stück heile Welt, ohne Piraterie und ohne Sorgen um das eigene Leben“ biete.
Bei der anschließenden Spendensammlung unter den Gästen des Kapitänstags kamen rund 25.000 Euro für die Seemannsmission zusammen.
Der Kapitänstag
Mit dem traditionsreichen Kapitänstag wurden seit 1965 zum 57. Mal die Bremer Kapitäne und Chefingenieure der Schiffe und Flugzeuge dafür geehrt, dass sie Bremen und Bremerhaven zu Wasser und in der Luft mit allen Teilen der Welt verbinden. Traditionell wurde den Gästen ein Curryessen serviert. Der erste Kapitänstag wurde 1965 ausgerichtet. Die BHV – Bremische Hafen- und Logistikvertretung organisiert den Event für den Senat der Freien Hansestadt Bremen.
Die BHV repräsentiert als Wirtschafts- und Interessensverband rund 220 überwiegend mittelständische Mitgliedsunternehmen aus der Logistik-, Hafen- und Transportwirtschaft aus dem Großraum Bremen und Bremerhaven. Dazu organisiert die BHV unter anderem Vortragsabende im Hafenclub und neben dem Kapitänstag auch das Fachforum Projektlogistik.
Kontakt:
BHV – Bremische Hafen- und Logistikvertretung e.V.
Petra Lüdeke
Am Markt 1, 28195 Bremen
Tel.: 0421 53 50 97-11
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