Einfach ist unglaublich schwer

Komplexe Lösungen sind die Summe vieler Kompromisse

Beitrag von Christian Riege

Es sind die einfachen Dinge, die das Leben angenehm machen. Was beim ersten Lesen klingt wie die selbstgefällige Wiederentdeckung luxuriöser Bescheidenheit – Kartoffeln statt Kaviar, zumindest fürs Volk – hat einen ebenso wahren wie harten Kern: Wer immer sich zur Aufgabe macht, die einfache Lösung eines Problems zu suchen statt in komplexen Strukturen ein Puzzle aus Teillösungen zu bilden, hat eine harte Nuss zu knacken. Wer für einfache Lösungen plädiert und diese anbietet, tut dies nicht, um es sich einfach zu machen. Im Gegenteil. Einfach ist unglaublich schwer. Und kostet nicht selten Blut, Schweiß und Tränen – und Überzeugungskraft.

Ein für unsere Branche passendes Beispiel für den Ansatz, fundamentale Probleme einfach statt komplex zu lösen, ist die Erfindung des Rads (und zuvor Hammer und Meißel). Das Rad hat das Leben der Menschen angenehmer und vor allem einfacher gestaltet, weil es den Transport sperriger Güter von A nach B erleichtert hat. Doch der Weg dahin war mindestens ebenso sperrig, denn es gab bereits eine Reihe erprobter, etablierter aber sehr umständlicher und aufwendiger Verfahren zur Bewegung von Gütern auf dem Landweg. Und es gab Leute, die ernsthaft an deren Verbesserung arbeiteten.

Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.
— Henry Ford

Es geht immer darum, die Zukunft zu verbessern, nicht die Dinge, die sich überlebt und deshalb gar keine Zukunft mehr haben. Komplexität beinhaltet, wie der Name schon sagt, immer mehrere Komponenten, von den sich in der Praxis viele als überflüssig, nicht wenige als kontraproduktiv entpuppen.

 

Da hätte ich auch selbst drauf kommen können

Das Geniale an einfachen Lösungen ist – zwar immer nur rückblickend betrachtet –, dass sie so nahe lagen. ‘Hätte ich eigentlich auch drauf kommen können.’ Stimmt! Bin ich aber nicht. Diese Betrachtungsweise hat übrigens auch einen gravierenden Nachteil: Sie ist darauf angelegt, den Wert der Lösung – und die Leistung dessen, der sie liefert – zu mindern.

Noch immer gilt in vielen Fällen: Erst die sichtbare Komplexität enthält – angeblich – jenen Mehrwert, der auch den Preis einer Lösung rechtfertigt. Wenn es einfach ist und auch noch einfach aussieht, kann es einfach nichts oder zumindest nicht viel kosten.

Das Gegenteil ist der Fall: Nur die schlichte, fast unsichtbare Einfachheit einer Lösung ist mehr – Geld – wert. Oft auch unbezahlbar. Denn der Weg dorthin ist unfassbar länger. Reduktion braucht Zeit.

Ich schreibe Dir einen langen Brief, weil ich keine Zeit habe, einen kurzen zu schreiben.
— je nach Quelle: Voltaire, Goethe, Twain, Marx, Pascal

Der Software-Entwickler, der sich dem Prinzip der Reduktion und damit der Einfachheit verschreibt, präsentiert am Ende möglicherweise nur einen Button, dem niemand ansieht, dass sich hinter ihm Stunden, Tage, manchmal Wochen harter Arbeit, unendlich viele Ideen, Hoffnungen und Frustrationen verbergen. Und dennoch ist es genau dieser eine einfache Button, der am Ende die beste und damit wertvollste Lösung darstellt.

Reduktion macht Lösungen und ihre Anwendung einfacher, übersichtlicher, dabei automatisch anwenderfreundlicher und – ganz nebenbei – auch schneller und effizienter. Mehr kann man von einer perfekten Lösung nicht verlangen.

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Bildnachweis: A320 Cockpit, © Airbus

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