Großkücheneinsatz am Persischen Golf

Für seine Flightcatering-Anlage am neuen internationalen Großflughafen in Qatar hat die Flughafengesellschaft NDIA die i+o Industrieplanung + Organisation mit an Bord geholt. Das Heidelberger Beratungsunternehmen begleitet das Mega-Projekt vom Entwurf bis zur Realisierung und übernimmt die Planung von Logistik, Einrichtungstechnik und IT-Systemen. Im viergeschossigen Neubau wird derzeit die Förder- und Regaltechnik installiert.

Etwa fünf Kilometer vom bestehenden Airport in Doha entsteht derzeit ein weiterer Flughafen. Der New Doha International Airport soll langfristig rund 48 Millionen Passagiere im Jahr abfertigen. Schon jetzt sind die großen Dimensionen der neuen Catering-Anlage gut zu erkennen. Auf einer Gesamtfläche von rund 65.000 Quadratmetern sollen dort 650 Mitarbeiter täglich rund 82.000 Fluggastmenüs sowie 15.000 Mahlzeiten für die Terminalgäste zubereiten. Neben der Hightech-Kücheneinrichtung setzt die Flugküche vor allem durch ihr ausgeklügeltes Logistikkonzept neue Maßstäbe.

So wurde ein Großteil des Materialflusses automatisiert, wie der Transport von Behältern oder Flugtrolleys. Hierfür hat das Planerteam ein computergesteuertes Monorail-System als Verkehrsträger vom Wareneingang zu den verschiedenen Arbeitsbereichen vorgesehen. „Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 75 m/min transportiert diese Elektrohängebahn täglich ca. 7.158 Trolleys automatisch zur Reinigung und Neubestückung“, erläutert Albert Peychal-Heiling, Projektleiter bei der i+o. Dabei liegt der Hauptteil der Strecke im Keller des Gebäudes. „Das hat den Vorteil, dass in den Produktionsbereichen keine Flächen durch Fördertechnik belegt sind“, weiß Peychal-Heiling.

Zu den Kernaufgaben der i+o zählt auch die Intralogistik. So übernimmt das Team um Peychal-Heiling die Planung und Realisierungsbegleitung für das Hochregallager (HRL), die Behälter- und Fördertechnik sowie das Automatische Kleinteilelager (AKL). Das HRL bietet Raum für Gebrauchsgüter und wird über 4.284 Palettenstellplätze mit Schmalgangstapler verfügen. Beim AKL erfolgt das Einlagern über insgesamt acht automatische Regalbediengeräte, davon sind sechs für Behälter und zwei für Menü-Trays vorgesehen. Ausgelagert wird in ein Durchlaufregal, bei dem die Ware nach dem First in- First out- Prinzip entnommen wird.

Wegen dem hohen Wäscheaufkommen aus den Flugzeugen bringt dem Betrieb eine eigene Wäscherei wirtschaftliche Vorteile. Vor diesem Hintergrund hat die Consultants der i+o eine Anlage mit einer Tageskapazität von bis zu 42 Tonnen vorgesehen, denn künftig sollen am neuen Airport auch Großraumflugzeuge vom Typ A380 abgefertigt werden. Neben einer separaten chemischen Reinigung übernehmen zwei automatisierte Waschstraßen die Reinigungsprozesse. Für die verschmutzten Servier-Trolleys sowie für benutztes Geschirr und Besteck stehen nach dem Wareneingang spezielle Waschanlagen bereit. Im sogenannten Inbound sortieren Mitarbeiter die gebrauchten Materialien vorab auf spezielle Förderbänder. Bei der Mülltrennung kommt eine Vakuumabsaugung zum Einsatz. Die leeren Trolleys fahren mit der Elektrohängebahn weiter ins Untergeschoss, wo sie gewaschen werden. Anschließend kommen sie zur neuen Befüllung ins erste Obergeschoss zurück.

Die Food-Trolleys sind mit verschiedenen Menü-Varianten bestückt, etwa Middle Eastern, Western, Japanese, Oriental oder Indian. Ein Großteil davon muss die muslimischen Speisevorgaben Halal erfüllen. Als Produktionsmethode kommt Cook and Chill zum Einsatz. Die gekochten Speisen werden dabei auf Menü-Tabletts verteilt und über Förderbehälter zum sogenannten Spiral Blast Chiller transportiert. Dort werden sie innerhalb von 90 Minuten von über 65°C auf 2-4°C heruntergekühlt, auf Temperatur und Gewicht überprüft und anschließend automatisch eingelagert. Eine besondere Herausforderung für das Planungsteam ist vor allem die konstante Einhaltung der Kühlkette, denn in Qatar herrschen Tagestemperaturen von bis zu 50°C im Schatten.

Die Planung und Realisierung von Inflight Catering-Anlagen ist eine Kernkompetenz der i+o. So hat das Heidelberger Beratungsunternehmen weltweit über 15 Projekte dieser Größenordnung realisiert, darunter das Werk der LSG Sky Chefs am Frankfurter Flughafen sowie die Emirates-Flugküche in Dubai. Die neue Flightcatering-Anlage in Qatar soll künftig auch den bestehenden Flughafen versorgen, der schon jetzt seine Kapazitätsgrenze erreicht hat. Zudem will sich das Golfemirat auf das zunehmende Flugaufkommen vorbereiten und seine Position als Drehscheibe internationaler Fluglinien weiter ausbauen.

 
Quelle:  i+o Industrieplanung + Organisation GmbH und Co. KG

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