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Handel: Belastungsgrenze ist erreicht

„Aggressive Kunden, Überlastung, Personalmangel und mangelnde Wertschätzung, sowie fehlenden Respekt der Kunden gegenüber unseren Kolleginnen und Kollegen sind die größten Probleme“, fasst Anita Palkovich, Wirtschaftsbereichssekretärin im Handel die Befragungsergebnisse zusammen. „Es ist nicht übertrieben aufgrund der aktuellen Lage von einer Gefährdung der sicheren Versorgung zu sprechen. Dem großen Zusammenhalt der Beschäftigten ist es vielerorts zu verdanken, dass der Betrieb weiter aufrechterhalten werden kann“, zeigt sich die Gewerkschafterin besorgt.

„Die Mitgliederbefragung im Handel zeigt deutlich die Probleme und die angespannte Situation insbesondere im Lebensmittelhandel auf“, bestätigen die beiden stv. Vorsitzenden des Wirtschaftsbereiches Sabine Eiblmaier (Interspar) und Werner Hackl (Billa) die Ergebnisse. Sie hören täglich von BetriebsrätInnen aus der Branche sowie von Beschäftigten von der belastenden Situation.

Das Thema Sicherheit ist seit Beginn der Pandemie ein besonders wichtiges. Zahlreiche Maßnahmen dienen dem Schutz vor einer Infektion der KonsumentInnen und der Beschäftigten. 72% der BefragungsteilnehmerInnen fühlen sich durch die gesetzten Maßnahmen geschützt. Doch fast jede dritte sieht Versäumnisse und hat kein gutes Gefühl im Handel zu arbeiten.

Am wichtigsten ist für die Handelsangestellten die FFP2 Maskenpflicht für Kunden und sämtliche Maßnahmen, die für mehr Hygiene und Abstand sorgen. Auch die Beschränkung der Öffnungszeiten wird als besonders wichtige Maßnahme gesehen. Weit abgeschlagen sind die wöchentlichen Tests, da die erhoffte Erleichterung mit Mund-Nasenschutz arbeiten zu können, in der Realität von den KundInnen nicht akzeptiert wird.

Belastungsgrenzen sind erreicht.
Der Handel ist zweigeteilt. Zum einen gibt es Kurzarbeit und einen immer ausgeprägteren Sparkurs in vielen Betrieben, der viele Beschäftigte verunsichert und um ihre Arbeitsplätze zittern lässt. Zum anderen ist die Arbeitsbelastung im systemrelevanten Handel kaum noch zu ertragen. Viele Beschäftigte schildern uns einstimmig: „Wir sind am Ende unserer Kräfte.“

Nur dem großen Zusammenhalt der Belegschaft ist es zu verdanken, dass Überbelastung, personelle Unterbesetzung und aggressive, ungehaltene Kunden ertragen werden. In Summe kein gutes Bild für den Handel und nicht einladend für neue MitarbeiterInnen. Nur wenige können sich auf zuverlässige Arbeitszeiteinteilung und sichere Urlaubsplanung verlassen.

Das Image des Handels leidet massiv, obwohl in den letzten Jahren zahlreiche Schritte zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen gesetzt wurden. „Es liegt nun an den Arbeitgebern auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu schauen und auch ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen“, sind sich die beiden Betriebsräte einig.

Die Bundesregierung verunsichert mit einem Fleckerlteppich an Maßnahmen für oft nicht mehr nachvollziehbare Regelungen große Teile der Bevölkerung. „Die Wut und die Frustration der KonsumentInnen entlädt sich immer öfter auch in den Geschäften und die Sicherheit der Beschäftigten kann vielerorts nicht mehr gewährleistet werden“, zeigen sich Eiblmaier und Hackl besorgt.

Zwt.: GPA fordert Sicherheitsgipfel

Die Wirtschaftskammer und die Bundesregierung sind aufgefordert, rasch mit uns in Verhandlungen einzutreten, um die Situation für die Handelsangestellten zu verbessern. Wir fordern einen Sicherheitsgipfel für den Handel.

Konkret fordern wir:

  • Kontrollen der Coronamaßnahmen mit eigenem Sicherheitspersonal, um die Beschäftigten zu entlasten und zu schützen
  • Vorrangige Versorgung der Handelsangestellten mit Impfstoff
  • Die Aufstockung der ausgedünnten Personaldecke im Lebensmittelhandel
  • Abgeltung der großen Flexibilität der Beschäftigten bei der Aufrechterhaltung der Betriebe in einem Zusatzkollektivvertrag. Die geleistete Arbeit muss auch am Ende des Monats bezahlt werden.
  • Keine Durchrechnung der Mehrarbeit
  • Erhöhung des Mehrarbeitszuschlages
  • Übernahme der Fahrtkosten und Bezahlung der Wegzeiten bei Aushilfe in anderen Filialen
  • Sofortige Freistellung aller schwangeren Handelsangestellten, die durch den ständigen Kundenkontakt einem großen Risiko ausgesetzt werden
  • Übernahme der Kosten für psychologische Hilfe oder Supervision durch die Arbeitgeber
  • Aussetzen der Tourismusregelungen zur Sonntagsöffnung in den Bundesländern solange die Beherbergungsbetriebe geschlossen sind

Rückfragen & Kontakt:
Gewerkschaft GPA – Öffentlichkeitsarbeit
Mag. Martin Panholzer
Tel.: 05 0301-21511
Mobil: 05 0301-61511
E-Mail: martin.panholzer@gpa.at
Web: www.gpa.at

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