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Jetzt mach ma was!

Lebenslanges Lernen ist die Voraussetzung für die Steigerung des Wertes der eigenen Arbeit. Möglichkeiten für eine fundierte Aus- und Weiterbildung in der Logistik existieren auch in Österreich beinahe wie Sand am Meer – essentiell für den ersten Schritt sind lediglich die Antworten auf die Fragen: Was, warum, wann und vor allem wo? 

Eine Ausbildung zum erfolgreichen Logistiker ist heutzutage nicht mehr nur mit einer Lehre zum Speditionskaufmann getan. Das Arbeitsleben in der modernen Welt der Logistik muss geprägt sein von dem Willen lebenslang zu lernen, ist auch einer, der sich auskennen muss, wie Univ. Prof. Dipl. Wirtsch.-Ing.Dr.Ing.Prof.eh.Dr.h.c. Wilfried Sihn, überzeugt, der neben seiner Professur am Institut für Managementwissenschaften an der TU Wien auch Vizepräsident der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) ist und sich zusätzlich in der Fraunhofer Austria Research GmbH engagiert. Neben technischem Know-how sind es auch die beliebten Social Skills, die jeder im Bereich der Wirtschaft Tätige beherrschen sollte: „Man kann nett sein, sich aber nicht auskennen, oder Ahnung haben und diese nicht vermitteln können“, hebt Prof. (FH) DI Franz Staberhofer, Obmann des VNL Österreich und Studiengangsleiter des Bachelorstudiums für Internationales Logistik Management sowie des Masterstudiums Supply Chain Management an der FH Oberösterreich Campus Steyr, die Bedeutung sozialer Kompetenzen hervor. Faktisches Wissen und die Fähigkeit, dieses weitervermitteln zu können, sind demnach gleich wichtig.

Daher ist man am Campus Steyr auch bemüht, alle Bereiche abzudecken. Der Bachelor umfasst vier Säulen: Fachkompetenz, Betriebswirtschaftslehre, Social Skills (Umgang mit Menschen und Abläufen im Unternehmen) sowie Internationalität. Im Zuge des letzten Ausbildungsbereiches liegt auch das Erlernen von Sprachen im Fokus. Englisch ist hier natürlich besonders wichtig. Aber auch Spanisch und Russisch sind Teil des umfangreichen Angebots der Ausbildung. An der Montanuniversität Leoben, Ausbildungszweig Industrielogistik, wird Spanisch neben der Pflichtsprache Englisch als zusätzliche Fremdsprache angeboten. Neben der Erschließung des spanischen Wirtschaftsraumes Südamerika, hat dieses Angebot in Leoben vor allem personelle Gründe, erklärt Univ. Prof. Dr. Helmut Zsifkovits, Vorstand des Lehrstuhls Industrielogistik und Leiter der Regionalgruppe Steiermark der BVL Österreich. Die Montanuniversität pflegt seit einiger Zeit Kontakte zu einer Universität in Kolumbien, welche unter anderem auch den Austausch von Lehrpersonal beinhalten. Zur Erschließung des spanischen und lateinamerikanischen Wirtschaftsraumes sind Kooperationen dieser Art essentiell. Nicht nur in Leoben setzt man auf Kooperationen mit ausländischen Logistikausbildungsstätten und Organisationen. Auslandssemester werden im Bereich der Logistik immer wichtiger. Hier geht es nicht unbedingt um das Erlernen von in Österreich kaum etablierten Techniken und Arbeitsabläufen, sondern um die Bereitschaft der Studenten, ihren eigenen Horizont zu erweitern und sich auf neue Kulturen im Ausland einzulassen. Nach Staberhofer ist aus diesen Gründen die Absolvierung eines Auslandssemesters im Studienlehrgang Internationales Logistik-Management verpflichtend. Da es im fortgeschrittenen Alter jedoch häufig zu viel an Überwindung bedeutet, wieder die Schulbank an einer Fachhochschule zu drücken oder gar in überfüllten Hörsälen an einer Universität zu hocken, werden berufsbegleitende Fortbildungsmöglichkeiten oft bevorzugt genutzt.
Zu alt für Uni
oder Fachhochschule?
„Anpassung und Flexibilität sind keine Frage des Alters, sondern der Haltung und Einstellung“, ist Staberhofer überzeugt. Weiterbildungsprogramme für Berufstätige, die sich vor allem abends und am Wochenende Zeit für Bildung nehmen können, bietet unter anderem das Berufsförderungsinstitut in Wien an. Das vielfältige Angebot deckt beinahe alle Tätigkeitsfelder innerhalb eines Unternehmens ab, so Mag. Sabine Pink, Produktmanagerin am bfi Wien. Besonders drei Zielgruppen werden durch das Zertifizierungsprogramm des bfi Wien angesprochen: die operative Ebene, im Zuge des Lehrgangs zum Logistikassistenten und die Leitungsebene, bei Lehrgängen zum Logistikexperten. Personen, die bereits eine Führungsposition innerhalb eines Unternehmens inne haben, oder sich für eine solche interessieren, haben die Möglichkeit, ihr Wissen bei Kursen zum Logistikmanager zu vertiefen.

Das Ende der Lehrgänge wird zwar nicht mit der Erlangung eines Titels wie Magister, Master, Bachelor und wie sie sonst noch alle heißen ausgezeichnet, jedoch werden im Zuge des Programmes Zertifikate wie „Expert in Logistics“ vergeben, die der Zertifizierung von beruflichen Qualifikationen des Logistik Personals dienen und auch international anerkannt sind. Die Ausbildung zum „Expert in Logistics“ umfasst sieben Module: Konzepte der Logistik und Supply Chain Management, Arbeitstechniken und Kommunikation, Logistik-Controlling, Lagerhaus-Management, Transport und Distribution, Beschaffungs- und Bestandsmanagement, Produktionslogistik und Materialwirtschaft. Diese müssen für die Erlangung des bfi – Diploms erfolgreich absolviert werden.

Auch die Logistik-Akademie der BVL bietet einen überstaatlich anerkannten Lehrgang an. Mit dem Zertifikat der European Logistics Association (ELA) wird man, abgesehen von Österreich, noch in 39 anderen Ländern als Logistikfachkraft für Handel, Industrie und Dienstleistung akzeptiert. Die Ausbildung umfasst acht Module, die unter anderem Schwerpunkte wie Core Management und Warehouse Management beinhalten.

Dass eine bessere Ausbildung und mehr Wissen zu einem höheren Grad an Verantwortung im Beruf und im Zuge dessen auch zu einer profitableren Entlohnung führen können, schreibt ein gerechter Ablauf der Dinge vor. Oft ist es jedoch nicht so einfach, den Weg bis zur Beförderung zu finanzieren.
Wer zahlt‘s?
Da neben lebenslangem Lernen auch das Leben selbst nicht zu kurz kommen soll, dieses zu genießen jedoch meist mit Kosten verbunden ist, darf auch auf die Frage der Finanzierung der Aus- und Weiterbildung nicht vergessen werden. Während sich die Finanzierungs- und Förderungsmöglichkeiten einer fundierten Ausbildung an einer Universität oder Fachhochschule im Großen und Ganzen auf staatliche Förderungen beschränken, engagieren sich immer mehr Unternehmen für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und stellen diesen finanzielle Ressourcen zur Verfügung. Mag gönnerhaft anmuten, ist es auch. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass als Umkehrschluss das Unternehmen selbst von dem zusätzlichen Wissen seiner Angestellten profitiert. Nach den Informationen von Frau Mag. Pink können zusätzlich Förderprogramme des WAFF (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) oder des AMS (Arbeitsmarktservice) genutzt, oder um Unterstützungen für den Bildungsbereich von Seiten der Europäischen Union angesucht werden. Ist die Ausbildung erst absolviert, möchte man sich natürlich nicht nur privat an den neu erworbenen Fähigkeiten erfreuen – aber wie nutzt man persönliche Kompetenzen in der Arbeitswelt am besten?

Theorie und Praxis
Wissen ist Macht – aber kann man auch davon leben? Mag. Jürgen Smid, Geschäftsführer des Onlineportals Karriere.at, gibt zu bedenken, dass die Logistik als Gesamtbranche eine starke Tendenz dazu hat, ohne eine hohe Akademikerquote auszukommen. Um im Gerangel des internationalen Wettbewerbs nicht unterzugehen, reicht in bestimmten Bereichen das rein praktische Know-how aber nicht aus. Es kommt auf die Kombination der Kompetenzen in Theorie und Praxis zu gleichen Teilen an. Experte in einem bestimmten Bereich zu sein, kann auch nicht schaden: „Innerhalb der Logistik ist es wichtig, sich zu spezialisieren“, meint Zsifkovits. Hierzu beinahe ergänzend Sihn: „Es ist wichtig, sich genau zu überlegen, in welche Richtung man gehen will – Logistik ist ein Bereich, der stetig in Bewegung ist. Lässt man sich darauf ein, hat man gute Zukunftschancen.“ Dabei ist es auch von Bedeutung, sich nicht vom lieben Geld in die falsche Richtung ziehen zu lassen, so Staberhofer: „Man muss sich fragen, was einem Freude macht – und das tun. Das ist eine sichere Basis für die persönliche Weiterentwicklung.“ Es steht also jedem frei, welche der vielen Gelegenheiten am Schopf gepackt wird, um einen guten Arbeitsplatz und einem hohen Maß von Freude an der Tätigkeit ergattern und auch behalten zu können.  (

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