Kommentar zum BVL/DIW Logistik-Indikator

 
Gedanken zum Ergebnis von Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner

Nach mehreren Jahren einer höchst erfreulichen Entwicklung mit deutlichen Wachstumsraten konnte im vierten Quartal 2008 nur noch von „gebremstem Schwung“ gesprochen werden. Im ersten Quartal 2009 hat die Rezession der gesamten Wirtschaft auch die Logistik in Industrie und Handel, vor allem aber die Logistikdienstleister, fest im Griff. Folglich zeigt der BVL/DIW Logistik-Indikator, der Mitte Februar erhoben wurde, eine deutliche Talfahrt bei der Lagebeurteilung. Die Einschätzungen der Logistiker in Industrie und Handel haben sich erkennbar verschlechtert, liegen aber anders als bei ihren Kollegen aus der Logistikdienstleistung nur knapp unterhalb der konjunkturellen Normalsituation. Die Zukunftserwartungen der Logistikdienstleister sind besser als ihre Lageeinschätzung; bei den Logistikern in Industrie und Handel ist es umgekehrt. Dieses Gesamtbild gibt zu denken. Falsche Hoffnungen auf ein schnelles Ende des globalen Konjunktureinbruchs darf sich die Logistik insgesamt wohl nicht machen. 

Das Tempo und die Intensität, mit denen sich ökonomische Prozesse zurzeit vollziehen, überraschen auch erfahrene Wirtschaftsexperten.  Es sieht so aus, als fehlten in der aktuellen Rezession die regionalen Puffer, die sonst für eine Dämpfung von konjunkturellen Schwankungen gesorgt haben. Die Krise ist global und hat historische Ausmaße. Je rasanter die Talfahrt, desto größer wird der Handlungsdruck für alle; Entscheidungen sind zwangsläufig unter hoher Unsicherheit zu treffen. Aber auch in dieser Ausnahmesituation ist kluges, strategiegetriebenes Agieren die richtige Antwort. Operational Excellence und die daraus folgende Effizienz sind die Schlüssel zur Nachhaltigkeit unternehmerischer Tätigkeit. 

Was ist zu tun? Es gilt, Kostentreiber aktiv zu identifizieren und zu beseitigen, um Logistikleistungen „schlanker“ erzeugen zu können. In der jahrelangen Boomphase der Logistik, die mit rasantem Kapazitätsaufbau verbunden war, haben sich möglicherweise auch Ineffizienzen eingeschlichen. Daher sind spätestens jetzt interne Strukturen schonungslos zu überprüfen und eine Phase der internen Konsolidierung einzuleiten. Auch Personalabbau wird sich nicht vermeiden lassen. Hierbei gilt insbesondere: Kompetenzen und Qualifikationsstandards, die mühsam aufgebaut worden sind, dürfen nicht ohne Not aufgegeben werden. Jetzt besteht die Möglichkeit, etwas nachzuholen, für das in der Hochkonjunktur nicht ausreichend Zeit zur Verfügung stand: Die Verbesserung der Qualifizierung der Mitarbeiter. Darüber hinaus muss weiter an Innovationen gearbeitet werden. Mit Mitteln von gestern gibt es kein Morgen. Innere Stärke zu entwickeln ist das Gebot der Stunde. 

Quelle: Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V.

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