Markt für Outdoor-Trainings leidet unter Imageproblemen


Trainings sind ein finanzieller Drahtseilakt 

Trainer Niki Harramach hat in Wien eine Hochseilanlage für Firmentrainings aufgestellt. Doch das Geschäft mit Outdoor-Seminaren ist schwieriger geworden.

Wien. Trainer Niki Harramach liebt es antizyklisch: Obwohl Outdoor-Trainings ein Image als teure und wenig wirksame Mitarbeiterausflüge haben und die Nachfrage zuletzt gesunken ist, hat Harramach eine so genannte „High Event-Anlage“ im Gartenhotel Altmannsdorf aufgebaut. Auf sechs Metern Höhe balancieren die Teilnehmer an Firmenseminaren zu zweit oder dritt über dünne Drahtseile. Auch Übungen zu ebener Erde sind möglich.

Harramachs Idee: Wenn die Unternehmen von den Kosten der Outdoor-Trainings abgeschreckt werden, dann müssen diese eben günstiger werden. Da das Hotel innerhalb von Wien liegt, müssen zumindest Wiener nicht übernachten – und zahlen somit für einen Tag Training mit zwei Trainern 2500 Euro sowie eine Konferenzpauschale von 49 bis 56 Euro pro Teilnehmer. Dass diese abgespeckte Outdoor-Version dennoch Erfolg hat, dafür müsse man mit einer klaren Zielsetzung und einer ordentlichen Nachbearbeitung sorgen.

In der Tat bedeutet ein Outdoor-Training für viele Unternehmen einen tiefen Griff in das Trainingsbudget. Für eine Gruppe von 15 Leuten müsse man mit 5000 bis 8000 Euro für ein Training rechnen, schätzt Helmut Putz, der mit „Outdoor Leadership“ bereits seit 25 Jahren solche Trainings anbietet und Kunden wie Red Bull und Telekom hat. Dafür müsse man dem Kunden aber eigene Spezialübungen bieten. „Unzählige glauben, sie müssen nur ein paar Schnüre vor ein Hotel spannen.“ Doch mittlerweile kennen die Personalchefs die Standardübungen und sind davon gelangweilt. „Ich höre von Kollegen immer wieder, dass das Geschäft weniger wird. Die Anbieter haben sich den Markt selbst kaputt gemacht, indem sie unqualifizierte Leute hingeschickt haben.“

Erwachsener Markt

Der Markt ist erwachsen geworden. „In diesem Bereich leben wir nur von Mundpropaganda“, sagt Werner Berger, Geschäftsführer von Best Adventure. Wer als Kunde einen guten Anbieter gefunden hat, bleibt in der Regel dabei. Gute Karten haben die grossen, bekannten Anbieter: Etwa die Schweizer Stucki Programme oder Walter Sieberts Outdoor Development. Christoph Stieg, Geschäftsführer von Perfact Training, hat die Härte des Marktes zu spüren bekommen. Er war zu 50 Prozent an „Outdoor Consulting“ beteiligt, stieg aber aus, da er mit dem Management seines Partners unzufrieden war. Im Vorjahr ging das Unternehmen in Konkurs. „Wir haben zu viele Dinge gekauft, die man auch hätte mieten können, bei jedem Hotel einen Kletterparcours aufgestellt“, kritisiert Stieg. Eine kleinere High-Event-Anlage kostet etwa 50.000 bis 100.000 Euro.

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