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Mehr Fairness in der Teuerungsdebatte erwünscht …

Die heimischen Lebensmitteleinzelhändler appellieren unter dem Dach des Handelsverbandes an die Bundesregierung, bei der aktuellen Preisdiskussion Ursache und Wirkung nicht zu verwechseln.

Gastkommentar: Rainer Will

In Österreich wird zurzeit intensiv über die Entwicklung der Lebensmittelpreise diskutiert. Zuletzt ist dabei – unfairerweise und entgegen allen Fakten – der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ins Visier der Bundesregierung geraten. Mit großer Verwunderung und Irritation hat die Branche etwa den letzten Auftritt der Klubchefin der Grünen in der ORF-Pressestunde wahrgenommen, bei dem der Lebensmitteleinzelhandel de facto als alleiniger Verursacher der Teuerung hingestellt wurde.

Derart rufschädigende und irreführende Kommentare können wir nicht länger hinnehmen. Das Narrativ, wonach der Lebensmitteleinzelhandel der große Profiteur der hohen Inflation sei, stimmt nicht. Allen Händlern, den Nahversorgern der Bevölkerung, geht es gleich wie den Haushalten im Land. Die Kostenlawine überrollt uns und wirksame Lösungen gegen die Verursacher wurden nicht gesetzt. Stattdessen wird Ursache mit Wirkung vertauscht. Keine einzige Studie zeigt, dass sich der Handel an der Inflation ein Zubrot verdient, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Die Preiserhöhungen im Handel sind ausschließlich kostengetrieben. Ein wichtiger Hebel, um die Preise mittelfristig zu senken, wäre daher ein treffsicherer Energiekostenzuschuss, von dem nicht nur die Industrie profitiert.

Aufgrund der Tatsache, dass die heimischen Handelsbetriebe – darunter 1.600 selbstständige Kaufleute – bisher komplett auf ihren massiv gestiegenen Energiekosten sitzenbleiben, wird es ohne rasche Hilfe bis Jahresende in bis zu 1.000 österreichischen Orten keinen Nahversorger mehr geben. Hier ist die Bundesregierung gefordert, mit dem versprochenen EKZ 2 gegenzusteuern. Darüber hinaus appellieren wir an die Politik, dringend Reformen im Bereich Arbeitsmarkt umzusetzen, damit der krisenfeste Versorger und Jobmotor Handel seiner Rolle weiterhin in allen Regionen Österreichs gerecht werden kann. Der Handlungsbedarf ist überfällig. (RW)

Quelle: LOGISTIK express Ausgabe 2/2023

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