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Mitarbeiterentwicklung à l’Orange

Fachkräftemangel ist ein weit verbreitetes Problem, dem man am besten mit unternehmenseigener Ausbildung entgegenwirkt. Und wenn man dies mit besonderem Engagement betreibt, dann schaut am Ende neben Spitzen-Mitarbeitern auch eine Auszeichnung heraus: das Gütesiegel „Great Place to Work“ ging am 15. März an Gebrüder Weiss.   Redaktion: Angelika Thaler

Schon seit etlichen Jahren bewertet das weltweit erfolgreich eingesetzte „Great Place to Work“-Modell die Arbeitsplatzkultur der teilnehmenden Unternehmen. Basiskriterien sind Glaubwürdigkeit, Respekt, Fairness, Stolz und Teamgeist, die anhand einer anonymen Mitarbeiterbefragung in 63 Fragen eruiert werden. Im Jahr 2012 durften sich 29 von 58 Unternehmen über das Gütesiegel „Great Place to Work“ freuen, Gebrüder Weiss heimste zusätzlich noch den begehrten Sonderpreis als Österreichs „Bester Arbeitgeber für Lehrlinge“ ein. Und das kommt nicht von ungefähr! „Die Lehrlingsausbildung nimmt bei Gebrüder Weiss einen besonderen Stellenwert ein“, bestätigt Kerstin Riedmann, BBA von der Zentralen Personalentwicklung bei der Gebrüder Weiss Gesellschaft m.b.H. „Wir bilden unsere Speditionskaufleute nicht nur deshalb selbst aus, weil am Markt ein Fachkräftemangel herrscht, sondern auch, weil wir so die Qualität ebenso wie die vermittelten Themen selbst steuern können“, erklärt sie. 
 
Mehr als nur Fachkenntnis
Neben der Vermittlung des reinen Fachwissens spielen noch viele andere Themen eine wichtige Rolle während der dreijährigen Lehrzeit, so etwa die Teamarbeit, Eigenverantwortung, Persönlichkeitsentwicklung oder auch Sprachkenntnisse: „Der Schwerpunkt liegt zwar auf Englisch, insbesondere durch die starke Ausdehnung unseres Netzwerkes in MOEL, aber auch anderen Sprachen gegenüber sind wir offen. Ein Lehrling ist für uns ein Mitarbeiter wie jeder andere auch, und wenn in unserem Konzern jemand den Wunsch nach einem Sprachkurs äußert, dann wird er in diesem Vorhaben tatkräftig unterstützt“, versichert Riedmann. Viele Führungskräfte bei Gebrüder Weiss haben einst selbst als Lehrlinge im Betrieb begonnen, ein Beweis dafür, dass bei herausragender Leistung durchaus Karrierechancen gegeben sind. 
 
Schmackhaft machen
Eine Top-Ausbildung anzubieten, ist zu wenig – die potenziellen Lehrlinge müssen auch davon erfahren. „So eine Auszeichnung  ist sehr hilfreich, um als guter Arbeitgeber wahrgenommen zu werden“, freut sich Riedmann. Insgesamt beschäftigt Gebrüder Weiss aktuell 175 Lehrlinge in Deutschland, Österreich und der Schweiz, heuer kommen wieder rund 70 neu hinzu. Öffentlichkeitsarbeit ist ein ganz wichtiger Aspekt: „Wir gehen in die Schulen, oder laden Klassen zu uns ein. Toll sind auch die Wirtschaftstage, wo Lehrkräfte zu uns ins Unternehmen kommen und sich vor Ort darüber informieren, was eine Lehre bei uns bedeutet – und diese geben dann die Informationen an ihre Schüler weiter. Das wird sehr gut angenommen.“ Die Teilnahme an Berufsinformationsmessen gehöre inzwischen schon zum Standard. „Im Herbst wird es einen Relaunch unseres Lehrlingsmarketings geben, wir möchten aktuelle Trends wie Social Media noch besser einbinden“, verrät sie. 
 
Quereinstieg und Generation 45+
Das Durchschnittsalter der Lehrlinge bei Gebrüder Weiss steigt: „Es kommt immer öfter vor, dass jemand nach der Matura zu uns kommt und mit einer Lehre beginnen möchte. Die Anrechnung der Ausbildung ist möglich, dadurch verkürzt sich die Lehre auf zwei Jahre“, so Riedmann. Neben den jungen Talenten spielt aber auch die Weiterentwicklung der bereits etablierten Belegschaft eine zunehmende Rolle. „Die Altersgruppe 45plus rückt mehr in den Fokus. Diese Menschen haben teilweise schon Karriere gemacht, haben aber noch gut 20 Jahre Arbeitsleben vor sich – und stellen sich die Frage, wohin ihr Weg nun führt“, weiß sie aus Erfahrung. Gebrüder Weiss hat ein eigenes Programm gestartet, um diesen Leuten neue Perspektiven im Konzern aufzuzeigen und so auf Wunsch aus ihrer Alltagsroutine rauszukommen. „Diese Menschen sind hoch motiviert, wenn man ihnen Möglichkeiten aufzeigt. Was wir forcieren müssen ist der Know-how-Transfer in beide Richtungen, die Jungen punkten bei technischen Entwicklungen wie etwa Computeranwendungen – dem gegenüber steht die Erfahrung der älteren Generation“, verweist Riedmann auf die Herausforderungen. 
 
Die demographische Entwicklung zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Wer sich heute nicht um die Fachkräfte von morgen und übermorgen kümmert, hat ganz schlechte Karten, in Zukunft mit der Konkurrenz mitspielen zu können. (AT)
 
Quelle: Logistik express Print- und E-Paper Ausgabe 2-2012 

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