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Nachhaltigkeit im Handel

Heute ein effektives Differenzierungsmerkmal, Morgen ein Muss –  Agrarwirtschaft, Industrie, Handel sowie die Transport- und Logistikbranche müssen weltweit nachhaltig handeln, wenn sie nicht wichtige Kunden in Europa und Nordamerika verlieren wollen.

Auf den Konferenzveranstaltungen des Lehrstuhls für Logistikmanagement der Universität St. Gallen (HSG) treten zwar keine Promis auf und auch die Zahl der Teilnehmer ist überschaubar, trotzdem zählen sie vielleicht zu den interessantesten Networking-Treffen der Logistikbranche in der Schweiz. Ihr Reiz liegt nicht nur darin, dass Studenten und Studentinnen der HSG die Konferenzen organisieren. Vielmehr prägen sorgfältig ausgewählte Opinion Leader und Entscheider aus dem ganzen deutschsprachigen Raum sowie ehemalige Studenten und Partner des Studienbereichs die Podien und Diskussionen mit den Referenten. Im März trafen sich rund 50 Führungskräfte aus Industrie und Handel, um über das Thema Nachhaltigkeit auf der Grundlage einer Untersuchung des Lehrstuhls für Logistikmanagement der HSG in Zusammenarbeit mit SAP zum Thema „Nachhaltigkeit im Handel“ zu diskutieren.

Die Veranstaltung in St. Gallen widmete sich den Fragen: wie greift der Handel das Thema Nachhaltigkeit auf? Welche Strategie wählen Handelsunternehmen, um den Interessen von externen Anspruchsgruppen ("Stakeholder") und dem eigenen Geschäftsmodell gerecht zu werden? Zahlt es sich aus, nachhaltig zu handeln? Welche Softwarelösungen können die Firmen unterstützen?

In der Schweiz spielen die Einzelhandelskonzerne Coop und Migros eine Vorreiterrolle, wenn es um die erfolgreiche Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie geht. Sie sind deutschen und österreichischen Handelsunternehmen dabei weit voraus. Vor allem verstehen sie nachhaltiges Handeln nicht nur im Sinne der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks. Sie haben vielmehr bereits vor Jahren einen holistischen Ansatz gewählt, der sich vom pfleglichen Umgang mit den Mitarbeitenden bis zum Ausbau der Bio-Schiene in allen Produktbereichen erstreckt. So investieren beide Unternehmen zusammen mit der Schweizer Entwicklungshilfe, NGOs und Umweltorganisationen in die Ausbildung ihrer Lieferanten, damit diese auf eine umweltgerechte Produktion umsteigen können. Davon profitieren Produzenten von Baumwolle und Baumwollprodukten, ebenso wie Produzenten von Palmöl, Flusskrebsen und Fisch. Seit 2010 engagiert sich Migros auch mit neuartigen Concept-Stores für Elektromobilität. Beide Einzelhandelsunternehmen sehen Nachhaltigkeit nicht nur als Kostenfaktor, sondern vor allem als Chance, sich gegenüber Mitwettbewerbern zu profilieren und der Erwartung der Premiumkunden zu entsprechen. Als Industrie-Pendants stellten Danone und Henkel ihre Nachhaltigkeitsstrategien sowie SAP seine Produkte zur CO2-Bilanzierung und Bewertung vor. Während Logistikdienstleister häufig beklagen, dass Kunden nicht bereits seien, mehr für „grüne“ Lösungen zu zahlen, zwingen steigende Energiepreise auch sie zu einem stärkeren Umweltbewusstsein. Industrie- und Handel werden auf jeden Fall die Daumenschrauben anziehen und die Anforderungen an ihre Dienstleister Schritt für Schritt erhöhen, um die eigen Öko-Bilanz zu verbessern. Darin waren sich die Teilnehmer der Konferenzveranstaltung einig.

Logistik express Redaktion: Ursula Schmeling

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