Neuer Report deckt auf wie die Plastikindustrie seit Jahrzehnten strengere Regulierungen verhindert und die Plastikkrise verschärft

GLOBAL 2000 fordert echte Lösungen und zukunftsorientiertes Handeln: Herstellerabgabe, Mehrwegquoten und Pfandsystem sind längst überfällig.

Heute veröffentlichte die Changing Markets Foundation ihren neuen Bericht “Verwirren, verzögern, verhindern. Das falsche Spiel großer Konzerne in der globalen Plastikkrise“. Der Bericht entlarvt und beleuchtet die Strategien der Plastikindustrie gegen gesetzlich bindende Regulierungen. Trotz der beispiellosen globalen Plastikkrise und dem damit verbundenen steigenden öffentlichen Druck, werden rechtliche Regulierungen von der Industrie massiv bekämpft, leider sehr oft mit Erfolg und zum Nachteil von uns allen.

„An der Oberfläche sieht es so aus, als ob sich die Plastikindustrie für Lösungen einsetzt, doch ein Blick hinter die Kulissen verrät, dass sie alles Mögliche unternimmt, um ihre Profite zu sichern und die Welt weiterhin mit billigen Wegwerfprodukten und Verpackungen zu überschwemmen.“ so Lena Steger, Ressourcen-Expertin von GLOBAL 2000.

Auf Basis von Recherchen in über 15 Ländern auf fünf Kontinenten wird aufgezeigt, wie die Industrie seit Jahrzehnten mit wohlklingenden Initiativen und freiwilligen Selbstverpflichtungen die Einführung tatsächlich effektiver, rechtlicher Maßnahmen blockiert. Auch in Österreich kommuniziert die WKÖ derzeit mit falschen Zahlen in der Öffentlichkeit. In ihrem veröffentlichten Zehn-Punkte Plan werden für Vorarlberg, Tirol und das Burgendland viel zu hohe Sammelquoten für Plastikflaschen angegeben. In einer Aussendung äußerten sich die kommunalen Abfallbetriebe aus den erwähnten Bundesländer, dass diese Zahlen nicht nachvollziehbar seien und fordern von Interessensvertretern der Wirtschaft mehr Sachlichkeit und Transparenz.

Jedes Jahr 1,6 Milliarden Plastikflaschen alleine in Österreich.
Ungeachtet des steigenden öffentlichen Bewusstseins steigt die Plastikproduktion weiter an. Es wird erwartet, dass sich die globale Produktion in den nächsten 10-15 Jahren erneut verdoppeln wird. Auch in Österreich wird es laut Schätzungen des Umweltbundesamtes nächstes Jahr bereits eine Million Tonnen Plastikabfall geben. Jährlich werden alleine Österreich 1,6 Mrd. Plastikflaschen auf den Markt gebracht – aneinandergereiht ergäbe das eine Kette, die 11x die Welt umrundet. Immer mehr Menschen weltweit versuchen zwar schon, ihren persönlichen Plastikverbrauch zu reduzieren, doch dafür braucht es auch dringend ein größeres Angebot an verpackungsfreien Produkten, um KonsumentInnen überhaupt die Möglichkeit zu geben, einen ressourcenschonenden Lebensstil zu verfolgen.

Die Plastikproduktion beinhaltet neben dem Müllproblem auch noch eine Vielzahl weiterer Probleme, wie die negativen Klimauswirkungen, Biodiversitätsverluste, gesundheitsschädigende Eigenschaften und das Problem der fehlenden Verantwortung für diese Auswirkungen.

Lena Steger: „Wir dürfen nicht vergessen: Jede einzelne Plastikverpackung hat ihren Ursprung in einem Ölbohrloch. Auch in Hinblick auf die bereits spürbaren und sich noch drastisch verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise, müssen wir alle Bemühungen unternehmen, um die fossilen Rohstoffe dort zu lassen, wo sie hingehören – unter die Erde. Wir müssen eine Trendumkehr einläuten und einen langfristigen Systemwandel, hin zu ressourcenschonenden Mehrwegsystemen auf den Weg bringen.“

Freiwillige Initiativen nur Feigenblätter und keine Lösung für die Plastikverschmutzung.
Der Bericht von Changing Markets analysiert freiwillige Verpflichtungen und Initiativen von den 10 größten Plastikverschmutzern weltweit: Coca-Cola, Colgate-Palmolive, Danone, Mars Incorporated, Mondelēz International, Nestlé, PepsiCo, Perfetti Van Melle, Procter & Gamble und Unilever. Das Ergebnis ist eindeutig: diese Initiativen werden lediglich dafür benutzt, um KonsumentInnen und Regierungen abzulenken und es den Plastikherstellern zu ermöglichen mit dem „business as usual“ fortzufahren. Die meisten freiwilligen Initiativen von Seiten der Plastikindustrie fokussieren sich lediglich auf „End-of-Pipe“-Lösungen, wie Clean-Ups, die Recyclingfähigkeit oder biologische Abbaubarkeit von Produkten. Zudem tendieren Unternehmen dazu, sich auf problematische Lösungen, wie biobasiertes Plastik oder chemisches Recycling, zu verlassen. All diese Ansätze verfehlen allerdings die Wurzel des Problems anzupacken und führen möglicherweise sogar dazu, dass dadurch andere Umweltprobleme vergrößert werden. Echte Lösungen, wie die Reduktion der Plastikproduktion, verpackungsfreie Systeme, Mehrwegbehälter, eine verpflichtende Rücknahme von Einwegbehältern und die Abschaffung von problematischen Plastik-Arten sind nur selten Bestandteil der freiwilligen Ansätze und werden heftig bekämpft, wenn sie von politischen Entscheidungsträgern vorgeschlagen werden.

„Greenwashing und leere Versprechen werden uns bei der Lösung der Plastikkrise und den daraus resultierenden Umweltproblemen nicht helfen. Daher ist es allerhöchste Zeit für verbindliche rechtliche Vorgaben wie eine Herstellerabgabe, Mehrwegquoten und ein Einwegpfandsystem, um den stetig wachsenden Müllbergen entgegenzuwirken.“ so Steger abschließend.

Den Report finden Sie HIER.

Rückfragen & Kontakt:
Lena Steger, GLOBAL 2000 Ressourcen- und Plastiksprecherin
lena.steger@global2000.at 0699 14 2000 22

Michael Lachsteiner, GLOBAL 2000 Pressesprecher
michael.lachsteiner@global2000.at 0699 14 2000 20

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