Politik bremst Transportgewerbe

Fahrer werden ist nicht schwer, (LKW-)Fahrer sein dagegen sehr! Denn unzählige Vorgaben wie Tempolimits, Fahrverbote, Mauterhöhungen und Konkurrenz aus dem Ausland machen den heimischen Transporteuren das Leben schwer. Mit welchen Problemen die Branche zu kämpfen hat, wurde bei der Jahrestagung der WKOÖ-Fachgruppe bei MAN in Steyr deutlich.

Wie die Situation im heimischen Transportgewerbe aussieht, fasste Fachgruppenobmann Franz Danninger zusammen: „Das oberösterreichische Transportgewerbe mit rund 1.000 konzessionierten Betrieben und zusätzlich fast 900 Kleintransporteuren im Paket- und Expressdienst bietet etwa 22.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Marktschwankungen in immer kürzeren Zeitabständen machen dabei die Planbarkeit des Geschäfts für Transporteure zusehends schwieriger, die stetig steigende Kostenentwicklung durch Steuern, Abgaben sowie Restriktionen und Fahrverbote sind Gründe für eine insgesamt eher zurückhaltende Konjunkturerwartung der Branche.“

Individuell und regional
Viele Potenziale werden einfach nicht genutzt. „Insgesamt steigen die Transportvolumen in Europa, aber wo findet dieses Wachstum statt?“, so die kritische Frage von Danninger. „Das Transportgewerbe verzeichnete im letzten Jahr einen Rückgang von 3,1 Prozent. Jedes zweite Fahrzeug im grenzüberschreitenden Verkehr ist inzwischen im Ausland angemeldet, was sich in den Kilometerzahlen heimischer Fahrzeuge auf Österreichs Autobahnen widerspiegelt. So hat der Anteil ausländischer Fahrzeuge die 50 Prozent-Marke bereits überschritten.

Das Match auf den internationalen Märkten wird für die heimischen Transporteure immer komplizierter, daher müssen wir unsere Chancen auf den Inlandsmärkten noch gezielter nützen“, verweist Danninger auf eine aktuelle Studie der WU Wien zum Thema Fuhrparkeffizienz. Nach dieser Studie wird  immer noch fast die Hälfte der produzierten Güter von Produzenten, der Industrie und dem Handel mit eigenen Werkverkehren transportiert. Ein Drittel dieser Betriebe zeigt aber durchaus Bereitschaft zum Outsourcing ihrer Transporte, um die Effizienz zu steigern und sich auf eigene Kernaufgaben beschränken zu können. „Diesem Segment müssen wir noch gezielter individuelle Qualitätslösungen anbieten und hier die Chance nutzen, unsere Transportmarktanteile nachhaltig zu sichern“, betont Danninger und spricht damit das Potenzial im guten wirtschaftlichen Umfeld in Oberösterreich mit einer starken produzierenden Wirtschaft und hohem Exportanteil an.

Maßvolle Rahmenbedingungen
„Mit österreichweit über 150 regionalen Fahrverboten wird die Branche in der täglichen Arbeit auf eine harte Probe gestellt. Wir dürfen keine Situation wie in der Steiermark oder gar in Tirol bekommen, wo kürzlich mit der Begründung Immissionsschutz weitere Fahrverbote erlassen wurden. Diese treffen vor allem den regionalen Versorgungsverkehr hart“, appelliert Danninger an die verantwortliche Politik in Oberösterreich, weiterhin Augenmaß zu bewahren.

„Das aktuell verhängte Lkw-Überholverbot auf drei- oder mehrspurigen Autobahnen, das mit den Gefahren durch den Geschwindigkeitsunterschied zwischen Pkw und Lkw begründet wird, haben wir akzeptiert. Aus dem selben Grund müsste aber auch das immer noch geltende Tempolimit von 60 km/h für Lkw in der Nacht auf Autobahnen endlich gestrichen werden, zumal moderne Lkw inzwischen optimierte Emissionswerte bei einer Geschwindigkeit von etwa 80 km/h aufweisen“, fordert Danninger Konsequenz der Verkehrsministerin in diesem Punkt ein.

Untragbare Erhöhung der Mauttarife 2014
Die Hauptursache für die schwierige Wettbewerbssituation auf dem europäischen Markt liegt für Danninger aber vor allem in den hohen Steuern und Abgaben. „Österreich ist der teuerste Transportstandort in der gesamten EU. Trotzdem legte die Verkehrsministerin kürzlich eine Mauttarifverordnung vor, die für 2014 Lkw-Mauterhöhungen in allen Fahrzeugklassen zwischen 8 und 9 Prozent vorsieht. Und das obwohl die ASFINAG im letzten Jahr 472 Millionen Euro Überschuss machte und 100 Millionen Euro Dividende an den Bund bezahlen konnte.Die Lkw-Maut wurde 2003 mit dem klaren Versprechen eingeführt, aus den Erlösen Errichtung und Erhalt von Verkehrsinfrastruktur zu finanzieren. Dieses Versprechen wird eiskalt gebrochen“, sagt Danninger. Dass die für 2014 geplanten Mauttarife für die emissionsärmsten Fahrzeuge (Euro6) dazu noch stärkere Erhöhungen als für emissionsreichere Fahrzeugklassen vorsehen, ist für den Obmann ein Schlag ins Gesicht aller Fahrzeughalter, die im Interesse einer umweltverträglichen Mobilitätsentwicklung gewaltige Summen in neue, schadstoffarme Fahrzeuge investieren.

LKW „Friends on the road“
Auch die Transportbranche wird vom Fachkräftemangel erfasst, der Branche gehen die Lenker aus. Das Tätigkeitsfeld des Lenkers hat sich durch Spezialkompetenzen in den Bereichen Ladungssicherung, über Bordcomputer steuerbare Transportorganisation und Logistik weit über das bloße Lenken hinaus entwickelt.

Mit der Marke „LKW Friends on the road“ vertieft die Branche die Kommunikation über Funktion und Nutzen des Lkw in Richtung Öffentlichkeit. „Wir wollen die Menschen über den Nutzen unserer Arbeit informieren und durch aktiven Kontakt bei unseren Road-Shows Vorbehalte und Ängste abbauen, denn wir bringen, was Sie täglich brauchen“, bringt Danninger die Nutzenbotschaft der Transportbranche auf den Punkt.

Quelle: Logistik express Fachmagazin 1/2014

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