|

Procter und Gamble will mehr Bahn fahren

Verstopfte Straßen und volatile Ölpreise lassen den Markenartikler Procter & Gamble stärker auf die Bahn abfahren. 30 Prozent der Fracht sollen auf die Schiene kommen.

Die verstopften Straßen und die schwankenden Ölpreise lassen die Industrie immer häufiger über alternative Transportmöglichkeiten nachdenken. Alternativ denken im Sinne einer Neuausrichtung der Supply Chain und LKW-Fahrten überall dort vermeiden, wo das in der Transportkette möglich ist. Procter & Gamble (P&G), der US-stämmige Markenartikler und Produzent von Zahnpasta (Pampers, blend-a-med) und anderen Produkten mehr, transportiert in Europa derzeit rund 20 Prozent seiner Produkte mit der Bahn. „Bis 2015 soll dieser Wert auf 30 Prozent steigen“, gibt Heidemarie Magyar-Koch, Sprecherin von Procter &Gamble in Österreich, gegenüber Logistik express bekannt. Dabei wird nicht auf den Verkehrsträger Wasser vergessen; auch die Binnenschifffahrt hat in der Logistik von P&G ausreichend Platz.

P&G investiert in Bahnanschlüsse zu seinen großen Produktionswerken in Europa, wie beispielsweise im deutschen Euskirchen oder im französischen Amiens. „Das ermöglichte uns einen Testbetrieb von Auslieferungen per Bahn direkt zu einem führenden Handelskunden in Österreich“, so Magyar-Koch. Um gleich hinzuzufügen: Die große Herausforderung bei Bahntransporten in Österreich sei derzeit die Pünktlichkeit. Die Aussage dieser Botschaft liest sich zwischen den Zeilen. Dabei ist gerade die Pünktlichkeit neben der Liefertreue ein ganz wesentliches Element in der Logistik-Strategie des Unternehmens. Pünktlichkeit ist längst zu einem wichtigen Qualitätskriterium mutiert und Nachlässigkeiten in der Transportkette werden vom Kunden schneller wahrgenommen als man zu erwarten wagt, weiß man bei P&G aus langjähriger Erfahrung mit Logistik-Dienstleistern. Für die Pünktlichkeit wurde P&G in den Niederlanden und in Großbritannien nach eigenen Angaben schon mehrmals ausgezeichnet.

Logistik basiert auf einer Drei-Säulen-Strategie
Die Reduktion von CO2-Emissionen gewinnt immer mehr an Bedeutung, die Antwort darauf ist eine Drei-Wege-Logistik-Strategie: Belieferung der Kunden direkt ab dem P&G-Produktionswerk; oder Belieferung der Kunden über Hubs, die P&G-Produkte aus verschiedenen Werken in Kundenlieferungen zusammenstellen; oder als dritte Variante Pakettransporte zu Drogerien, Friseuren und teilweise in den Elektro-Handel. Der Name P&G steht nicht nur für so bekannte Produkte wie Pampers, Blend-a-med, Oral-B oder Lenor, sondern auch für die Elektroprodukte von Braun.

„Wir legen Wert auf voll beladene Lkw…“
In Österreich werden rund 60 Prozent der Produkte direkt von den Produktionsstätten zu den Kunden gebracht. „In voll ausgelasteten LKW“, wie Magyar-Koch ausdrücklich betont. Der Rest wird über die Hubs disponiert. Die Logistik ist bei P&G in Österreich ein wichtiger strategisches Instrument, bei dem externe Logistiker genauso zum Zug kommen wie hausinternes Know-how. In ganz Europa sind rund 100 Logistikpartner für P&G tätig; darunter sind auch österreichische Transportunternehmen stark vertreten, sowohl im nationalen Österreich-Verkehr als auch im internationalen Logistik-Geschäft.

Kühne + Nagel macht Österreich-Logistik
In Österreich setzt man beim Zentrallager und bei der Logistik auf die Marke Kühne + Nagel. „Outsourcing ist ideal, um die Stärken externer Anbieter in jenen Bereichen einzusetzen, wo P&G intern keine ausreichende Kapazität oder kritische Masse hat“, so Magyar-Koch. Eine solide Auswahl der externen Partner und eine langfristige Zusammenarbeit mit diesen, gepaart mit der Option auf permanente Verbesserung der Prozesse, haben P&G bislang gute Erfahrungen mit Outsourcing gebracht.

Ein offeneres Herz wünscht sich P&G vom Gesetzgeber: Der sollte technischen Innovationen offener gegenüberstehen. So beispielsweise dem viel diskutierten Giga-Liner-LKW, der in nordischen Ländern schon im Einsatz ist, während im übrigen Europa und so auch in Österreich noch über den Testbetrieb diskutiert wird. Magyar-Koch: „Wir brauchen klare technische Rahmenbedingungen und die Offenheit, Neues auszuprobieren zu wollen“.

P&G vergibt in Europa jährlich Transporte im Wert von 200 Mio. Euro. Produziert werden Meister Proper, Wella, Ariel, Duracell und Co ausschließlich außerhalb von Österreich. Pampers beispielsweise in Deutschland. In Österreich gibt es keine Werke, sondern wird mit 200 Mitarbeitern von Wien und Linz aus der Vertrieb gesteuert. Seit 1967 ist der Konzern in Österreich vertreten. Weltweit kommen vier Milliarden Menschen täglich mit Produkten von P&G in Berührung. Der Konzern beschäftigt weltweit 127.000 Mitarbeiter in 80 Ländern. Procter & Gamble wurde 1837 von zwei Europäern gegründet, die in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren: William Procter, ein Kerzenzieher aus England, und James Gamble, ein Seifensieder aus Irland. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich auch heute noch in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio. (MT)

Logistik express Redaktion: Markus Trostmann

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar